Mit einer innigen Umarmung auf dem Spielfeld beendeten Mikel Molitor und Dan Mauruschatt am Sonntagabend nach dem Pokalfinale der Damen ihre Funkstille. Noch kurz zuvor hatten die beiden besten Freunde auf gegnerischen Trainerbänken alles gegeben, um sich sportlich zu bezwingen – die Freundschaft musste in diesen Momenten ruhen. „Nach dem Finale ist er wieder mein bester Freund“, sagte Molitor. „Aber die zwei Tage davor habe ich versucht, nicht mit ihm zu sprechen. Ich bin einfach ein Mensch, der das trennen muss.“ Mauruschatt kann das verstehen. „Vor dem Finale habe ich ihm eine private Nachricht geschickt. Es kam keine Antwort. Da konnte ich mir schon denken, dass er vor dem Finale etwas Abstand haben will. Das ist auch normal. Danach haben wir sofort wieder miteinander gesprochen.“
Solche Funkstillen sind ansonsten bei den beiden eher selten. Mauruschatt und Molitor sind seit Kindheitstagen beste Freunde und eigentlich täglich in Kontakt. Beim HBD spielten sie jahrelang Seite an Seite. Umso besonderer war auch das Aufeinandertreffen im Pokalfinale. „Mikel ist nicht nur mein bester Freund, der HBD ist auch der Herzensverein, bei dem ich von meiner Kindheit bis in die erste Mannschaft alles durchgemacht habe“, so Mauruschatt. „Deswegen war das Finale für mich in zweifacher Hinsicht sehr emotional.“
„Ich musste zugreifen“
Seinen Trainerjob beim HB Käerjeng übernahm der 31-Jährige erst in diesem Januar – und das eher unerwartet. „Ich war eigentlich gar nicht darauf aus, mich als Trainer einzubringen. Doch dann kamen Spielerinnen von Käerjeng, die mich kennen, auf mich zu und fragten, ob ich Interesse hätte, ab der kommenden Saison auszuhelfen, da sie mit ihrem damaligen Trainer nicht weitermachen wollten“, erzählt Mauruschatt, der sich Bedenkzeit erbat. Doch dann ging alles viel schneller als gedacht. Der damalige HBK-Trainer Guillaume Benjamin wurde entlassen und Mauruschatt gefragt, ob er nicht kurzfristig schon ab Januar einspringen will. „Wenn man weiß, was Käerjeng für ein Traditionsverein ist, und dass sie immer um den Titel mitspielen, muss man diese Chance nutzen“, blickt Mauruschatt zurück. „Ich musste zugreifen.“
Unterstützung bekam er von seinem besten Freund. „Mikel hat gesagt: ‚Dan, mach das. Diese Chance bekommst du vielleicht nur einmal.’ Und er hat mir auch gesagt, dass er immer da ist, falls ich was brauche oder Fragen habe.“
Auch Molitor erinnert sich gut an den Moment, als sein Kumpel das Traineramt beim Rivalen übernahm. „Ich habe ihm den einen oder anderen Tipp gegeben. Da bin ich ganz fair – aber natürlich sage ich ihm nicht, wie er gegen uns spielen soll. Sobald die Woche kommt, in der wir aufeinandertreffen, gibt es kein Pardon mehr. In den 60 Minuten, in denen wir uns gegenüberstehen, wird auch mal gepöbelt – das bleibt nicht aus. Danach sind wir wieder Freunde.“
Für Mauruschatt ist Käerjeng die erste Station als Cheftrainer. Erfahrungen sammelte er zuvor lediglich als Co-Trainer an der Seite von Molitor bei den U17-Mädchen in Düdelingen – viele dieser Spielerinnen stehen heute in der ersten Mannschaft des HBD. „Ich kenne daher die Arbeit von Mikel und habe für meine Entwicklung viel von ihm gelernt“, sagt Mauruschatt, der diese Erfahrungen mit nach Käerjeng nahm.
Auf seine ersten Monate dort blickt er zufrieden zurück. „Ich muss ehrlich sagen, dass ich stolz auf die Entwicklung bin, die wir seit Januar gemacht haben. Ich dachte, wir wären erst nächste Saison so weit, wie wir jetzt sind. Wir haben ein paar Dinge geändert und vor allem am Teamgeist gearbeitet. Die Mentalität ist jetzt top.“
Revanche im Visier
Das spiegelt sich auch in den Ergebnissen wider. Während Käerjeng das erste Saisonspiel gegen den HBD in der AXA League im vergangenen November noch deutlich mit zwölf Toren Unterschied verlor, feierten sie zuletzt im Play-off einen knappen 30:29-Sieg.
„Das heißt, dass er gute Arbeit macht“, lobt Molitor. „Er kann auch ganz zufrieden sein mit den Spielen, die er jetzt im Final Four mit seiner Mannschaft abgeliefert hat.“ Im Pokalfinale schnupperte Käerjeng lange am Titelgewinn, musste sich am Ende aber mit 19:20 knapp geschlagen geben. „Natürlich wäre es mir lieber, meine Mannschaft hätte es geschafft, aber ich gönne auch Mikel den Titel. Das ist schon verdient – er hat mit seinem Team über die letzten Jahre hinweg richtig gute Arbeit geleistet.“
Für Käerjeng geht es nun am kommenden Samstag im Play-off-Halbfinale gegen die Red Boys weiter. Sollte der Einzug ins Finale gelingen, könnte es zum erneuten Aufeinandertreffen mit dem HBD kommen, der seinerseits gegen Esch spielt. „Es wäre ein kleiner Traum, noch einmal gegen sie zu spielen“, sagt Mauruschatt, der sich über eine Revanche freuen würde. „Wir haben in den letzten Wochen gut gearbeitet und ich denke, dass wir, auch wenn Differdingen uns bisher in dieser Saison nicht so gut lag, das Finale erreichen können. Und im Best-of-three-Modus ist dann alles möglich.“
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