Cargolux als Vorwand zu einem Streit

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Die italienische Frachtfluggesellschaft Cargoitalia benutzt die Cargolux, um von der Zivilen Luftfahrtbehörde 30 Millionen Euro einzuklagen. Cargolux reagiert gelassen im Gespräch mit Tageblatt online.

Der Begründer und Besitzer der Frachtfluggesellschaft Cargoitalia, Alcide Leali, wirft der italienischen zivilen Luftfahrtbehörde vor, bei der Zulassung von Cargolux für den Flughafen Mailand Malpensa „ungewöhnlich schnell“ gehandelt zu haben, nicht korrekt vorgegangen zu sein und eine deloyale Konkurrenz der Cargolux zu dulden.

Der „luxemburgische Frachtkoloss“, wie Leali die Cargolux im Finanznachrichtendienst „Milano Finanza“ nennt, der mit dem Wirtschafts-Fernsehsender CNBC kooperiert, habe Cargoitalia mehrfach in seiner Geschäftsentwicklung auf dem Flughafen Mailand Malpensa „sabotiert“.

Nur ein sehr kleiner Aktionär

Die Klage des italienischen Konkurrenten der Cargolux stützt sich auf mehrere Pfeiler: Cargolux sei in Wirklichkeit keine italienische Fluggesellschaft. Im Kapital der Cargolux gäbe es nur einen sehr minoritären italienischen Aktionär, der lediglich zwei Prozent des Kapitals halte. Das Kapital der Cargolux betrage nur sechs Millionen Euro und erfülle damit nur die Minimal-Anforderungen. Cargoitalia sei dagegen mit einem Kapital von 38,9 Millionen Euro ausgestattet. Cargolux Italia weise außerdem nicht die Struktur einer eigenständigen Gesellschaft auf. Der Umsatz von 78,6 Millionen Euro werde über die Konten der Muttergesellschaft abgewickelt. Darüber hinaus habe Cargolux Italia bis heute keinen formal gültigen Businessplan vorgelegt.

Cargoitalia betreibt von Mailand aus das Frachtgeschäft mit drei Flugzeugen des Typs MD11. Der Marktanteil liegt bei 2,5 Prozent. Der Gesellschaft soll es nicht gut gehen. Die Maschinen sollen mangels Fracht am Boden stehen.

„Cargolux nur Mittel zum Zweck“

„Die Klage, die Cargoitalia angestrengt hat, betrifft uns nur mittelbar“, sagt Frank Reimen, Generaldirektor der Cargolux im Gespräch mit Tageblatt online . „Es handelt sich hier um eine Berufung zu einem Verwaltungsgerichtsurteil erster Instanz In erster Instanz hat Cargoitalia seine Klage verloren. Cargolux ist nur Mittel zum Zweck. Wir sind nicht direkt im Visier“, sagt Reimen im Gespräch mit Tageblatt online.

Der Chef der Cargolux sieht in der Berufungsklage in Mailand aber einen Ausdruck dafür, mit welch harten Bandagen in der Frachtflug-Branche mittlerweile gekämpft wird. „Cargolux“, so Reimen, „hat in Italien eine Tochtergesellschaft gegründet und hat dort eine Boeing 747-400 unter italienischer Flagge stationiert. Cargolux Italia weist einen Marktanteil von 3,5 Prozent aus. Cargolux Luxemburg verfügt in Italien über einen Marktanteil von acht Prozent.“

Die ideale Lösung

Cargolux war nach Mailand gegangen, als im Rahmen des Zusammenbruchs und der Rettung der Alitalia der Luftfrachtverkehr fast völlig zum Stillstand gekommen war. Der Weg für Cargolux war endgültig frei geworden, als die Lufthansa sich entschlossen hatte, sich mehr auf den Passagierverkehr zu konzentrieren. Cargolux war in Italien als die Lösung eines schwer wiegenden Problems in der Luftfracht angesehen worden.

Italien ist für Cargolux als ein zweites europäisches Standbein gedacht. Reimen: „Wir haben aus Italien heraus Verkehrsrechte mit Ländern, mit denen wir aus Luxemburg heraus keine Verkehrsrechte haben. Japan ist ein Beispiel dafür. Wir können Japan aus Mailand heraus bedienen.“

Das Luftfrachtgeschäft ist nach einem hervorragenden Jahr 2010 im Vorfeld der für 2012 erwarteten weltweiten wirtschaftlichen Verlangsamung im vergangenen Jahr wieder ins Trudeln geraten. Die Cargolux hat ihre Transportzahlen für das vergangene Jahr zwar noch nicht bekannt gegeben, lag aber im Oktober 2011 bereits unter den Zahlen des Jahres 2010. Die Statistik der Flughafengesellschaft Findel zeigt, dass die Menge der umgeschlagenen Güter deutlich unter der von 2010 liegt. Das zyklische Luftfrachtgeschäft hat auch seine Opfer bereits zu beklagen. Neben Cargoitalia hat die Frachtfluggesellschaft Jade Cargo, an der die Lufthansa mit 25 Prozent beteiligt ist, ihre Flugzeug-Flotte nicht mehr im Einsatz. Sie steht am Boden.