Erfolg und Liebe? Man kann nicht immer beides haben, Max Verstappen weiß das. In Miami rauschte er geradezu spielerisch durchs Feld, beeindruckte mit Tempo, Augenmaß und Härte – und wurde ausgepfiffen, vorher, hinterher und auch zwischendurch. Na und, sagte der Weltmeister, das sei eben das Los des Siegers: „Würde ich hinten herumfahren, hätte sicher niemand gepfiffen.“
Beim Grand Prix in Florida fuhr er am Ende wieder ganz vorne herum, obwohl er weit hinten gestartet war. Mit der Aufholjagd von Platz neun nahm Verstappen seinem Red-Bull-Kollegen Sergio Perez und auch den Fans die Illusion eines echten Titelkampfes. Die vermeintlichen Rivalen Ferrari und Mercedes waren ohnehin nur Nebendarsteller. Nach fünf Rennen der Saison ist die Spannung erst mal raus, Gegner für Verstappen werden vergebens gesucht.
„Fünf Rennen, fünf Siege, davon vier Doppelsiege“, zählte Red Bulls Teamchef Christian Horner zusammen, „so einen Saisonstart hatten wir noch nie.“ Selbst der Brite findet das etwas merkwürdig: „Wir fragen uns auch: Wo bleiben die anderen?“
Horner sprach dabei von den übrigen Teams, von Mercedes und Ferrari. Am Sonntag in Miami stellte sich die Frage aber auch mit Blick auf Perez. Wenn ein Team derart überlegen ist, dann kann nur noch ein internes Duell für Abwechslung sorgen. Und in den Wochen zuvor hatte Perez ja einen Spannungsbogen aufgebaut, nutzte Verstappens Probleme und kam ganz nah heran an den Titelverteidiger.
In Miami dann die große Chance: Verstappen stand weit hinten, Perez griff nach der Führung in der WM! Das war plötzlich ganz schön viel Fallhöhe, und was folgte, war eine Demütigung. Der Riesenvorteil der Startposition war nach 15 Runden aufgebraucht, nach einem Viertel des Rennens. Und als Verstappen dann nach den Boxenstopps heranflog, verteidigte Perez eher zaghaft, um dem Team zuliebe keinen Unfall zu riskieren – all das hatte für die Saison irgendwie wegweisenden Charakter. Verstappen hat den Aufmüpfigen mal eben an seine Stellung erinnert.
Alonso fernsehschauend auf Platz 3
Und die „anderen“, von denen Horner eigentlich sprach, sind ja nicht mal aufmüpfig. Ferrari und Mercedes belegten die Plätze vier bis sieben, zwischen ihnen und Red Bull landete schon wieder Fernando Alonso. Der Spanier war später gut gelaunt, im Aston Martin ist er die dritte Kraft der Formel 1. Es sei ein „einsames Rennen“ gewesen, sagte er, „es gab keinen Druck von hinten“.
Um zu verstehen, wie einsam Alonso wirklich war, hilft eine Anekdote aus der zweiten Rennhälfte. Da feierte er am Funk ein Überholmanöver seines Teamkollegen Lance Stroll. „Da stehen ja überall große Bildschirme“, erklärte er später grinsend, „ich konnte das Rennen ziemlich gut am TV verfolgen.“
Alonso fuhr also fernsehschauend auf den dritten Platz. Das ist für die großen Teams so schlimm, wie es sich anhört. Mercedes ließ auf eine ganz schwache Quali immerhin zwei Punktresultate folgen. Ferrari indes rätselt über ein Auto, das immer wieder andere Probleme offenbart.
Beide Teams hoffen nun auf ihre Updates beim kommenden Rennen in Imola (21. Mai), besonders Mercedes verändert seinen W14: Eine neue Vorderradaufhängung, ein neuer Unterboden und neue Seitenkästen könnten für eine ganz neue Philosophie sorgen. Die wird es wohl auch brauchen. Max Verstappen ist ziemlich weit weg. (SID)
De Maart
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