FußballZum Abschied eines Fußballverrückten: Dan Theis verstarb am Donnerstag im Alter von 55 Jahren 

Fußball / Zum Abschied eines Fußballverrückten: Dan Theis verstarb am Donnerstag im Alter von 55 Jahren 
 Editpress-Archiv: Julien Garroy

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Dan Theis lebte den Fußball mit Leib und Seele. Als Spieler, als Rekordtorschütze und später als Trainer oder Zuschauer auf den Rängen: Die Liebe zur Jeunesse zog sich wie ein roter Faden durch die Karriere des gebürtigen Eschers. An Silvester erreichte die Luxemburger Fußballwelt die traurige Nachricht vom Tod des ehemaligen Nationalspielers – und des wohl energiegeladensten Coachs der vergangenen Jahre. 

Papier und Stift in der Hand, Trillerpfeife und Stoppuhr um den Hals – so kannte man Trainer Dan Theis auf den Fußballplätzen Luxemburgs. Akribisch, detailversessen und auf alle Eventualitäten vorbereitet: Jede seiner Stunden auf dem Rasen war durchorganisiert und genau geplant. Es war seine gewissenhafte Art, die ihn als Übungsleiter überall bekannt gemacht hatte. 

Dan Theis versprühte überall eine grenzenlose Energie. Für seine Spieler war er ein echter Motivationskünstler. Wo sich andere mit einem UEFA-A-Trainerschein zufriedengegeben hätten, sah Theis selbst bei nationalen Verhältnissen Luft nach oben: „Deshalb hat er sich damals auch dafür entschieden, die ‚Pro-Licence’ zu machen, da er immer jedes kleinste Detail rauskitzeln wollte. Sein Traum war es, Profitrainer zu werden. Wir hätten ihn eigentlich gerne als Coach in der Fußballschule behalten“, erinnerte sich FLF-Präsident Paul Philipp. 

Seine letzte Station sollte das Abenteuer beim Swift Hesperingen gewesen sein. Obschon es ihn im Laufe seiner Trainerkarriere immer wieder zu anderen Vereinen zog – beispielsweise nach Differdingen, Düdelingen, Rosport oder Käerjeng – trug Dan Theis seine Jeunesse stets ganz tief im Herzen. Es war sein Vater, Marcel Theis (129 Spiele für den Rekordmeister), der ihm diese Liebe zu Schwarz-Weiß vererbt hatte. Zu den Höhepunkten seiner Trainerkarriere zählte bei Dan Theis deshalb auch der Pokalgewinn 2013: Er hatte die „Bianconeri“ wenige Wochen nach der Amtsübernahme zum bisher letzten Vereinstitel geführt.

Als Spieler gewann er siebenmal die Meisterschaft und feierte drei Pokalsiege. 1986 begann seine Karriere damals auf der geliebten „Grenz“. Über 13 Jahre hielt er dem Verein die Treue, ist mit seinen 121 Treffern auch heute noch Rekordtorschütze der Jeunesse. Roland Schaack, der seinem früheren Mannschaftskollegen 2013 als Käerjenger Trainer im Pokalhalbfinale gegenübergestanden hatte, sagte damals: „Er war von der Statur her nicht der Allergrößte, besaß aber eine tolle Sprungkraft und war daher auch für sein gutes Kopfballspiel gefürchtet. Für Dan galt nur das Schwarz-Weiße Trikot.“

Eine andere Liebe

Doch es gab noch ein anderes Shirt, auf das Theis immer sehr stolz war: 35 Spiele bestritt er für die „Roten Löwen“. „Wenn man an Dan Theis denkt, kommt einem natürlich erst einmal eine weniger positive Anekdote in den Kopf“, formulierte es sein damaliger Nationaltrainer Philipp. Der verschossene Elfmeter gegen England im Stade Josy Barthel sollte immer an Theis haften bleiben. „Aber Dan Theis war viel mehr als das. Er war fußballbesessen. Als Trainer war es eine Freude, so einen Spieler in den Reihen zu haben. Er wäre am liebsten von morgens 7 bis Mitternacht auf dem Platz gewesen. Er saß oft auf der Bank, hat bei unserer 10-Punkte-Kampagne nicht viel gespielt. Doch der, der sich am meisten gefreut hat, war er.“

Alles, was Theis in seinem Leben angepackt hatte, tat er mit hundertprozentigem Engagement. An der Seitenlinie gab es in den vergangenen Jahren keinen Trainer, von dem man sich mehr Vollgas erwartete – und der sich derart verbissen für eine Aufgabe einsetzen konnte. „Es muss ihn gewurmt haben, dass er in den letzten Monaten nicht als Trainer arbeitete“, meinte Philipp. Das ist auch der Grund, weshalb sich der sportliche Angestellte der Escher Gemeinde in letzter Zeit besonders dem Radsport gewidmet hatte. Es war sein Ersatz für den Fußball: „Auch da hat er sich voll reingekniet“, berichtete der FLF-Präsident. Journalisten erreichten Theis regelmäßig auf dem Drahtesel. Im September erlitt Theis einen Herzinfarkt auf einer Radrunde. Am vergangenen Donnerstag verstarb er mit 55 Jahren an den Folgen des Unfalls. 


Die besten Sprüche

Bei den Journalisten war Dan Theis beliebt für seine direkte „vun der Long op d’Zong“-Art. Das Tageblatt hat ein paar seiner Zitate gesammelt, die ihn am besten beschreiben könnten: 

Jeunesse ist mein Verein
An das nächste Spiel gegen Fola denke ich nicht – jetzt wird erst einmal gefeiert
Ich kann den Spruch ’Gut gespielt und dennoch verloren‘ nicht mehr hören. Ich bin mehr als enttäuscht
Die Enttäuschung ist riesengroß. Wir bekommen zwei Tore geschossen, auf denen mindestens zehn Jahre Gefängnis stehen.
Wir sind die Idioten, die immer wieder schlecht geredet werden

rowohlfart roger
2. Januar 2023 - 11.48

Ein grosser, vorbildlicher Sportler, dem seine Leidenschaft leider zum Verhängnis wurde. Tragisch und höchst bedauerlich. Schade. Aufrichtiges Mitgefühl und Beileid an die trauernde Familie und Freunde.