Als eine „Erfolgsgeschichte des Finanzplatzes“ beschreibt Claude Niedner, Verwaltungsratspräsident von „Arendt Investor Services“ (AIS), die Entwicklung des Unternehmens: „Vor 15 Jahren, kurz nach der Finanzkrise von 2008, wurde der Dienstleister gegründet. Seitdem ist die Zahl der Mitarbeiter von ursprünglich sechs auf 300 Personen gestiegen. Das ist besser als erwartet.“
AIS ist Teil der Arendt-Gruppe. Ihren Ursprung hat diese 1988 mit der Gründung der auf Unternehmen spezialisierten Anwaltskanzlei Arendt&Medernach. Bis 2005 war diese auf 200 Mitarbeiter gewachsen. 2009 wurde dann AIS gegründet, 2011 ein eigenes Fortbildungsinstitut (Arendt Institute), zwei weitere Jahre später kam ein eigenes Beratungsunternehmen hinzu. Heute beschäftigt die Gruppe 1.250 Mitarbeiter in Luxemburg und weitere 50 in Niederlassungen in New York, London, Paris, Hongkong und Frankfurt. Zu den Kunden zählen vor allem Akteure des Finanzplatzes, „die das starke Wachstum erklären“, so Niedner – aber auch industrielle und andere Unternehmen.
Gegenüber den Journalisten stellten die Mitglieder des Direktionskomitees am Mittwochnachmittag ihr Angebot an Dienstleistungen vor. Einer der großen Bereiche sind „Steuern“, wo sich Fachleute um die notwendigen Papiere und Formulare der Kunden kümmern. Eine weitere stark wachsende Abteilung ist die „Gouvernance“, wo Experten dafür sorgen, dass beispielsweise Verwaltungsratstreffen der Kunden so gehandhabt werden, wie das Gesetz es vorsieht. Bei den „Unternehmensdienstleistungen“ hilft man den Kunden etwa bei Buchhaltung, Reporting oder bei An- und Abmeldungen im Unternehmensregister. Vor kurzem neu hinzugekommen ist eine Verwaltungsgesellschaft, „AManco“, auf die Vermögensverwalter, die keine eigene hierzulande haben, für ihre Fonds zurückgreifen können. Eine weitere Abteilung ist die „Fondsverwaltung“, wo man unter anderem die Technologie, um dies effizient zu organisieren, bereitstellen kann. Eine andere kümmert sich um die Pflichten, die im Kampf gegen Geldwäsche von den Fonds erfüllt werden müssen.

„Solch ein gebündeltes Angebot macht Luxemburg sehr attraktiv“, so Claude Niedner. Vor allem kleinere internationale Gesellschaften können so beim Anlegen von Fonds in Luxemburg, und dem Erfüllen der rechtlichen Vorgaben, unterstützt werden. „Es ist eine One-Stop-Shop-Approach“, wo Kunden alle oder einzelne Dienstleistungen kaufen können. AIS ist eine Vervollständigung des juristischen-, Beratungs- und Ausbildungsangebots der Arendt-Gruppe.
Als AIS 2009 gegründet wurde, sei es – regulatorisch gesehen – noch viel einfacher gewesen, in Luxemburg zu operieren, so Christian Heinen, der seit drei Jahren Geschäftsführer des Unternehmens ist. Er ist kein Anwalt, sondern kommt „aus den Finanzen“. Zuvor hatte er im Bereich „Audit“ bei einer der vier großen Beratungs- und Unternehmensprüfungsgesellschaften gearbeitet. AIS zählt derzeit etwa 460 Kunden und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von rund 60 Millionen Euro. 2021 ist die Gesellschaft in ihr eigenes Gebäude „Arendt 9“ in Hamm umgezogen.
Der Finanzplatz wird weiter wachsen
Für die Zukunft bleibt man zuversichtlich. Zwar schrumpfe die Zahl der Banken, so Claude Niedner, „doch der Finanzplatz wächst weiter. Eine richtige Erfolgsgeschichte.“ Vor allem bei den „alternativen Fonds“ (eine Anlageform außerhalb der klassischen Publikumsfonds, investiert wird etwa in komplexe Strategien, Immobilien, nicht-börsennotierte Unternehmen oder Rohstoffe). „Da ist eine richtige Dynamik entstanden.“ Weltweit gehe man davon aus, dass die Branche in den kommenden Jahren um jährlich zehn Prozent an Volumen zulegen werde, „und Luxemburg ist sehr gut positioniert“. Rund 90 Prozent der alternativen Fonds, die nach Europa kommen, würden sich für Luxemburg entscheiden. „Die Fondsindustrie wächst. Luxemburg wächst. Wir wachsen.“
Hintergrund seiner Zuversicht bei den alternativen Fonds ist, dass der Sektor noch jung ist. Während der historische Erfolg des Luxemburger Fondsplatzes auf der Regelung für klassische UCITS-Publikumsfonds aus dem Jahr 1985 basiert, so gibt es die europaweite Regelung für die alternativen Fonds erst seit 2011. „Da haben wir also noch einen weiten Weg zu gehen. Da gibt es noch viel Potenzial.“ Zudem rechnet er auch im Geschäft mit den klassischen UCITS-Fonds mit weiterem Wachstum.
Dass das ETF-Volumen beim Wettbewerber Irland so stark zulegt, beunruhigt ihn nicht besonders. Das sei ein „Massenmarkt“, aber es stecke nicht viel Arbeit darin. Die alternativen Fonds würden hingegen „viel Arbeit nach Luxemburg bringen. Die kaufen Dienstleistungen. Und in dem Bereich sind wir stark. Ich bin also optimistisch.“

De Maart

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