Tageblatt: Für Sie werden es die ersten JPEE als Missionschef sein, wie groß war die Herausforderung für Sie in den letzten Wochen und Monaten?
Es ist natürlich etwas ganz anderes als das EYOF („European Youth Olympic Festival“), bei dem ich bereits Missionschef war, denn die Delegation ist viel größer. Dadurch ist es natürlich eine besondere Challenge, denn es steckt ein riesiger logistischer Aufwand dahinter. Viele Sportarten, viele kleine Details und man möchte natürlich versuchen, die bestmöglichen Bedingungen zu schaffen. Die JPEE sind ein großes Event, das jedoch in kleinen Ländern stattfindet, wodurch die Organisationskomitees nicht immer so groß sind, was auch wieder seine Herausforderungen mit sich bringt.
Was war denn die größte Herausforderung?
Es sind immer verschiedene Sachen, die dann in den jeweiligen Momenten dringend sind. Einige Sachen liegen auch in der Natur des Sports, zum Beispiel die Qualifikationen, die bei uns noch relativ spät liefen. Das war eine Herausforderung, da Andorra das Datum der „Sports Entries“ und der „Short Lists“ ein paar Tage nach vorne vorverlegt hatte. Wir hatten unseren Qualifikationszeitraum bis zum 4. Mai geöffnet und am 5. waren die „Sports Entries“ fällig, was ursprünglich erst am 9. Mai der Fall sein sollte. So hatten wir nur noch einen Tag, um alles zu bearbeiten, alles zu updaten und in die Systeme einzutragen. Bei 160 Athleten ist das nicht gerade wenig Arbeit, und man muss ja auch bedenken, dass im Kreis der Qualifikation deutlich mehr Athleten sind. Die Kontrolle der Kriterien durch unsere Büros, durch unseren CA, der ja schlussendlich die Entscheidung trifft, das war dann doch schon sehr sportlich. (lacht)
Luxemburg tritt in Andorra schlussendlich mit 165 Athleten an, was gleichzeitig für das COSL eine Rekorddelegation ist. Zeigt das eigentlich auch die Entwicklung, die es in den letzten Jahren im Luxemburger Sport gab?
Die Arbeit, die in den Verbänden geleistet wird, ist ohne Zweifel gut. Ich denke, das zeigt sich vor allem bei den größeren Events, den Olympischen Spielen, den Jugendveranstaltungen, bei denen wir immer größere Delegationen dabei haben. Das ist also sicherlich ein Faktor. Andererseits sind dieses Mal 17 Disziplinen im Programm, das sind sechs mehr als bei den letzten JPEE. Daher ist ein Vergleich sehr schwierig, denn es sind zwar sechs Disziplinen mehr, aber beim letzten Mal hatten wir im Rugby und Basketball Damen und Herren dabei. Dieses Mal fällt bei beiden eine Mannschaft weg, sonst wäre die Delegation noch größer geworden, dann wären wir auf 190 Sportler gekommen. Das Programm stößt dieses Mal schon an seine Grenzen, weil irgendwann kommt man einfach auch auf eine Größe, die für kleine Länder nicht mehr zu stemmen ist.
Gerade finanzielle Sorgen waren bei den letzten Ausgaben auch immer präsent. Island schickte aus diesem Grund zum Beispiel keine Mannschaften nach Malta. In diesem Jahr gibt es kein Männerturnier im Basketball, weil nicht alle Länder eine so große Delegation stemmen können. Bereitet Ihnen das Sorgen?
Auf jeden Fall. Die Spiele machen schon einen großen Prozentsatz unseres Budgets für dieses Jahr aus, was schon eine Belastung ist. In den Jahren, in denen die Spiele der kleinen Staaten stattfinden, ist es für uns kaum möglich, einen ausgeglichenen Haushalt zu haben. In Zukunft müssen wir noch mehr Unterstützung bekommen, wenn wir die Spiele in dieser Form weiterführen und weiter am Leben erhalten wollen, denn sonst wird es sehr schwierig. Es muss auch ein Kompromiss sein, damit man eine gesunde Größe dieser Spiele erreicht. Ich denke, die JPEE sind für die luxemburgische Sportwelt, für alle Verbände und Vereine äußerst wichtig. Sie halten viele Menschen motiviert und im System. Das ist schon extrem wichtig und dann brauchen wir schon die nötige Unterstützung, um in dieser Form weitermachen zu können. Wir freuen uns dann auch, dass sich das Ministerium die Mühe gemacht hat, uns in diesem Jahr zusätzlich zu unterstützen.
Welches Budget benötigt das COSL überhaupt für die JPEE in Andorra?
Genau können wir es noch nicht sagen. Aber es wird uns wohl etwas mehr als eine halbe Million Euro kosten. Das macht einen großen Teil unseres Gesamtbudgets aus und es kommen ja in diesem Jahr auch noch andere Events. Da darf man auch nicht die anderen Aufträge, wie die Athleten- und Verbandsunterstützung, vergessen. Das darf natürlich nicht durch die JPEE leiden.
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Rund eine halbe Million Euro Budget benötigt das COSL für die Spiele der kleinen Staaten in Andorra
2023 sorgte das Vorgehen von Malta durchaus für Kritik, die in die Heimspiele viel Geld investiert haben und nicht nur hohe Summen für jede Goldmedaille ausgezahlt, sondern auch Athleten aus dem Ausland angeworben haben. Ist das nicht die falsche Entwicklung für die JPEE?
Es ist auf jeden Fall kein Weg, den wir so machen möchten. Wir gehen die JPEE mit einer anderen Zielsetzung an. Unser Ziel ist es nicht, ausländische Athleten einzubürgern, nur um mehr Medaillen bei den Kleinstaatenspielen zu gewinnen. Die JPEE müssen dem luxemburgischen Sportsystem, der Luxemburger Sportwelt etwas bringen, ein wichtiger Schritt für junge Athleten sein. Aber auch ein Schritt, bei dem junge auf ältere Athleten treffen, die Erfahrungen weitergeben können. Für viele ist es das größte Event, das sie je erreichen werden, ein sehr schönes Event auch. Für die ist das enorm wertvoll, auch um unsere Trainingsgruppen zusammenzuhalten, die Leute insgesamt im Sport. Es sind auch diese Ziele, die wir uns geben. Natürlich treten wir auch an, um so viele Medaillen wie möglich zu gewinnen, doch wir werden uns keine kaufen.
Sie haben es schon angesprochen. In Andorra stehen insgesamt 17 Disziplinen auf dem Programm, darunter drei Mannschaftssportarten. Muss sich in Zukunft nicht auch die Frage gestellt werden, wo die JPEE eigentlich hin möchten?
Das Programm für Monaco steht zum größten Teil, es ist nun an uns, das nächste für 2029 in Luxemburg zusammenzustellen. Ich denke, dass wir da einen guten und gesunden Kompromiss gefunden haben. Der muss jetzt bei der Generalversammlung angenommen werden. Auch hier werden wir versuchen, eine große Bandbreite an Sportarten anzubieten. Das ist aber natürlich die große Schwierigkeit, denn für jeden Verband, den man dazunimmt, ist es eine große Plattform, eine riesige Chance, sich weiterzuentwickeln. Doch anderseits muss sich die Gesamtzahl an Athleten auch in Maßen halten, damit die Länder das auch gestemmt bekommen.
Eine erfreuliche Nachricht für das COSL ist aber auch, dass fünf Olympioniken aus Paris in Andorra an den Start gehen werden. Sieht man daran, dass die JPEE auch diesen Sportlern sehr am Herzen liegen.
Das ist sehr schön, mit fünf Olympioniken sind wir dieses Mal sehr gut aufgestellt. Wenn man bedenkt, dass sich Ni Xia Lian verletzt hat, womit es sonst wohl sechs gewesen wären. Das sind viele, wenn man sieht, dass Triathlon nicht im Programm ist und eine Reihe Athleten aus Paris auch aufgehört haben. Das ist schön zu sehen, aber es muss natürlich für die Athleten auch ins Programm passen.
Die Goldmedaille der Basketballherren war einer der großen Momente aus Malta. Für Sie dürfte es auch eine große Enttäuschung sein, dass es dieses Mal kein Turnier gibt, umso mehr da es ja eine der Kernsportarten ist …
Basketball ist von den Mannschaftssportarten, gemeinsam mit dem Volleyball, einfach eine Traditionssportart. Es ist auch eine, die für die Zuschauer immer interessant ist und auch bei uns in der Delegation wichtig für die Stimmung. Es ist schade, dass sie nicht die Möglichkeit haben, dieses historische Gold verteidigen zu können, umso mehr, da Basketball in Monaco traditionell nicht im Programm steht. Bis 2029 ist es dann doch schon lange hin.
Andererseits hat Rugby vor zwei Jahren seine Premiere gefeiert. Dieses Mal sind acht Länder für das Herrenturnier angemeldet. Ist das ein neuer Trend?
Rugby hat das sehr gut genutzt, es war auch ein großer Erfolg von unserem Herrenteam. Es ist schön zu sehen, dass von neun Ländern acht dabei sein werden. Bei den Damen war es aber anders, das Turnier findet nicht statt, weil es eben nicht genug Teams gab. Da ist es also auch zweigeteilt. Doch insgesamt aber ein positives Signal.
Dann noch zur klassischen Frage. Wie sieht die Zielsetzung des COSL für die JPEE in Andorra aus?
Das ist sehr schwer zu sagen, auch weil man im Vorfeld nicht immer genau weiß, welche Athleten ein Land nun schlussendlich schickt. Wir wollen natürlich im Medaillenspiegel vorne mitmischen, da wir ja auch eines der größeren Länder sind. Das haben wir bei den letzten Ausgaben ja auch hinbekommen, wo wir ja immer unter den besten drei gelandet sind. Schwer zu sagen, ob ein erster Platz, wie 2017 und 2019, auch dieses Mal machbar ist. Wie gesagt, ist es uns aber auch wichtig, dass die jüngeren Sportler eine wertvolle Erfahrung machen, dass man es nutzt, um das Team Lëtzebuerg nach vorne zu bringen. Den Athleten etwas mit auf den Weg zu geben, das sie in ihrer weiteren Sportlerkarriere nutzen können. Auch diese Zielsetzung sollte nicht unterschätzt werden. Am Ende sieht man eben den Medaillenspiegel und das ist bei den Spielen hier auch ein wichtiges, aber nicht das einzige Ziel.
Worauf freut sich der Missionschef denn in Andorra?
Ich freue mich darauf, mit dem ganzen Team, auch dem ganzen Betreuer-Staff, schöne Momente erleben zu können. Es werden sicherlich stressige und lange Tage werden, doch der Spaß sollte auch da sein, normalerweise gelingt das ja immer sehr gut.
Besondere Erinnerungen an die JPEE
Seine ersten Spiele der kleinen Staaten erlebte der ehemalige Schwimmer Laurent Carnol 2007 in Monaco mit, als aktiver Athlet beendete er seine JPEE-Karriere 2017 in San Marino. „Viele habe ich leider immer nur für ein paar Tage mitbekommen, da ich oft Examen an der Uni hatte. Das ist dann natürlich nicht das Gleiche. Die Spiele, die ich ganz mitgemacht habe, waren, von der Gesamtatmosphäre gesehen, schon die schönsten.“ Das war kurioserweise auch nicht Luxemburg 2013, wo er nur während eines Tages präsent war, sondern 2007, 2015 in Island und 2017. „Für mich persönlich waren die 2015, von der sportlichen Leistung her, die schönsten, weil ich damals auf einem richtig guten Level geschwommen bin und viele Medaillen gewinnen konnte. 2017 war mit der Abschluss meiner sportlichen Karriere, was ich dann auch sehr genossen habe. Für mich persönlich war es aber ein anderer Spirit als noch 2015.“

De Maart
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