Investieren braucht Verantwortung

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Luxemburg ist einer der wichtigsten Märkte der Welt für sogenanntes „verantwortungsvolles investieren“. Am Mittwoch traf sich die Finanzbranche in der Handelskammer, um eine Reihe Vorträge zu dem Thema anzuhören und darüber zu debattieren.

Eröffnungsredner waren Finanzminister Luc Frieden und Großherzogin Maria Teresa, die bekanntlich sehr aktiv auf diesem Gebiet ist.

„Es liegt nicht in unserer Macht, zu entscheiden, wann wir geboren werden. Wir müssen nur entscheiden, was wir mit der Zeit anfangen wollen, die uns gegeben ist“, zitierte die Großherzogin den Autoren J. R. R. Tolkien. „Wir sind hier, weil wir ein gemeinsames Bestreben haben, was wir mit unserer Zeit anfangen müssen“, fuhr sie fort. Den Finanzleuten rief sie die Millenniumziele in Erinnerung, die zu Beginn dieses Jahrtausends von den Vereinten Nationen formuliert worden sind. Diese Ziele sehen u.a. vor, bis zum Jahre 2015 Hunger und Armut um die Hälfte zu verringern und dafür zu sorgen, dass alle Kinder in der Welt wenigstens eine Primarbildung erhalten. Diese Ziele seien beständig in Gefahr durch eigennütziges Handeln und Ablenkung.

„Lassen sie uns nicht vergessen, dass die Finanzkrise in der kapitalreichen Hälfte der Welt ausgebrochen ist. Indem wir dieses Privileg missbraucht haben, haben wir anstatt Wohlstand zu schaffen, Wohlstand zerstört.“ Die Großherzogin sieht jedoch keinen Grund, die Ziele aufzugeben. „Diese Ziele sind niemals ein Ziel an sich! Sie sind ein Aufruf zum Handeln!“, versuchte sie die anwesenden Finanzleute zu motivieren. „Diese Konferenz ist der Beweis dafür, dass wir etwas machen wollen und können.“

Die landwirtschaftliche Kapazität, den Hunger zu bekämpfen und die wissenschaftlichen Erkenntnisse um die Umwelt für zukünftige Generationen zu schützen, seien längst vorhanden.

Wichtige Rolle

Der Finanzsektor könne hier eine wichtige Rolle spielen, erklärte die Großherzogin. Erstens könne er Kapital einsammeln und dahin transferieren, wo es am meisten gebraucht wird. Zweitens vermöge er, ethisches Verhalten beim Investieren zu ermutigen und zu belohnen.In den Regeln, nach denen der Norwegische Staatsfonds funktioniert, sieht Großherzogin Maria Teresa ein gutes Beispiel hierfür. Der Staatsfonds hat einen Ethik-Rat und die Regeln, die sein Funktionieren sichern, beinhalten Ethikrichtlinien.

Stetes Wachstum des Marktes für verantwortungsvolles Investieren seien ein Zeichen dafür, dass die Investoren an die Branche glauben, deutete die Großherzogin und zeigte sich stolz, dass Luxemburg mit seiner Mikrofinanzbranche einen Beitrag leisten kann. Die Großherzogin wirbt immer wieder für verantwortungsvolles Investieren, insbesondere im Mikrofinanzbereich.

Doch sie sprach nicht bloß darüber, wie die Finanzwelt in den von Hunger und Armut geplagten Teilen der Welt Gutes tun kann.

Bildung und Umfeld

Die Jugend bei uns sei genauso wenig darauf vorbereitet, unternehmerisch aktiv zu werden wie ihre Altersgenossen in den Entwicklungsländern, beklagte sie. Sie lobte einen Vorschlag der französischen Regierung, Entrepreuneurship bereits durch Unterricht in der Schule zu fördern. Die Schlüssel, um die nötige Kreativität zu fördern, seien Bildung und das richtige Umfeld. Aber auch hier komme der Finanzwelt eine wichtige Rolle zu. Die des Finanziers, der es ermöglicht, Initiativen von Entrepreneuren umzusetzen.

Die Krise habe die Menschen auf das Problem aufmerksam werden lassen, glaubt Frieden. Eine Besserung geschehe über einen langen Prozess, der nicht nur die Finanzbranche ergriffen hat, so der Luxemburger Finanzminister. Er nannte das Beispiel der Textilindustrie.

Vorfälle in Bangladesch, bei denen Textilfabriken eingestürzt und viele Menschen getötet worden waren, hatten viele Menschen erst wachgerüttelt und darauf gestoßen, wo und unter welchen Bedingungen ihre günstigen Kleider hergestellt werden. Hier beginne richtiges Handel, erklärte der Minister und nahm auch die Verbraucher mit in die Verantwortung.

Zum verantwortungsvollen Handeln gehöre es in gewisser Weise auch, sich internationalen Standards zu unterwerfen, erklärte Frieden. Die Regierung hatte in den letzten Wochen bekannt gemacht, Luxemburg wolle in Sachen Bankdatenaustausch mit den europäischen Partnern und den USA kooperieren.