Dienstag11. November 2025

Demaart De Maart

Gagfah wirft Millionen Aktien auf den Markt

Gagfah wirft Millionen Aktien auf den Markt

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Der neue Gagfah-Chef verliert bei der Neuausrichtung des in Luxemburg beheimateten Wohnungskonzerns keine Zeit: Nach der milliardenschweren Refinanzierung geht Thomas Zinnöcker nun die Trennung vom langjährigen Großaktionär Fortress an.

Möglich wird dies durch eine knapp 400 Millionen Euro schwere Kapitalmaßnahme, mit deren Hilfe der Anteil des Finanzinvestors an dem Konzern auf unter 50 (bislang: 60,8) Prozent abschmilzt. Damit wird der seit Langem erwartete Abschied auf Raten eingeleitet.

Die Anleger reagierten am Mittwoch allerdings ungnädig: Die Gagfah-Aktie markierte mit einem Minus von 6,4 Prozent vorübergehend ein Vier-Monats-Tief von 8,76 Euro und war damit eines der Schlusslichter im Nebenwerteindex MDax. Dabei wechselten bis zum Mittag mehr als vier Mal so viele Gagfah-Titel den Besitzer wie an einem gesamten Durchschnittstag.

Das dürfte auch an der starken Verwässerung liegen. Denn insgesamt warf Gagfah quasi über Nacht 40 Millionen Aktien auf den Markt. Die Hälfte davon stammt aus eigenem Besitz oder wurde über eine Kapitalerhöhung neu emittiert. Die anderen 20 Millionen platzierte Fortress selbst. Die begleitenden Geldhäuser Deutsche Bank, Goldman Sachs und Unicredit brachten die Papiere nach Angaben von Bankern und Händlern zu je 8,85 Euro an den Mann – ein Abschlag zum Vortagesschlusskurs von fünf Prozent und ein Emissionsvolumen von 354 Millionen Euro, falls alle Aktien verkauft wurden. Das war das untere Ende der Preisspanne, die den Kreisen zufolge bis 9,15 Euro reichte.

Das Geld für Investitionen fehlte

Schon beim Börsengang der deutschen Annington, der in dieser Woche erst im zweiten Anlauf glückte, hatte sich gezeigt, dass Investoren nicht mehr bereit sind, jeden Preis zu zahlen, um in den florierenden deutschen Wohnungsmarkt zu investieren.

Fortress hatte Gagfah – mit weit über 100.000 Wohnungen eine der größten Immobiliengesellschaften in Deutschland – im Jahr 2006 an die Börse gebracht und wartet seit Längerem auf eine günstige Gelegenheit zum Ausstieg. Jahrelang gönnte sich der Finanzinvestor üppige Quartalsdividenden, die Kritikern zufolge zulasten des Wohnungsbestandes gingen, weil das Geld für Investitionen fehlte. Entsprechend ist der Leerstand heute überdurchschnittlich hoch, obwohl gerade in den Großstädten die Nachfrage nach günstigem Wohnraum groß ist.

Zinnöcker wurde im April von der kleineren Konkurrentin GSW abgeworben und will nun ein neues Kapitel aufschlagen: Gagfah müsse wieder stärker wohnungswirtschaftlich und weniger finanztechnisch geführt werden, hatte er gleich zu seinem Amtsantritt angekündigt und damit ein klares Signal in Richtung Fortress gesendet. Der dahindümpelnden Aktie verlieh das zeitweise starken Rückenwind.

Teure Kredite

Die knapp 180 Millionen Euro, die Gagfah aus der eigenen Platzierung eingenommen haben dürfte, soll nun zu zwei Dritteln zur Tilgung teurer Kredite verwendet werden, um die Kapitalstruktur weiter zu optimieren. Insgesamt hat Gagfah in diesem Jahr bereits drei Milliarden Euro über Verbriefungsstrukturen refinanziert. Die übrigen Mittel aus der Kapitalmaßnahme fließen in die Instandhaltung der Wohnungen. Von den Fortress-Erlösen sieht Gagfah nichts. Es gilt als wahrscheinlich, dass der Finanzinvestor mittelfristig weitere Aktienpakete auf den Markt wirft, möglich ist das aber frühestens in vier Monaten.

Die übrigen Anleger lockt Gagfah mit der Aussicht auf eine Wiederaufnahme der Dividende – allerdings erst Ende 2014 – und dem Erreichen seiner Gewinnziele. So soll das operative Ergebnis pro Aktie dieses Jahr um fünf bis zehn Prozent zulegen, wie Zinnöcker bekräftigte.

2014 werde dann schon ein Wachstum von 7,5 bis 12,5 Prozent angepeilt, dann sollen die ersten Investitionsmaßnahmen bereits mehr Mieter anlocken.