Läutet „Big Ben“ die Endzeit ein?

Läutet „Big Ben“ die Endzeit ein?

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Heute ist Jackson Hole der Nabel der Welt. In dem malerischen Tal in den Rocky Mountains treffen sich Notenbanker aus aller Welt. Die Rede von Fed-Chef Bernanke könnte die Börsen ins Trudeln bringen.

Wenn sich heute Freitag die Zentralbanker in Wyoming zur Jahreskonferenz treffen, werden vor allem die Worte von US-Notenbankchef Ben Bernanke interessieren. Vor einem Jahr hatte der Fed-Chef im Städtchen Jackson Hole in den Rocky Mountains das „Quantitative Easing II“-Programm angekündigt – den Aufkauf von US-Staatsanleihen im Wert von 750 Milliarden US-Dollar. Die Anleger applaudierten, die Charts an den Börsen zeigten steil nach oben.

Weil sich in der US-Wirtschaft erneut Rezessionsängste breitmachen, ist Bernankes Mission delikat. Im ersten Halbjahr 2011 ist die US-Wirtschaft kaum gewachsen, die Arbeitslosigkeit beträgt fast zehn Prozent und angesichts der Schuldenkrise in den USA und Europa ist keine Besserung in Sicht. Zum Heilmittel Zinssenkung kann der Fed-Chef nicht mehr greifen, der Zins liegt bereits bei Null.

„No summer fun“?

Wird Bernanke also erneut zum Trick Anleiheaufkaufprogramm greifen? Die Märkte sind in freudiger Erwartung. Möglicherweise wird der Fed-Chef die Anleger aber enttäuschen. Analysten von Goldman Sachs gehen davon aus, dass die US-Notenbank die Märkte vertrösten wird. „No summer fun at Jackson Hole“, titelte das „Wall Street Journal“ diese Woche in einem auf Insiderinformationen beruhenden Artikel. Selektiv informieren gehört bei Bernanke zum Programm: Man will die Finanzmärkte auf die bevorstehenden Ankündigung oder deren Ausbleiben vorbereiten.

Munition für schlechtere Zeiten

Ökonom Klement rechnet damit, dass Bernanke kein neues Anleihekauf-Programm ankündigen wird. Der Grund: Die US-Notenbank braucht Munition für noch schlechtere Zeiten. Darum dürfte Bernanke in bester Notenbankersprache verkünden, dass – falls nötig – weitere Mittel ergriffen würden, ohne ein „Quantitative Easing“ zu erwähnen. Gegen eine neuerliche Intervention spricht zudem, dass man sich innerhalb der Fed über den richtigen geldpolitischen Kurs nicht mehr einig ist.

Sollte Bernanke am Freitag also verkünden, die Zeit sei noch nicht reif für ein neues Anleiheprogramm, dürften die Börsen seitwärts tendieren.

Schicksal der Weltwirtschaft

Angesichts der weltweiten Turbulenzen dürfte Ben Bernanke versuchen zu beruhigen. Tausende Börsianer und die im Publikum sitzenden Notenbanken-Chefs werden die Worte des „Heilsbringers“ aufsaugen, filtern und hoffen, „Big Ben“ möge das Unheil auch dieses Jahr abwenden. In Jackson Hole geht es um den Preis des Geldes – und das Schicksal der Weltwirtschaft.