Im vergangenen Geschäftsjahr hat die Enovos-Gruppe einen Umsatz von 2,6 Milliarden Euro verbucht. Das ist ein Zuwachs von 6,3 Prozent verglichen mit dem Vorjahr. Der Nettogewinn liegt mit 117,6 Millionen Euro fast auf der gleichen Höhe wie im Vorjahr (118,4 Millionen). An seine Aktionäre wird der Konzern eine Dividende von 49 Millionen Euro ausschütten – der Luxemburger Staat erhält so rund 17 Millionen Euro.
Auch die Zahl der Mitarbeiter ist weiter gewachsen: Von 1.301 im Vorjahr auf 1.377 Personen heute. Die große Mehrheit der Beschäftigten (992 Personen) arbeitet in Luxemburg.
17 Millionen Euro für den Staat
„Trotz allem spürt auch Enovos die Auswirkungen der mauen Wirtschaftslage in Europa“, erklärt Marco Hoffmann, Präsident des Verwaltungsrats der Gruppe. So schrumpfte 2012 beispielsweise die Luxemburger Industrieproduktion um sechs Prozent. Als Folge hat Enovos letztes Jahr vier Prozent weniger Strom in Luxemburg verkauft.
Der Grund, warum Enovos trotzdem einen höheren Umsatz verbuchte, war ein deutlicher Zuwachs (6 Prozent) der Verkäufe in Deutschland. Mittlerweile erwirtschaftet der Konzern etwa 40 Prozent seines Umsatzes in dem Nachbarland. Auf Luxemburg entfallen leicht mehr als 50 Prozent der Verkäufe.
In Deutschland hat der Konzern seine Beteiligungen 2012 neu organisiert und in „einer Art Holding“, Enovos Deutschland SE, gebündelt. Dieser Prozess soll Mitte dieses Jahres abgeschlossen werden. Der Großteil des Stroms, den die Gruppe verkauft, hat sie zuvor auf internationalen Strombörsen gekauft. Nur ein kleiner Teil wird selber produziert.
Schwierigkeiten bereiten dem Energiekonzern die hohe Preisvolatilität, der zunehmende Konkurrenzdruck und die „vielen kleinen regulatorischen Maßnahmen“, so Hoffmann. Zudem liegt der Marktpreis für Gas heute unter dem Preis, den Enovos mit seinen Zulieferern in langfristigen Verträgen vereinbart hat.
Operativer Gewinn geht zurück
Auch die Preisrückgänge für Kohle und CO2-Verschmutzungszertifikate bereiten Enovos Sorgen. Sauberere „Gaskraftwerke werden weniger wettbewerbsfähig. Ihre Rentabilität ist bedroht.“ Dabei sei es notwendig, weiter in die erneuerbaren Energien zu investieren, warnt Hoffmann.
Diese krisenbedingten Schwierigkeiten machten sich beim operativen Gewinn der Gruppe bemerkbar: Er ist um 53 Millionen auf 163,3 Millionen Euro eingebrochen. Dass der Nettogewinn dennoch auf Vorjahreshöhe lag, ist auf den Verkauf (mit Gewinn) einer Beteiligung in Deutschland zurückzuführen.
„Wir sind aber, in so einem schwierigen Umfeld, zufrieden mit dem Resultat“, sagt Guy Weicherding, Finanzchef von Enovos. Etwa die Hälfte des Nettogewinns ist auf den Verkauf von Energie zurückzuführen, die andere Hälfte auf die Einnahmen des Netzbetreibers Creos, der zu 75 Prozent zur Enovos-Gruppe gehört. Etwa 3,3 Millionen Euro hat die Produktion erneuerbarer Energien zum Nettogewinn beigetragen. „Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, so Weicherding.
Investitionen
Wie in den vergangenen Jahren hat Enovos auch 2012 intensiv weiter investiert. Insgesamt sind die Investitionen von 142,6 Millionen Euro im Vorjahr auf 221,2 Millionen Euro in 2012 gestiegen. Die Verschuldung der Gruppe ist mit gewachsen: von 225,4 auf 297,1 Millionen Euro.
Investiert wurde 2012 unter anderem in das Netz von Creos Luxembourg, in eine zusätzliche Maschine für das Pumpspeicherkraftwerk SEO in Vianden, in einen Windpark in Frankreich, in mehrere Fotovoltaik-Projekte in Deutschland sowie in ein Biogaswerk in Belgien.
Auch die 5.000-Gaskunden der Stadt Düdelingen hat Enovos übernommen. Zusätzlich hat der Konzern eine Reihe kleinerer Unternehmen in den Nachbarländern aufgekauft.
Gut aufgestellt
Doch auch in Zukunft plant die Gesellschaft, weiter zu investieren, zu expandieren und neue Produkte anzubieten. „Es ist eine Strategie, die konsequent umgesetzt wird“, erklärt Jean Lucius, Geschäftsführer von Enovos. Mit einer Eigenkapitalquote von 52 Prozent (Vorjahr: 54 Prozent) sei das Unternehmen auch finanziell gut aufgestellt, um die Investitionen zu stemmen, so die Gesellschaft.
Allein der Netzbetreiber Creos hatte im November 2012 ein Fünfjahresprogramm mit Investitionen über 600 Millionen Euro vorgestellt. „Mittelfristig rechnen wir mit einem weiter steigenden Stromverbrauch“, so Mario Grotz, Creos-Verwaltungsratspräsident. „Daher müssen wir kontinuierlich investieren.“
Insgesamt ist Enovos zuversichtlich für das laufende Geschäftsjahr. „Wir rechnen mit einem Gewinn in gleicher Höhe wie 2011“, so der neue Finanzchef der Gruppe.
Zuversicht für die Zukunft
Eine Prognose, wie der Strompreis sich weiter entwickeln wird, wollte Enovos jedoch nicht abgeben. „Momentan zeigt die Tendenz eher nach unten“, meint Jean Lucius. Es müsse aber ein neues Gleichgewicht gefunden werden, damit sich Investitionen in erneuerbare Energien wieder lohnten. Doch der Preis werde wohl erst wieder steigen, wenn es der Wirtschaft wieder besser ginge. Eine Besserung der Wirtschaftslage scheint aber bisher noch nicht in Sicht zu sein. „Die Stromnachfrage durch den Dienstleistungssektor hat Anfang des Jahres stagniert“, sagt Romain Becker, Geschäftsführer von Creos.
Weitere große Änderungen im vergangenen Jahr waren der Verkauf von 23,48 Prozent an Envovos durch den traditionellen Aktionär ArcelorMittal. Käufer war die Beteiligungsgesellschaft Axa Private Equity.
Auch personelle Änderungen hat es gegeben: Direktionsmitglied Nestor Didelot ging in Rente und wurde durch Guy Weicherding (neuer Finanzchef) und Michel Schaus (Chief Operating Officer) ersetzt.
De Maart
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