Es gab doch einige Menschen, die sich nach seinem zweiten Platz am Sonntag beim Amstel Gold Race Sorgen über die Form und den Erschöpfungszustand des Superstars gemacht hatten. Doch am Mittwoch ließ der Slowene keine Zweifel aufkommen. „Ich hatte heute super Beine“, resümierte der Weltmeister, nachdem er die Konkurrenz auf der steilen Rampe, der Mur de Huy, schon früh zerschmettert hatte.
Mit einem Blitz-Antritt 400 Meter vor der Ziellinie flog er förmlich durch den Regen und verwies den Franzosen Kévin Vauquelin, der wie im Vorjahr Zweiter wurde, und den Briten Tom Pidcock um zehn bzw. zwölf Sekunden auf die weiteren Plätze – ein gewaltiger Rückstand in dieser kurzen Distanz.
„Es ist so ein schöner Anstieg, auch wenn die Radfahrer ihn nicht besonders mögen, weil er so steil ist. Das Wetter war auch nicht so toll und hat das Rennen wirklich schwierig gemacht. Aber es ist wirklich schön, hier noch einmal zu gewinnen“, fügte Pogacar hinzu.
Der Belgier Remco Evenepoel, der wie die anderen nicht auf den Angriff von Pogacar reagieren konnte, wurde Neunter. Im VIP-Zelt konnte sein Vater Patrick nur feststellen, dass „Pogi wirklich beeindruckend“ ist, sodass man „Angst haben“ kann. Vauquelin war „super stolz“ auf seinen zweiten Platz, eine Bestätigung für den Fahrer von Arkéa-B&B Hotels, der einer der vielversprechendsten jungen Fahrer im Peloton ist.
Miserable Bedingungen
Pogacar ist der siebte Fahrer, der die Flèche mit dem Weltmeistertrikot auf seinen Schultern gewinnt, der erste seit Julian Alaphilippe im Jahr 2021. Wie im letzten Jahr verursachten die miserablen Wetterbedingungen mit kaltem und teilweise starkem Regen große Schäden.
Der Däne Mattias Skjelmose, der am Sonntag das Amstel Gold Race gewonnen hat, gab das Rennen mit einer Verletzung am rechten Knie auf, nachdem er 40 km vor dem Ziel in einer Rechtskurve auf der regennassen Straße gestürzt war.
Pogacar liebt diese Bedingungen und überrollte die Konkurrenz in einem seltenen Ausmaß in der Mur de Huy, wobei er im Sattel sitzen blieb. „Ich wurde von meinem Team perfekt mitgenommen und als ich sah, dass Ben Healy in der Mauer wieder auf meine Höhe kam, dachte ich mir: o.k., er scheint schneller fahren zu wollen. Also habe ich ein bisschen beschleunigt und als ich über meine Schulter geschaut habe, habe ich gesehen, dass niemand mein Rad gehalten hat“, erklärte er.
„Verdammt, es ist noch weit“
Weiter sagt Pogacar: „Als ich das 200-Meter-Schild sah, dachte ich: „Verdammt, es ist noch weit! Dieser Kilometer ist wirklich einer der härtesten im Radsport“, fügte er hinzu. Der UAE-Leader setzte damit seine explosive Klassiker-Kampagne fort, bei der er auf jedem Podium stand: Sieger der Strade Bianche, Dritter bei Mailand-Sanremo, Sieger der Flandern-Rundfahrt, Zweiter bei Paris-Roubaix und beim Amstel Gold Race, bevor er am Mittwoch erneut triumphierte. Er beendete eine Serie von zwei Niederlagen – wenn man seine zweiten Plätze bei Paris-Roubaix und dem Amstel überhaupt so bezeichnen kann. „Zweimal Zweiter ist nicht so schlecht, aber ein Sieg ist besser“, sagte er.
Mit Kevin Geniets und Bob Jungels fuhren auch zwei Luxemburger in die Top 50. Vor allem Geniets war immer wieder ganz vorne im Hauptfeld zu sehen, platzierte seine Kapitäne und war auch bei Windkanten sehr aufmerksam. Im Ziel sagte er, am ganzen Körper zitternd: „Ich bin sehr zufrieden. Ich hatte meinen Job, Romain (Grégoire) zu platzieren, der Siebter wurde. Es war wirklich ein gutes Teamrennen. Ich habe meine Arbeit an der Spitze gemacht, das hat zwar viel Energie gekostet, aber so sind Rennen. Wir sind als Team wirklich gut gefahren.“

Nach getaner Arbeit kam Geniets als 36. ins Ziel. „Ich friere, es war ein weiterer harter Tag. Es war ein bisschen anders als in anderen Jahren. Wir haben vielleicht ein bisschen mehr erwartet, aber es war trotzdem schnell. Ich habe nicht versucht, ein Resultat einzufahren. Beim Briefing war klar, dass wir alle für Romain (Grégoire) fahren.“ Auch für Geniets wird es am Sonntag in Liège weitergehen.
Auch Jungels zeigte eine ansprechende Leistung und beendete das Rennen nach erledigter Arbeit als 44. Bester Fahrer seines Ineos-Teams war Magnus Sheffield als 17. Luc Wirtgen und Tudor enttäuschten. Der Luxemburger beendete das Rennen vorzeitig, bester Radsportler des Schweizer Teams war Julian Alaphilippe als 22.
Im Überblick
89. Flèche Wallonne, Eintagesrennen in Belgien von Ciney nach Huy (205,1 km):
1. Tadej Pogacar (Slowenien/UAE) in 4:50:15 Stunden, 2. Kévin Vauquelin (Frankreich/Arkea B&B Hotels) 0:10 zurück, 3. Thomas Pidcock (Großbritannien/Q36.5) 0:12, 4. Lenny Martinez (Frankreich/Bahrain-Victorious) 0:13, 5. Ben Healy (Irland/EF Education-EasyPost) gleiche Zeit, 6. Santiago Buitrago (Kolumbien/Bahrain-Victorious) 0:16, 7. Romain Grégoire (Frankreich/Groupama-FDJ), 8. Thibau Nys (Belgien/Lidl-Trek), 9. Remco Evenepoel (Belgien/Soudal Quick-Step) alle gleiche Zeit, 10. Mauro Schmid (Schweiz/Jayo AlUla) 0:19, … 36. Kevin Geniets (Luxemburg/Groupama-FDJ) 1:29, … 44. Bob Jungels (Luxemburg/Ineos Grenadiers) 1:35
DNF Luc Wirtgen (Luxemburg/Tudor)
Damen: Pieterse siegt
Die junge Niederländerin Puck Pieterse bestätigte am Mittwoch ihr Talent, indem sie die Flèche Wallonne der Frauen vor ihrer Landsfrau Demi Vollering auf dem Gipfel der Mauer von Huy gewann.„Ich habe dort angegriffen, wo mir alle gesagt haben, dass ich angreifen soll. Ausnahmsweise habe ich auf meine Sportdirektoren gehört“, kommentierte die 22-jährige Pieterse, nachdem sie den zweiten Sieg ihrer Karriere nach ihrer Etappe bei der Tour de France im letzten Jahr errungen hatte. Die Fahrerin des Teams Fenix-Deceuninck überholte auf den letzten Metern der gefürchteten Mauer von Huy eine der großen Favoritinnen, Demi Vollering, die nicht von der enormen Arbeit ihrer französischen Teamkollegin Juliette Labous profitieren konnte.
De Maart
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