Tageblatt: Wie fällt die bisherige sportliche Bilanz dieser Saison aus?
Flavio Giannotte: Die Saison hat eigentlich ganz gut begonnen. Leider habe ich den Sprung ins Hauptfeld der 64 Besten, mit Ausnahme des Weltcups in Paris, mehrmals ganz knapp verpasst. Beim Turnier in Kairo gab es Probleme mit der Organisation. Im Wettkampf traf ich in der Direktausscheidung auf einen Ägypter. Nach fragwürdigen Schiedsrichter-Entscheidungen war das Turnier für mich zu Ende. Meine Vorfreude auf die Weltmeisterschaft an gleicher Stelle hält sich demnach in Grenzen. Der Turnier-Kalender, aber auch die Auflagen bei den Turnieren, waren erneut von der Corona-Pandemie geprägt. Alles in allem hat mir diese Saison einfach keinen Spaß bereitet. Das hat sich leider auch auf die Resultate ausgewirkt. Es ist das erste Mal seit Jahren, dass ich aus den Top 100 der Weltrangliste herausgefallen bin.
Mit einem guten WM-Ergebnis könnte die enttäuschende Saison noch gerettet werden …
Ich freue mich auf die Weltmeisterschaft, aber nicht auf Kairo. Trotz meiner schlechten Erfahrungen werde ich versuchen, mich dort auf ein gutes Resultat zu fokussieren. Ich fühle mich gut, obschon ich in letzter Zeit nicht viel gefochten habe. Da mein Trainer sich zuletzt mit Corona angesteckt hatte, war die WM-Vorbereitung nicht ideal. Weil es in Luxemburg an Trainingspartnern mangelt, bin ich des Öfteren nach Reims und Paris zum Training gefahren. Nach der EM hatte ich die Gelegenheit, mit einem französischen Team als Sparringspartner zum Höhentraining nach Serre-Chevalier zu fahren. In den Alpen konnte ich mich zudem meiner zweiten Passion, dem Radfahren, widmen. Auch wenn die Vorbereitung aus Fecht-technischer Sicht nicht optimal war, so bin ich immerhin physisch topfit. Ziel bei der WM ist das Erreichen des 64er-Feldes.
Wie geht es nach der WM weiter?
Nach der WM werde ich eine längere Pause einlegen, da die kommende Saison sehr lang werden wird. Diese Pause ist dringend notwendig. Mit meinem Trainer habe ich abgesprochen, dass ich drei Monate aussetzen werde, um dann im Herbst wieder ins Training einzusteigen. Von April 2023 bis April 2024 finden die Qualifikationsturniere für die Olympischen Spiele statt. Während mehr als einem Jahr werde ich dann ohne Pause durchtrainieren. Wir werden auch anders trainieren als bislang gewohnt. Während der ersten beiden Monate wird ausschließlich an der Physis gearbeitet.
Der Traum von Olympia soll also 2024 in Paris Realität werden?
Die Olympischen Spiele sind das ganz große Ziel in meiner Karriere. Die Spiele in Paris sind wahrscheinlich nicht meine letzte Möglichkeit, um bei Olympia dabei zu sein, sicherlich aber meine beste. In der vergangenen Saison habe ich eine Reihe von Fehlern gemacht, die ich nicht wiederholen will. So war ich viel zu viel unterwegs. Mit dem Auto habe ich knapp 50.000 Kilometer zurückgelegt, um zum Training nach Frankreich, Belgien und Italien zu fahren. Teilweise ohne richtigen Plan. Kommende Saison werde ich alles mehr auf Luxemburg zentrieren. Mit Michel Colling, der nach seiner erfolgreichen Zeit in Leverkusen nach Luxemburg zurückkommt, werde ich, neben Maurice Pizay, einen zweiten Trainer in Luxemburg haben, der mich richtig „pushen“ kann. Die Olympischen Spiele in Paris sind für mich praktisch ein Heimspiel. Um dabei zu sein, muss ich entweder einer der zwei bestklassierten Europäer in der Weltrangliste sein oder das Qualifikationsturnier gewinnen. Das ist schwierig, aber nicht unmöglich.
De Maart
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