Christian Muller
Auch wenn die Weltwirtschaft im kommenden Jahr, angetrieben von China und den USA, die Trendwende schaffen wird, so Axa Investment Managers, und ein „nachhaltiges Wirtschaftswachstum“ entstehen wird, sind nicht alle Probleme gelöst. Vor allem für Japan und für Europa ist Chef-Volkswirt Raphael Gallardo eher pessimistisch gestimmt.
In Japan leiden vor allem die Exporte unter dem starken Yen – der gegenüber der Währung des Hauptkonkurrenten Südkorea – seit der Krise um rund 40 Prozent gestiegen ist, so Axa. Zudem seien die staatlichen Stützungsprogramme der Verbraucher bereits ausgelaufen, und das mache sich im Konsum bemerkbar. Dennoch „erwarten wir keine Rezession, sondern nur ein sehr leichtes Wachstum“, so Raphael Gallardo.
Auch für Europa und vor allem für die Länder am Rande der Union ist Axa nicht zuversichtlich für die Zukunft. Dabei hatte die Versicherungsgruppe die Entwicklung Europas bereits in diesem Jahr als zu „pessimistisch eingeschätzt“, so der Volkswirt. „Wir hatten den deutschen Konsum und vor allem seinen Einfluss als Motor für die Wirtschaft Frankreichs und Norditaliens unterschätzt.“ Zudem sei der – wegen der Schuldenkrise – billigere Euro gut für die deutschen Exporte.
Das Problem in Europa sei die Schuldenkrise, so Gallardo. „Die Situation ist weit davon entfernt, sich stabilisiert zu haben.“
Historisch gesehen seien die Länder, die ihre Schulden nicht mehr bezahlen konnten, deutlich weniger hoch verschuldet gewesen als die Euro-Länder heute. Alles hänge jetzt davon ab, ob die Märkte glauben, dass die einzelnen Länder schnell genug wachsen werden, um die hohen Schulden und die Zinsen bezahlen zu können. Wie lange werden die Märkte das noch finanzieren, fragt er sich. „Europa ist abhängig von der Geduld der Finanzmärkte.“
„Restrukturierung ist unausweichlich“
Was Irland angeht, so ist Axa eher zuversichtlich. Das Land habe eine sehr flexible Wirtschaft und – im Gegensatz zu Griechenland – eine glaubwürdige Finanzpolitik. „Wenn Irland seine niedrige Unternehmenssteuer behalten kann“, dann werde es auch wieder schnell genug wachsen, um die Schulden handhaben zu können, so Gallardo.
Bei Griechenland sehe es jedoch ganz anders aus. Das Land werde in Zukunft seine Schulden restrukturieren müssen. „Das ist unausweichlich. Ich bin mir 100-prozentig sicher“, so Gallardo. Und es werde nicht ausreichen, einfach nur die Laufzeit der Schulden zu verlängern. „Das wird nicht helfen.“ Das Volumen der Schulden müsse radikal gekürzt werden. Die Kreditgeber werden nicht ihr ganzes Geld zurückerhalten. „Das werden sehr schwierige Verhandlungen werden“, prognostiziert er.
Und Portugal sei zwar nicht Griechenland – jedoch sehe es auch da nicht gut aus. Portugal habe zwar eine glaubwürdigere Finanzpolitik als Griechenland, habe jedoch zu wenig Wachstum. Trotz Nachholbedarf ist das Land in den letzten zehn Jahren langsamer gewachsen als der EU-Durchschnitt. Das Land werde 2011 die Hilfen des Stabilitätsfonds in Anspruch nehmen müssen, ist Axa überzeugt.
Und „die Schuldenkrise wird nicht bei Portugal stehen bleiben“, so Gallardo. Spanien sei zwar glaubwürdig, müsse den Märkten aber noch zeigen, dass es auch nach einer Immobilienkrise weiter wachsen kann. „Wir glauben, dass Spanien es schafft. Aber wie geduldig werden die Märkte sein?“ Auch in Italien stelle sich die Frage, wie lange die Märkte das Land noch finanzieren wollen.
Mit einem Euro-Ausstieg von einem der betroffenen Länder rechnet Axa nicht. Das würde zu viel soziales Leiden mit sich bringen. „Das wäre ein Massaker“, so Gallardo. Zudem hätte beispielsweise eine neue griechische Währung „überhaupt keine Glaubwürdigkeit“. Vorstellen könne er sich hingegen einen Ausstieg Deutschlands aus dem Euro. Nur da würde es Sinn ergeben, „wenn Länder wie Frankreich und Italien sich nicht an eine Haushaltsdisziplin halten wollen“, so Gallardo. „Die Deutschen können nicht ewig die Defizite der anderen bezahlen.“
Axa Investment Managers ist der Vermögensverwalter der Axa-Versicherungsgruppe. Für ihre Kunden verwaltet die in Paris beheimatete Firma rund 500 Milliarden Euro.
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