Der Donnerschlag im Amateur-Boxen hatte sich abgezeichnet – und nun ist er da. Mehrere Nationalverbände preschen voran und gründen den internationalen Verband „World Boxing“, der der skandalträchtigen und aktuell herrschenden International Boxing Association (IBA) den K.o. verpassen soll.
„Der Verlust des olympischen Status stellt eine existenzielle Bedrohung für den Boxsport dar, die negative Auswirkungen auf den Sport auf allen Ebenen haben wird. World Boxing hat sich zum Ziel gesetzt, dies zu verhindern“, sagte Tyson Lee, Präsident des US-Verbandes.
Für die IBA ist die Gründung des neuen Verbandes ein Schlag ins Gesicht – auch wenn dieser abzusehen war. Der Amateur-Weltverband unter der Führung des russischen Präsidenten Umar Kremlew hängt seit Jahren in den Seilen, immer mehr Gegner des vor Skandalen triefenden Verbandes hatten sich mobilisiert. World Boxing bittet nun zum Vereinigungskampf.
Der neue Verband mit Sitz in der Schweiz, dem unter anderem die USA, Großbritannien, Deutschland und die Niederlande angehören, wurde als „Reaktion auf die anhaltenden Probleme im Zusammenhang mit dem bestehenden internationalen Dachverband des olympischen Boxsports gegründet“, so World Boxing, das „dessen Versäumnis, die langjährigen Bedenken des IOC in Bezug auf sportliche Integrität, Führung, Transparenz und Finanzmanagement ausräumen“ möchte.
IBA kündigt Maßnahmen an
Und der einzige Weg führt über einen neuen Verband, der nun um die Anerkennung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) kämpft. Denn das olympische Boxen liegt am Boden, die IBA ist seit 2019 vom IOC wegen „mangelnder finanzieller Transparenz“ und „fehlender Integrität der Schiedsprozesse“ suspendiert, den Technischen K.o. für die Spiele 2028 in Los Angeles hat das Boxen bereits kassiert.
In Tokio 2021 organisierte eine vom IOC eingesetzte Taskforce die Wettkämpfe, Gleiches ist für Paris 2024 geplant. Das IOC teilte mit, es nehme „die jüngsten Entwicklungen zur Kenntnis“ – mehr nicht.
„World Boxing ist ein Zusammenschluss von Menschen, deren einziges Interesse darin besteht, eine bessere Zukunft für die Boxer zu schaffen“, sagte Boris van der Vorst, Präsident des niederländischen Boxsportverbandes. Alle weiteren nationalen Verbänden seien herzlich eingeladen, sich World Boxing anzuschließen, heißt es auf der Webseite des Verbandes. Ein Interims-Exekutivkomitee soll die erhoffte Revolution anführen, ein Präsident im November gewählt werden.
Die IBA will das nicht auf sich sitzen lassen – und kündigte Maßnahmen an, um ihre „Autonomie als offizieller weltweiter Dachverband und globale Heimat des Boxsports zu schützen“. Diese globale Heimat gewährte zuletzt russischen und belarussischen Athletinnen bei der WM in Indien eine uneingeschränkte Starterlaubnis – mit Flagge, mit Hymne.
Gleiches ist für die anstehende Männer-WM im usbekischen Taschkent (1. bis 14. Mai) geplant. Zahlreiche Nationen planen deshalb erneut einen Boykott. Die IBA habe „kein wirkliches Interesse am Boxsport und den Boxern“, sondern sei nur „an der eigenen Macht interessiert“, teilte das IOC zuletzt mit – wie die Ringe-Organisation nun aber als Punktrichter im Kampf der Verbände entscheidet, ist offen. (SID)
De Maart
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