„Es fühlt sich nicht an, als wäre es schon so lange her“, sagt Charel Grethen vor den Hallen-Weltmeisterschaften in China. Erstmals seit 2023 startet er am Freitag wieder auf einer großen internationalen Bühne. „Es tut gut, wieder dabei zu sein. Besonders nach meiner verpatzten Sommersaison 2024.“
Grethen hatte sich im vergangenen Jahr große Ziel gesetzt – und sein Jahr hatte auch vielversprechend begonnen. In der Halle lief er im Winter drei Landesrekorde (1.500 m, 2.000 m und Meile). „Über 1.500 m bin ich sogar über eine Sekunde Bestzeit gelaufen“, erinnert sich der 32-Jährige. „Ich entschied mich dann bewusst dazu, auf die Hallen-WM in Glasgow zu verzichten, um mich voll auf den Sommer zu konzentrieren.“
Das übergeordnete Ziel war es nämlich, sich für die Olympischen Spiele in Paris zu qualifizieren, wo Grethen seinen Finaleinzug von Tokio 2021 wiederholen wollte. Doch es kam anders. „Ich wurde leider bei meinem ersten Rennen im Sommer, einer Diamond League in Marrakesch, krank. Das war im Mai“, blickt Grethen zurück. Ein Magen-Darm-Infekt und ein hartnäckiger Parasit schwächten ihn über mehrere Wochen. Das warf seine Pläne für den ganzen Sommer über den Haufen, denn das Qualifikationsfenster für Paris schloss bereits Ende Juni. „Es war ein richtig schlechtes Timing. Mein Körper hatte nicht mehr genug Zeit, um sich davon zu erholen“, so Grethen. Bis zum letzten Tag kämpfte er um die Qualifikation für den Höhepunkt des Jahres – doch am Ende reichte es nicht.
Paris 2024 verpasst
„Es war sehr bitter, nicht in Paris dabei zu sein“, sagt er rückblickend. „Ich brauchte danach ein paar Wochen, um meine Motivation wiederzufinden. Als Sportler hat man immer Höhen und Tiefen. Die letzten Jahre lief es bei mir eigentlich immer gut, 2024 hatte ich dann aber so ein Tief. Es lief einfach nicht so, wie ich es wollte – und das war nicht leicht.“ Statt selbst auf der Piste zu stehen, musste er die Spiele dann aus der Ferne verfolgen. Aufgeben war für ihn aber keine Option, Grethen kämpfte sich zurück zur alten Form.
„Natürlich brauchte es Zeit, bis die Motivation und das Momentum im Training zurückkamen. Aber nach dem Sommer ging es relativ schnell wieder bergauf. Ich habe mir kleine Ziele gesetzt, das hat geholfen.“ Über die Coupe du Prince und verschiedene Straßenrennen tastete sich Grethen wieder an den Wettkampfrhythmus heran. „Ich wollte nicht zu lange ohne Wettbewerb sein. Als Sportler lebt man davon. Das gibt einem Motivation, immer weiterzumachen. Monatelanges Training, ohne Wettbewerb, kann ziemlich langweilig sein.“
Mein Ziel ist es ganz klar, das Finale zu erreichen. Das wird in dem starken Feld nicht einfach, aber ich weiß, dass ich das draufhabe.
Auch die Form kam über die folgenden Wochen und Monate langsam zurück. In diesem Winter knüpfte Grethen schließlich wieder an sein früheres Level an. „Ich habe mich während der Hallensaison immer weiter gesteigert“, sagt er. „Zum Schluss war ich wieder ganz zufrieden mit mir. Ich habe auf der World Indoor Tour (in Astana und Madrid; Anm. d. Red.) zwei dritte Plätze gemacht – und bin jetzt zuversichtlich, auch bei der WM ein gutes Ergebnis einzulaufen.“
Doch die Konkurrenz auf den 1.500 Metern ist härter denn je. Als 21. des Qualifikationsrankings hat sich Grethen sein Ticket für Nanjing gesichert. „Die 1.500 m sind im Moment eine der beliebtesten Disziplinen in der Leichtathletik, weil die Konkurrenz so groß ist“, erklärt Grethen. „Aber genau das spornt mich an, hart zu trainieren, um vorne dabei zu sein.“
Taktisches Rennen
Am Freitag steht für ihn in Nanjing der Vorlauf auf dem Programm. Der Luxemburger erwartet ein taktisches Rennen, was ihm entgegenkommen könnte. „Ich habe in meinen letzten Rennen gezeigt, dass ich hinten raus gut laufen kann.“ Das Finale der 1.500 m steigt anschließend am Sonntag. „Das wird wahrscheinlich weniger taktisch“, so Grethen. „Mein Ziel ist es ganz klar, das Finale zu erreichen. Das wird in dem starken Feld nicht einfach, aber ich weiß, dass ich das draufhabe.“
Dabei wird er auch versuchen, den Moment zu genießen – denn eine seiner Lektionen aus dem vergangenen Jahr ist, nichts als selbstverständlich zu betrachten. „Ich habe gemerkt, dass man von jedem Wettbewerb profitieren und das Beste herausholen muss. Denn es gibt immer solche Jahre, in denen es einfach nicht passt. Das gehört auch zum Sport dazu.“
Nach der Weltmeisterschaft geht es für ihn dann weiter ins Trainingslager nach Südafrika, „um die Basis für die Sommersaison zu legen“. Sein nächstes großes Ziel: die Freiluft-Weltmeisterschaften in Tokio.
Das Programm
Hallen-WM in Nanjing (CHN):
Am Freitag:
12.18 Uhr: 1.500 m Vorläufe (Charel Grethen)
Am Samstag:
4.15 Uhr: 60 m Vorläufe (Patrizia Van der Weken)
13.15 Uhr: 60 m Halbfinale
14.18 Uhr: 60 m Finale
Am Sonntag:
13.15 Uhr: 1.500 m Finale
*alle Uhrzeiten in MEZ
De Maart

Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können