Um diese Einschätzung nachzuvollziehen, muss man berücksichtigen, dass die Route du Vin die erste Leichtathletikveranstaltung auf der Straße war – nicht nur hierzulande, sondern auch im benachbarten Ausland.
Zudem war damals ein Lauf über die Halbmarathondistanz mehr als doppelt so weit als die 10.000 m auf der Bahn, noch äußerst selten. Die weitere Entwicklung ist umso beeindruckender: Die Grenze der 100 Teilnehmer wurde 1969 überschritten, eine Verdoppelung erfolgte sechs Jahre später.
Mitte der 80er Jahre explodierten die Teilnehmerzahlen dann regelrecht, und 1990 wurden erstmals über 1.000 Laufbegeisterte an der Mosel gezählt.
Beteiligungsrekord
Der Beteiligungsrekord der Dexia Route du Vin liegt seit 2008 bei 1.680 Konkurrenten im Ziel, die Route du Jus de Raisin hatte 2009 mit 167 jugendlichen Teilnehmern ihre bisher beste Beteiligung. Der Rekord von 2008 könnte in Gefahr sein, sind doch weit über 1.600 Konkurrenten vorangemeldet.
Seit vielen Jahrzehnten steht die Route du Vin auf einem hohen sportlichen Niveau. Klangvolle Namen wie Edmundo Warnke (CHI), Karel Lismont (B), Martin Kuster (CH), Alex Hagelsteens (B), Alfredo Shahanga (TAN), Joseph Keino (KEN), Paul Biwott (KEN) und weitere afrikanische Athleten der jüngeren Generation schmücken das hochkarätige Palmarès des Moselklassikers. Bei den Frauen waren Tegla Lorupe (KEN) und Rosa Mota (POR) mit vier bzw. drei Erfolgen die überragenden Läuferinnen.
Die Streckenbestzeiten stehen bei den Männern bei 59’56 (2010/Leonard Langat) bzw. bei 1.09’22 (2004/Helena Javornik).
Wetten …
Wer am Sonntag eine Wette auf einen kenianischen Sieg abschließen würde, bekäme wohl nach dem Rennen wenig Geld ausgezahlt. Nach dem letzten „weißen“ Erfolg des Deutschen Kurt Stenzel (1988), starteten die Ost- und Schwarzafrikaner eine beeindruckende Siegesserie.
Mit Ausnahme von drei „Niederlagen“ dominierten stets die Kenia-Läufer, die gar seit nunmehr 15 Jahren an der Mosel ungeschlagen sind. Folgt am Sonntag der nächste Streich?
Die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, denn die gemeldeten Kenianer sind nicht von schlechten Eltern. Angeführt wird die Kenia-Armada von Vorjahressieger Leonard Langat, der seine Bestzeit in diesem Jahr in Dubai auf 59’52 steigern konnte. Neben dem Sieger von 2008, Charles Korir, sind mit Pius Kirop (4. Platz 2010), Wildon Kiprono, Charles Maina (5. Platz 2010) weitere Siegesanwärter am Start.
Doch Vorsicht geboten ist auch vor einem sehr starken Läufer aus Äthiopien: Adhane Tsegay lief die volle Marathondistanz bereits in 2.06’30. Tegene Athalay musste verletzungshalber absagen. Der Marokkaner Elabassi El Hassan (Sieger des Eurocross) will die Ostafrikaner bis zum Schluss fordern, während Landsmann Abderrahim El Asri (8. Platz 2010) ebenfalls verletzt absagen musste.
Das Frauenfeld ist qualitativ dünner gesät, nicht zuletzt nach der Absage der Siegerin von 2009, Eunice Kales. Als große Favoritin wird die Äthiopierin Debele Meseret Hailu, die eine Bestzeit von 69’20 aufweist, ins Rennen gehen. Edinah Kwambai (Kenia), Eshetu Zeineba (ÄTH), Eshetu Almaz (ÄTH), Abebech Afework (ÄTH) sowie Ayato Zeineba (ÄTH) müssen mit ihren Bestzeiten von 70’50 bis 71’55 wohl auf eine Schwäche der Favoritin hoffen.
Groben zum Zweiten?
Der achtfache Luxemburger Meister Vincent Nothum tritt am Sonntag beim Berlin-Marathon an, und so ist mit einem offenen Rennverlauf zu rechnen.
Pascal Groben, welcher sich auf seinen ersten Marathonstart in Frankfurt am 30. Oktober vorbereitet, gebührt nun die Favoritenrolle. Der zweite Titel wird aber kein Selbstläufer, denn Athleten wie Bob Greis, Thierry Hübsch, Patrick Lenertz, Marc Urwald, Christian Krombach, Christian Kass, Christian Molitor, Gilles Venturini u.a. lauern nur auf einen „Ausrutscher“ des CAB-Athleten.
Bei den Frauen möchte Annette Jaffke ihren Titel gerne verteidigen, doch Line Dupont, Nancy Gasperini, Tania Arensdorf und Claudine Bausch wollen dies verhindern. Triathletin Liz May ist am Start, wird nach ihren beiden Weltcup-Rennen aber wohl nicht in den Titelkampf eingreifen.
Der Startschuss zur Jubiläumsauflage erfolgt um 15.00 Uhr auf der Esplanade, dann kann endlich gefeiert werden.
De Maart
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