Claude Conter nimmt am Donnerstagmorgen, vor dem Start der ersten Etappe der Tageblatt Flèche du Sud, kein Blatt vor den Mund. Es scheint, als hätte sich in den letzten Tagen eine Mischung aus Frust und Enttäuschung angesammelt. „Es gibt Fahrer, die das ganze Jahr für Snooze fahren, die von den Rennen profitieren, von unserer Kleidung und der ganzen Organisation – und am Ende sind sie bei einer Flèche du Sud nicht dabei. Wenn wir Sachen verteilen, ist jeder da. Für ein großes Rennen wie die Flèche will aber keiner Urlaub nehmen. Andere priorisieren die Spiele der kleinen Länder. So bekommen wir nur schwer eine Mannschaft an den Start“, sagt Conter.
Er verhehlt nicht, warum er sein Amt niederlegt – und spart auch nicht mit Kritik. „Von verschiedenen Fahrern bin ich einfach enttäuscht“, sagt er. „Es geht um fehlende Dankbarkeit und fehlende Anerkennung.“ Die Organisation der Rennen lastet dabei auf seinen Schultern. „Das geht von Getränkeflaschen füllen über Hotels bei Rennen buchen bis zu Gepäckträger aufs Auto packen. Das ist zu viel und alles wird professioneller. Hier bei der Flèche hat jedes Team sechs bis acht Betreuer dabei.“ Snooze ist beim Etappenrennen der Vélo-Union Esch zu dritt im Staff.
Conter kritisiert dabei vor allem die Einstellung einiger Fahrer. Er erzählt, dass Fahrer Philippe Schmit vor der Saison etwa sieben Etappenrennen in Frankreich und Belgien organisiert habe. „Jeder wollte da mitfahren. Und als es so weit war, wollte niemand Urlaub nehmen. Andere wollten Gravel fahren. Also mussten wir absagen. Das waren teilweise Rennen, bei denen 15 Teams auf der Warteliste standen – und wir sagen eine Woche vorher ab. Die laden uns nie mehr ein.“
Finanzieller Aspekt
Auch dass Tim Diederich die Spiele der kleinen Länder in Andorra vorzieht, stößt bei ihm auf Unverständnis. „Ich verstehe, dass es für ihn ein schönes Erlebnis ist. Aber er hat ein gewisses Alter, was möchte er sich da noch beweisen? Dass er ein super Sportler ist, steht außer Frage. Aber ich denke, dass es für unser Team wichtiger gewesen wäre, die Flèche zu fahren.“
Ein weiterer Aspekt ist, dass die ganze Organisation doch auch finanziell schwer wiegt. „Eine Flèche du Sud kostet um die 5.000-6.000 Euro. Die muss man auch irgendwo hernehmen. Paul (Mreches, Geschäftsführer der Snooze-Restaurants; Anm.) arbeitet von morgens bis abends in seinen Restaurants. Das Geld kommt nicht von irgendwoher geflogen. Die Fahrer sind keine Profis, sie gehen arbeiten. Das weiß ich. Man sollte sie trotzdem infrage stellen.“
Bei der diesjährigen Flèche du Sud hat Conter immerhin noch sechs Fahrer gefunden, die eine andere Einstellung an den Tag legten. „So eine Freundschaft, wie wir sie hier erleben, habe ich noch nicht gefühlt. In puncto Mentalität und auch Dankbarkeit bekomme ich von denen, die hier am Start sind, einiges zurück. Tom Thill konnte letztes Jahr nicht fahren, auch Max Valtey musste ich absagen – wegen anderer Fahrer, die sich dieses Jahr als etwas Besseres wähnen. Das tut mir weh.“
Noch mehr Zeit ab Oktober
Ohne Conter ist die Zukunft des Teams nun offen. „Ich denke, dass wir das Snooze-Trikot noch bei den wenigen luxemburgischen Rennen sehen werden. Aber jeder wird auf sich selbst gestellt sein und nicht mehr diese Organisation bekommen.“ Der Vater von Ken zeigt sich aber auch von der aktuellen Situation des luxemburgischen Radsports enttäuscht. „Es sind sechs Luxemburger am Start der Flèche du Sud. Das ist traurig. Früher hatten wir einige luxemburgische Mannschaften am Start. Im Radsport muss etwas passieren, sonst sehe ich schwarz.“
Auf Conter, der bei SUDenergie angestellt ist, wartet im Oktober die Rente. „Ich hätte also eigentlich noch mehr Zeit, für den Radsport zu arbeiten. Aber ich bin auch allein. Es ist zu viel zu organisieren. Wenn du den Jungs dann noch Möglichkeiten gibst und sie kein Interesse zeigen, dann weiß ich nicht, warum ich das noch machen soll.“ Die Option, den Staff zu erweitern, lehnt Conter ab. „Wer macht heute noch freiwillig was? Es ist niemand mehr bereit, sein Wochenende bei einem Rennen in Belgien zu opfern. Es tut mir leid, dass ich die guten Jungs im Stich lasse. Ich werde es schon vermissen, aber so hat das alles keinen Sinn mehr.“
 
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