Tageblatt: Finale der Indoor-WM, vierter Platz bei der EM, die Teilnahme an den Olympischen Spielen, ein Sieg in der Diamond League. Ihr Jahr 2024 war geprägt von einem Höhepunkt nach dem anderen. Haben Sie eigentlich ein persönliches Highlight?
Patrizia van der Weken: Nein, ich will mir da eigentlich nichts aussuchen. Es war ein „Ensemble“, in dem mir das eine erlaubt hat, das nächste so gut hinzubekommen und meine Leistung abzurufen. Aber klar, der vierte Platz bei der EM, der Sieg in der Diamond League und die Olympischen Spiele – das sind alles große Sachen, über die ich sehr froh bin. Ein Highlight herauszusuchen, ist aber wirklich schwierig.
Es war auch ein sehr emotionales Jahr. Bei der EM in Rom sind Sie beispielsweise im Halbfinale einen Landesrekord gelaufen, haben anschließend im Finale eine Medaille aber um nur eine Hundertstelsekunde verpasst. Wie sind Sie damit umgegangen?
Ich habe das abgehakt. Einerseits war es sehr cool, dass ich mich in der europäischen Spitze etablieren konnte, andererseits war der vierte Platz natürlich ein bisschen blöd. Niemand will Vierter werden, man will immer mehr. Aber trotzdem. Hätte mir das jemand vor zwei Jahren gesagt, hätte ich es wahrscheinlich unterschrieben. Ich kann mir auch keine Vorwürfe machen und glaube, dass ich stolz auf das Erreichte sein kann. Hoffentlich kann ich da weiter drauf aufbauen.
Ich habe die Latte mit meinem letzten Jahr selbst hoch gelegt und will mich natürlich weiter verbessern
Nach der Sommersaison hatten Sie drei Wochen Pause, ehe Sie die Vorbereitungen auf den Winter aufgenommen haben. Reichte diese Zeit, um all das Erlebte zu verarbeiten?
Ja, ich habe während den drei Wochen gar keinen Sport gemacht und etwas Abstand gewonnen. Danach haben wir wieder langsam angefangen. Ich war zwei Wochen im Trainingslager in Teneriffa. Danach habe ich nochmal zwei Wochen zu Hause trainiert und dann nochmal drei Wochen in Südafrika. Deswegen konnte ich auch bei den Awards Nights der Sportpresse und der FLA nicht dabei sein. Das ist natürlich schade, aber das Training hatte in dem Moment Vorrang. Ich hatte da keine Wahl. So weit laufen die Vorbereitungen gut, es gab keine Probleme. Arnaud (Starck) ist auch mit meinen Fortschritten zufrieden. Wir freuen uns jetzt auf ein volles Jahr mit vielen Wettbewerben und hoffentlich auch guten Ergebnissen.
Ihr Rekord auf den 100 Metern liegt bei 11,00 Sekunden, der über 60 Meter in der Halle bei 7,09 Sekunden. Wie schwer ist es, diese Zeiten überhaupt noch zu verbessern, wenn man auf diesem Topniveau angekommen ist?
Es wird ganz klar von Personalbest zu Personalbest immer schwerer noch etwas herauszuholen. Wir peilen aber die Perfektion an – und davon bin ich noch ein gutes Stück entfernt. Ich habe noch viele Bereiche, in denen ich mich steigern kann. Daran halten wir uns fest. Wir versuchen, meine Schwächen zu verbessern und meine Stärken weiter auszubauen. Die Hallensaison ist da auch wichtig, weil wir viel Zeit haben, an Details zu arbeiten. Ich mag es auch, in der Halle zu trainieren. Die Bedingungen sind meistens die gleichen und man kann konstant arbeiten. Da legen wir eigentlich die Basis für das ganze Jahr.
Auf welche Wettbewerbe legen Sie im Winter 2025 den Fokus?
Normalerweise starte ich am 5. Januar beim Regio-Meeting in der Coque in die Wintersaison, danach steht das CMCM-Meeting an. Der Plan ist, dann eine Reihe an Wettbewerben auf der Tour zu laufen und danach sowohl die Hallen-EM (6.-9. März in Apeldoorn/NL) als auch die Hallen-WM (21.-23. März in Nanjing/CHN) zu machen. Ich habe mir über die Ziele, wie ich wo abschneiden will, noch nicht allzu viele Gedanken gemacht. Ich habe die Latte mit meinem letzten Jahr aber selbst hoch gelegt und will mich natürlich weiter verbessern. Vor allem bei der Europameisterschaft will ich gut abschneiden.
Höhepunkte der Hallensaison
19. Januar: CMCM Indoor Meeting (L)
6.-9. März: EM in Apeldoorn (NL)
21.-23. März: WM in Nanjing (CHN)
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können