Die Politik hievt „König Fußball“ zurück auf den Thron – der Ball wird im Mai trotz der Corona-Krise wieder rollen. Bei der Videokonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten am Mittwoch in Berlin wurde der Weg für den Neustart der seit Mitte März unterbrochenen Saison in der Bundesliga und der zweiten Liga ab Mitte des Monats freigemacht. Ab wann genau die Geisterspiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf dem Programm stehen, ist noch offen. Die Entscheidung soll der Deutschen Fußball-Liga (DFL) überlassen werden. Die DFL, die am Donnerstag die 36 Klubchefs virtuell versammelt, visierte zuletzt den 15. Mai an. Noch neun Spieltage stehen aus.
„Wichtig ist, dem Profisport insgesamt eine Perspektive zu geben“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im ZDF-Morgenmagazin: „Auch viele Millionen Fans fragen natürlich, wann es wieder losgehen kann. Es gibt sehr gut ausgearbeitete Konzepte, wenn die gelebt und umgesetzt werden, dann kann man mit einem solchen Kontaktsport wieder starten.“ In der Beschlussvorlage hieß es, dass die „Bundeskanzlerin und die Regierungschefinnen und -chefs der Länder“ die „Fortsetzung des Spielbetriebes und mithin die Begrenzung des ansonsten entstehenden wirtschaftlichen Schadens in der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga für die dort startberechtigten 36 Vereine auf deren Kosten“ für „vertretbar“ halten.
20.000 Tests
Allerdings wird auch festgehalten, dass mit Blick auf die Testkapazitäten das Gesundheitswesen „jederzeit mit Priorität behandelt“ werden muss. Rund 20.000 Tests wird der Profifußball wohl bis zum Saisonende benötigen. In einer ersten Testreihe hatte es bei 1.724 Tests insgesamt zehn positive Fälle gegeben.
Die Profiklubs werden am Donnerstag über das weitere Vorgehen beraten. Den Kampf um ihre Existenz, bei dem es um etwa 770 Millionen Euro, die Zukunft zahlreicher Vereine und 56.000 Arbeitsplätze geht, hat die Milliardenbranche erst einmal gewonnen. Nun soll die Spielzeit im besten Fall bis Ende Juni zu Ende gebracht werden.
Durch den Start im Mai wird die Bundesliga mit einem Schlag zum Weltmarktführer, da die anderen Topligen noch wesentlich weiter von einem Wiederbeginn (falls es den überhaupt geben wird) entfernt sind. Allerdings wird die Liga auf Bewährung spielen. Vor allem das entlarvende Video des Berliners Salomon Kalou hat den schmalen Grat aufgezeigt, auf dem der Fußball wandelt. „Ich kann nur empfehlen, allen Mannschaften und jedem Spieler, auch nach den Erfahrungen der letzten Tage, das alles sehr, sehr ernst zu nehmen“, sagte Spahn mit Blick auf Kalou bei RTL/n-tv. Die Entscheidung zugunsten des Profifußballs ist laut dem CDU-Politiker ein „Vertrauensvorschuss“. Fritz Keller ist sich dessen bewusst. „Wer ernsthaft an der Ausübung seines Berufs interessiert ist, der hält sich an die Vorgaben“, äußerte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in der Bild-Zeitung.
„Disziplin wahren“
Auch der deutsche Nationalmannschaftsarzt Tim Meyer, der das DFL-Konzept für den Neustart als Leiter der Taskforce entwickelt hat, sieht den weiteren Saisonablauf vornehmlich durch mögliches Fehlverhalten der Beteiligten gefährdet. „Es ist umso wichtiger, dass alle extreme Disziplin wahren“, sagte Meyer bei Sport1: „Wenn diese Disziplin nicht eingehalten wird, dann kann das beste Konzept ins Wanken geraten.“
Nationalmannschaftskapitän Manuel Neuer rief seine Kollegen zu ebendieser Disziplin auf. „Wir als Profis tragen Verantwortung für unseren Berufsstand“, schrieb der Torwart von Rekordmeister Bayern München in der FAZ: „Nun ist es an jedem Einzelnen in den Mannschaften und deren Umfeldern, dieses Konzept diszipliniert mit Leben zu füllen.“
Hans-Joachim Watzke ist sich sicher, dass alles gut gehen wird. „Wir sind jetzt in dem Prozess, bei dem wir relativ sicher sind, dass Gesunde gegen Gesunde spielen – und das ist die ideale Voraussetzung“, äußerte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund bei RTL/n-tv. Bedenkenträger wie Wilhelm Bloch von der Deutschen Sporthochschule Köln beruhigt das allerdings nicht. „Ein Sportler sollte sich schon Gedanken darüber machen, dass eine Infektion das Karriereende sein kann“, sagte der Sportmediziner der ARD-Sportschau.
De Maart
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