Frankreich: Wachstum mit Schattenseiten

Frankreich: Wachstum mit Schattenseiten
(AFP/Julien Warnand)

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Der Konsum stagniert, die Importe übersteigen die Ausfuhren, die Unternehmen füllen ihre Läger mit ihren Produkten. Im dritten Quartal 2016 kommt Frankreich auf ein Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent.

Das Jahr 2016 hatte gut begonnen für die französische Wirtschaft. Das erste Vierteljahr schloss mit einem Wachstum der Wirtschaftsleistung in Höhe von 0,6 Prozent ab. Die Regierung träumte von 1,5 Prozent für das ganze Jahr. Dann begann der Streit um ein neues Arbeitsrecht. Mitten in der Fußball-Europameisterschaft legten die Gewerkschaften mit Streiks an 14 Tagen Paris lahm, blockierten Fabriken, fuhren die Elektrizitätsleistung zurück, legten Eisenbahn und Straßenbahnen lahm. Das erhoffte Wachstum durch die Fußballer verpuffte, und die Wirtschaft sackte ab. Nach korrigierten Zahlen gab es in den Monaten Mai, Juni und Juli überhaupt kein Wirtschaftswachstum. Es sackte im Gegenteil auf minus 0,1 Prozent ab.

Von August bis September gab es nun wieder einen Zuwachs in der wirtschaftlichen Leistung Frankreichs. Er lag bei 0,2 Prozent und ist im Prinzip enttäuschend. Denn auch hier litt Frankreich. Die Kaufkraft-starken Touristen aus den USA und weiten Teilen Asiens blieben aus. Der Magnet Automobilsalon im September verzeichnete 200.000 Besucher weniger als erwartet. Hotels in Paris leiden mittlerweile seit sechs Monaten unter einer Auslastungskrise.

Ausgaben der Haushalte stagnieren

Die großen Tendenzen für ein schwaches Wachstum aber sind andere. Im zweiten Vierteljahr hintereinander stagnieren die Ausgaben der Haushalte, schreiben die Statistiker. Die Importe steigen mit plus 2,2 Prozent wieder an, nachdem sie sich zuletzt stark verlangsamt hatten. Die Exporte hingegen stagnieren mit einem Plus von gerade 0,6 Prozent.

Der Saldo zwischen Importen und Exporten trüge mit einem negativen Ergebnis zum Wachstum des dritten Quartals bei, schreibt Insee. Die Gesamtsituation trüge schließlich dazu bei, dass die Unternehmen wieder mehr für ihre Lager produzierten, während die Lager sich im Quartal zuvor leicht geleert hätten. Denn: Während der Absatz der Waren stagnierte, stiegen die Produktion und Dienstleistungen an.

Gesamtjahr 2016: 0,8 bis 1,1%

Mit einem Anstieg von 13,8 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal ragen die Kokereien und Raffinerien heraus. Hier zeigen sich die Auswirkungen der Streiks. Dieser Energiebereich hatte im zweiten Quartal ein Minus von 12,8 Prozent verzeichnet. Der Grund: Die Gewerkschaften CGT und FO hatten mit kleinen Streikmannschaften im zweiten Quartal insbesondere Raffinerien lahm gelegt, um Tankstellen auszutrocknen. Auch der Bausektor legte im dritten Quartal zu, allerdings nicht genügend, um das Gesamtwachstum zu beeinflussen.

Die französische Regierung war für das Budget 2016 von einem Wachstum von 1,5 Prozent ausgegangen. Wirtschaftswissenschaftler gehen nun von einem Wachstum zwischen 0,8 Prozent und maximal 1,1 Prozent für das Gesamtjahr aus. Das Problem: Mit einer ähnlich optimistischen Prognose geht Frankreichs Regierung in das Wahljahr 2017. Nur: Wenn die Wirtschaft 2016 nicht in Schwung kommt, wird es schwierig, im Jahre 2017 die Prognosen einzuhalten.