Der Zustand der Luxemburger Fondswelt

Der Zustand der Luxemburger Fondswelt

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Am Mittwoch blickte der Fondsverband ALFI auf ein gutes Jahr 2013, auf ein Jahr 2014 mit vielen Herausforderungen und nach Asien.

Die Köpfe der Luxemburger Fonds-Lobby ALFI strahlen Selbstsicherheit aus, als sie vor die Presse treten, um auf das letzte Jahr zurückzuschauen und einen Blick auf das neu begonnene Jahr zu werfen.

Ihr letztes Jahr ist äußerst positiv verlaufen. Das Nettovermögen der Fonds ist binnen einem Jahr von 2.383 Milliarden Euro auf 2.615,4 Milliarden Euro gestiegen. Summen, die kaum noch zu fassen sind. Die Nettozuflüsse alleine betrugen 193 Milliarden Euro und machten die Hälfte aller Zuflüsse in Europa aus.

Die ALFI-Mannschaft um ihren Präsidenten Marc Saluzzi trägt die Zahlen gut gelaunt und doch sachlich vor. Die Sonne scheint durch die Fenster des „Hauses der Finanzen“, des Sitzes sämtlicher Lobbygruppen der Luxemburger Finanzwelt auf dem Kirchberg. Es gibt jedoch keinen Grund zu übertriebenem Jubeln, so scheint es, denn nun gilt es, von den drohenden Problemen zu sprechen.

Eine Bedrohung der besonderen Art ist für ALFI-Präsident Saluzzi noch immer die Finanztransaktionssteuer, deren Einführung wie ein Damoklesschwert über der Finanzwelt pendelt.

Transaktionssteuer und andere Gefahren

Eine solche Steuer auf den Kauf und Verkauf von Wertpapieren werde der Fondsbranche schaden, erklärt die ALFI; Fonds würden das Land verlassen, davon ist die ALFI überzeugt. Zudem behandle die Transaktionssteuer die Fonds schlechter als andere Anlageformen, da bei Fonds nicht nur der Kauf und der Verkauf durch den Anleger betroffen sind. Nein, auch wenn in dem Fonds, der ja eigentlich ein Topf aus Wertpapieren ist, gerührt und dabei ein Wertpapier durch ein anderes ersetzt werde, müsste, würde sie denn eingeführt werden, Transaktionssteuer bezahlt werden.

Eine ähnlich ungleiche Behandlung fürchtet die Fondsbranche seitens einer anderen Direktive: Mifid. Diese Direktive soll mit ihren Anforderungen die Käufer von Finanzprodukten wie Fonds schützen. Die ALFI bemängelt allerdings, dass nicht alle Sparformen, insbesondere Versicherungen, durch die Direktive geregelt werden und somit nicht die gleichen Spielregeln für alle gelten.

Weniger schwarz und weiß wird das Bild, das die ALFI zeichnet, wenn es um Asien geht. Asien ist ein riesiger Zukunftsmarkt für die Fondsbranche. Ein guter Teil der Fonds, die dort verkauft werden, stammen aus dem Ausland, viele davon aus Luxemburg. Kein Wunder also, dass die ALFI regelmäßig Werbefeldzüge auf dem Kontinent startet – Ende letzten Jahres sogar zwei in verschiedenen Ländern gleichzeitig.

Allerdings schläft die Konkurrenz in Asien nicht. Es gibt einige Initiativen, damit sich dort Länder zusammentun, um ein System ähnlich dem europäischen UCIT einzuführen. Das bedeutet, dass wenn ein Fonds in einem der Länder alle Prozeduren durchlaufen hat und ordnungsgemäß registriert ist, er auch in den Partnerländern verkauft werden darf. Nennenswert ist vor allem die Initiative der Association of Southeast Asian Nations (Asean). Deren Mitglieder Malaysia, Singapur und Thailand haben bereits ein solches System auf die Beine gestellt. Aber auch China und Hongkong erkennen ihre Fonds gegenseitig an. Doch die ALFI beschwichtigt: International ist immer noch der europäische UCIT gefragt. „Selbst ein chinesischer Investor, der international investieren will, wird weiterhin Ucits benutzen“, so Anouk Agnes, stellvertretende Direktorin der ALFI.

„Noch keine Bilanz von AIFMD möglich“

Überhaupt geht der Trend eher zur Kooperation. Die europäische Direktive für alternative Investmentfonds (AIFMD) ermöglicht es der europäischen Aufsicht ESMA, Verträge mit anderen Ländern abzuschließen, damit diese ihre Fonds ab 2015 an institutionelle Kunden in der EU verkaufen dürfen, erklärt Saluzzi. Es versteht sich von selbst, dass von den Partnern im Gegenzug das Gleiche abverlangt wird.

Werbung bleibt aber wichtig, ist sogar wichtiger denn je. Paris und London sitzen Luxemburg im Nacken, warnt die ALFI. Zehn Millionen Euro zahlt der Luxemburger Finanzsektor aus eigener Tasche für die Promotion. Er würde es gut finden wenn die Regierung noch einmal den gleichen Betrag beisteuern würde, sagt Saluzzi. Vor allem Niederlassungen der ALFI überall auf der Welt seien wichtig. 2010 trug der Finanzsektor mit fast zwei Milliarden zum Steueraufkommen bei. Das waren zirka 19 Prozent aller Steuereinnahmen Luxemburgs.

Stichwort AIFMD. Die Direktive soll Verwalter alternativer Investmentfonds regulieren. Das Volumen des Sektors wird in Luxemburg auf 500 Milliarden Euro geschätzt. Die ALFI gedenkt, diese Summe binnen fünf Jahren zu verdoppeln. Kurz nach Einführung der Direktive vor sechs Monaten hatte es so ausgesehen, als hätte Luxemburg einen schwachen Start erwischt. Bislang haben „nur“ 90 Verwalter bei der Aufsichtsbehörde eine Approbation unter den neuen Regeln beantragt. Zwölf haben die Prozeduren bereits erfolgreich durchlaufen. Sechs weiteren wurde die Bewilligung erteilt, aber es bleiben ihnen noch Formalitäten durchzuführen. Für eine Bilanz sei es noch zu früh, heißt es bei der ALFI ausweichend. Nur so viel: In anderen Ländern hätten sehr viele kleine Verwalter sehr schnell einen Antrag gestellt, um mit dem AIFMD-Label für sich zu werben. In Luxemburg hätten bislang vor allem große Verwalter eine Approbation erhalten.