Die Pläne des österreichischen Investors Rudolf Haberleitner sind mindestens ambitioniert. Er will Europa mit tausenden Dayli-Märkten überziehen und damit Hunderte Schlecker-Märkte wiederbeleben. Spätestens 2017 soll sein Unternehmen an die Börse. Doch Experten wie Konkurrenten sind skeptisch. Bisher ist kaum etwas umgesetzt, der Dayli-Start in Deutschland wurde bereits mehrfach verschoben. In der Handelsbranche gilt der 68-Jährige als Newcomer.
" class="infobox_img" />Dayli-Chef Rudolf Haberleitner hat ehrgeizige Pläne. (dpa)
„Das Konzept ist neu, aber der dahinterstehende Gedanke nicht“, sagt der Geschäftsführer der Sektion Handel der Wirtschaftskammer Österreich, René Tritscher. Haberleitner schwebt eine Art moderner Tante-Emma-Laden vor, in dem die Menschen vor Ort von Lebensmitteln bis zu Drogerieartikeln alles für das tägliche Leben bekommen. Dazu soll es ein Bistro und zahlreiche weitere Dienstleistungen wie eine Autovermietung und einen Reinigungsservice geben. Alles, was nicht lagernd ist, kann über das Internet bestellt werden.
Testmärkte in Österreich
In Österreich hat Haberleitner bereits mehrere Testmärkte eröffnet. Mit seiner Wiener Investmentgesellschaft TAP 09 kaufte er 2012 die Schlecker-Auslandsgesellschaft in Österreich mit Filialen in weiteren Ländern. Darunter sind auch 28 ehemalige Schlecker-Filialebn in Luxemburg, mit etwa 125 Beschäftigten. Im Mai sollen in Bayern die ersten Versuchsfilialen folgen. Bis Ende des Jahre sollen 400 angemietete ehemalige Schlecker-Filialen in Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz wieder offen sein. Europaweit plant Haberleitner 4800 Filialen bis 2016.
Dass das Sortiment gemischter und breiter wird, passiere momentan überall, sagte Tritscher. Supermärkte bieten beispielsweise unter anderem Systemgastronomie an, viele Drogerien auch Lebensmittel oder einen Reinigungsservice und kleine Einzelhändler frischgebrühten Kaffee. Nicht nur deshalb ist es für Neulinge schwer, im hart umkämpften Drogerie- und Lebensmittelmarkt noch einen Platz zu finden, sind sich deutsche wie österreichische Experten einig.
Zu viele Läden?
In Österreich gebe es bereits deutlich zu viele Läden, er glaube nicht an den Erfolg des Vorhabens, sagt der Handelsexperte der Wirtschaftsuniversität Wien, Peter Schnedlitz.
„Alle Waren, die ich bisher bei Dayli gesehen habe, werden auch wo anders angeboten“, sagt Tritscher. Allein durch die Nähe lasse sich heute kaum ein Kunde binden: Wenn das Sortiment austauschbar und die Ware womöglich wo anders auch noch billiger sei, sei der Kunde durchaus bereit, auch weiter zu fahren. „Gerade auf dem Land hat die Mobilität zugenommen“, sagt Tritscher. Auf der anderen Seite gibt es aber auch ein größeres Bedürfnis vor Ort einzukaufen.
Widerstand
Einem weiteren Pluspunkt von Dayli – eine geplante Sonntagsöffnung über eine Gastronomielizenz – schlägt in Österreich viel Widerstand entgegen. Über Schlupflöcher in der komplizierten Gesetzeslage könne Haberleitner höchstens Ausnahmen für einige Filialen erreichen, sagt Tritscher. Eine generelle Sonntagsöffnung hält der Experte fast für ausgeschlossen: „Es ist offensichtlich aber ein wichtiger Teil seines Konzeptes.“
Über den Großinvestor selbst ist wenig bekannt: Haberleitner habe zwar in Österreich als Sanierer einen Namen, sei im Handel aber keine Branchengröße, heißt es. Für sein extrem breites Angebot müsse er das Vertrauen zahlreicher Partner wie Zulieferer gewinnen – für einen relativen Branchenneuling doppelt schwer. Unter anderem deshalb soll der Dayli-Start so schleppend vorangehen. Bei seiner ersten Pressekonferenz präsentierte Haberleitner sein neues Führungsteam mit Ex-Managern von Lidl, DM und der österreichischen Lebensmittelkette Adeg.
De Maart

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