Sind die Unternehmen in Luxemburg wettbewerbsfähig? Diese Frage war das beherrschende Thema auf den „Journées de léconomie“ am Mittwoch in der Handelskammer auf Kirchberg.
Ganz im Gegenteil zu dem, was oft behauptet wird, steht das Großherzogtum bei den Kosten, die für Betriebe anfallen, sehr gut da. Immerhin habe Luxemburg die niedrigste Steuerbelastung für Unternehmen. „Fallen in Belgien 33,9 Prozent, in Frankreich 33,3 und in Deutschland 29,5 Prozent Steuern für die Betriebe an, so sind das im Großherzogtum lediglich 28,8 Prozent“, so der Generaldirektor der Industriellenvereinigung Fedil, Nicolas Soisson. Aber auch die Lohnstückkosten lägen beispielsweise in Frankreich deutlich höher als im Großherzogtum. „Wir haben ein sehr konkurrenzfähiges Niveau der Lohnkosten“, so Serge Allegrezza, Direktor des „Observatoire de la compétitivité“, „denn die Lohnnebenkosten sind sehr niedrig“.
SES-Chef Romain Bausch sieht das ähnlich. „Die Lohnkosten sind verglichen mit anderen Länder durchaus konkurrenzfähig.“ Allerdings seien die Lohnkosten in den letzten Jahren gestiegen, was aber vor allem daran liege, dass hochqualifizierte Arbeitnehmer ins Land kämen, die auch höhere Gehälter bezögen. Außerdem liege die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes ohnehin nur bedingt an den Lohnkosten.
Die Infrastruktur stimmt
Ein Land, das durch niedrige Löhne oder Steuern attraktiv sei, müsse noch lang nicht wettbewerbsfähig sein. „Was nützen denn geringe Kosten, wenn die Infrastruktur nicht stimmt, die Transportwege voll mit Löchern sind oder die Mitarbeiter gering oder unpassend qualifiziert sind?“, so Lionel Fontagné, Wirtschaftsprofessor an der Universität Paris I. In diesem Bereich stehe Luxemburg gut da.
Dennoch ist nicht alles rosig. „Wir haben auch Schwachpunkte“, so Zentralbankchef Yves Mersch, „dazu gehört, dass unser Land relativ klein ist und die Einnahmen sehr volatil sind.“ Um an Produktivität und somit an Wettbewerbsfähigkeit zu gewinnen, sei es notwendig, qualifizierte Mitarbeiter ins Land zu holen und auch die Qualifikation in Luxemburg zu verbessern.
Administrative Hürden
Aber auch die administrativen Hürden belasten die Betriebe enorm. „Es ist ein Horror, welche Auswirkungen die Bürokratie auf die Unternehmen im Land hat“, so Robert Dennewald, Chef von Eurobéton. „1995 habe ich eine Commodo/Incommodo-Prozedur eingeleitet. Die wurde bis heute nicht abgeschlossen. Vor elf Jahren habe ich die Reklassierung eines Grundstücks beantragt. Auch da ist bislang nichts geschehen.“
Dennewald beobachtet aber auch eine Erosion der Gewinnmargen der Unternehmen. „Das ist eine gefährliche Entwicklung. Die Betriebe müssen es schaffen, in die Großregion hinein zu expandieren.“
De Maart

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