Von den Zuschauerplätzen des neuen Warschauer Nationalstadions hat man einen guten Blick auf die Baustelle im Inneren des Stadionrunds. Bauarbeiter in neongelben Westen steuern Bulldozer, verlegen Kabel und Leitungen. Der grüne Rasen, auf dem im kommenden Juni das Eröffnungsspiel der Euro angepfiffen wird, fehlt noch. In den VIP-Logen riecht es nach frischer Farbe.
" class="infobox_img" />Generalsekretär entlassen
Zdzislaw Krecina (Foto), Generalsekretär des PZPN, ist am Dienstag entlassen worden. Das teilte PZPN-Präsident Grzegorz Lato nach einer mehrstündigen Sitzung mit. Ein Teil der Funktionäre hatte vor dem Treffen mit Rücktritt gedroht, sollte sich der PZPN nicht von Krecina trennen.
„Das ist der Anfang von Veränderungen“, sagte Jacek Masiota, ein Mitglied der PZPN-Spitze und kündigte weitere Entscheidungen an. Krecina, der zwölf Jahre lang Generalsekretär war, habe sich bei den Verbandskollegen für sein Verhalten entschuldigt.
Dennoch: Es wurden in den vergangenen Wochen Fortschritte erzielt, und die EM-Planer sind optimistisch, dass das Stadion, das schon im Sommer übergeben werden sollte, noch fertig wird. „Noch ist nichts perfekt, aber es sind schon Veränderungen sichtbar“, sagt Marcin Herra vom polnischen EM-Organisationskomitee.
Großes Thema
Die EM-Auslosung am Freitag in Kiew ist auch in Polen ein großes Thema. Die Veranstaltung beim EM-Partner Ukraine wird in einem Saal des Kulturpalastes, dessen stalinistischer Baustil Symbol der Vergangenheit ist, live übertragen. Die EM, das ist die Zukunft, und Polen will sich als modernes, gastfreundliches Land präsentieren. Eventuelle Organisationsprobleme werden durch Improvisation und Herzlichkeit ausgeglichen.
Auch viele der teilnehmenden Teams wollen lieber in Polen statt in der Ukraine ihr EM-Quartier aufschlagen. So hat sich u.a. die deutsche Mannschaft als eine der ersten entschieden, in Danzig (Gdansk) Ostseeluft zu schnuppern, ebenso wie die Schweden im benachbarten Gdingen (Gdynia). Das niederländische Oranje-Team wird sich während der EM in der südpolnischen Königsstadt Krakau niederlassen, mit der auch die Italiener und Engländer liebäugeln. Ausgerechnet das polnische Team ist noch auf Quartiersuche.
Korruptionsskandal
Derzeit trübt aber einmal mehr ein Korruptionsskandal im polnischen Verband PZPN die Vorfreude. In der vergangenen Woche präsentierte die erst Anfang des Monats ernannte neue Sportministerin Joanna Mucha Filmaufnahmen, die den Behörden zugespielt worden waren. Auf den mit versteckter Kamera gedrehten Aufnahmen soll es um illegale Preisabsprachen beim Bau des neuen Verbandsgebäudes gehen; auch PZPN-Präsident Grzegorz Lato soll zu sehen sein (siehe Kader).
Nachdem es bereits in der Vergangenheit mehrere Korruptionsskandale im PZPN gab, haben viele Fans und Politiker die Nase voll. Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski sprach sich vor wenigen Tagen sogar für eine Auflösung des PZPN und einen völlig neuen Verband aus, mit dem noch vor der EM ein Neuanfang gemacht werden kann.
Viele Baustellen
Der ehemalige Nationaltorwart und Kaczynski-Parteifreund Jan Tomaszewski ist über die Skandalserie so empört, dass er bereits die Abberufung Latos fordert: „Es kann nicht sein, dass eine Affäre auf die andere folgt und Korruption schon fast normal ist.“
Angesichts der vielen Baustellen rechnet Tomaszewski nicht mehr mit einem pünktlichen und vollständigen Abschluss. Doch immerhin: „Drei Dinge werden für die EM bereit sein: Die Stadien, die Flughäfen und die Herzen der Polen.“
De Maart
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