Als das Tageblatt Luc Wirtgen mit seinem achten Platz auf der 2. Etappe der Baskenland-Rundfahrt (2. UWT) Anfang April konfrontierte und dabei sagte, dass das Ergebnis doch überraschend sei, musste der 26-Jährige lachen. „Mir haben mindestens schon 30 Leute gesagt, dass sie davon überrascht gewesen seien“, schmunzelte Wirtgen. Immerhin endete das Teilstück im Sprint, den der Weltklasse-Sprinter Caleb Ewan (u.a. fünffacher Tour-Etappensieger) gewann.
Seine Sprinterqualität hat sich noch nicht überall herumgesprochen. Doch im Baskenland zeigte er seine Endschnelligkeit. „Ich habe mich schon letztes Jahr mit dem Team zusammengesetzt und über meine Aufgaben gesprochen. Ich bin hauptsächlich ‚Road Captain’ und Edelhelfer. Dann haben sie gefragt, ob ich Interesse hätte, bei Sprints mitzumachen, wenn wir keinen reinen Sprinter dabei haben. Dem habe ich zugestimmt.“
Verpatzte erste Saisonhälfte
Seine Sprinterqualitäten zeigte Wirtgen dabei schon letztes Jahr bei der Tour of Norway (2. Pro), bei der er auf der 3. Etappe Neunter wurde. Die Platzierung im Baskenland war eine Bestätigung seines Könnens – und gleichzeitig das beste Resultat seines Teams beim Etappenrennen in Spanien. „Es war schon komisch, als ein Julian Alaphilippe für mich gearbeitet hat. Ich habe ihm nach der Etappe gesagt, dass er nicht so viel für mich hätte arbeiten müssen. Ich hatte nach der Etappe Gänsehaut vor Freude, aber ich hatte auch das Gefühl, dass er das nicht hätte machen müssen. Er hat aber gesagt, dass er das gerne tut.“
Am Ende der Rundfahrt erledigte Wirtgen seinen Job in Spanien, die letzte Etappe beendete nach getaner Arbeit vorzeitig, genau wie Alaphilippe. Das große Ergebnis im Baskenland blieb aus, doch das Team nutzte das Rennen zur Vorbereitung auf die Rennen in den Ardennen. Gerade deswegen schickte das Team genau die Fahrer ins Baskenland, die auch an der Ardennen-Trilogie starten sollen.
Gerade für Wirtgen war die Rundfahrt wichtig, verlief doch die erste Saisonhälfte gar nicht nach Plan. „Erst war ich verletzt (Verletzung am Gesäß) und dann bin ich in Oman gestürzt. Drei bis vier Tage hat es gedauert, bis ich wieder aufs Rad gehen konnte. Dann bin ich krank geworden und hatte ein Virus. Zehn Tage lang lag ich im Bett.“ Die geplanten italienischen Rennen Trofeo Laigueglia, die Strade Bianche und Mailand-Sanremo ließ Wirtgen aus. „Ich habe mit dem Team darüber gesprochen, dass ich mich quasi neu aufbaue und dann bereit bin für Mailand-Turin und die Baskenland-Rundfahrt. Ich hatte viel Pech, aber das Baskenland-Rennen verlief dann sehr positiv.“
Augen auf Pogacar
Für die anstehenden Ardennen-Klassiker ist Wirtgen optimistisch. „Meine Form ist gut. Wir haben jetzt einen guten Teamspirit im Baskenland aufgebaut und sind für die Ardennen-Klassiker bereit. Mit dem Team, das wir hier haben, müssen wir uns nicht verstecken. Wir haben uns lange auf diese Rennen vorbereitet. Aber beim Amstel geht es um kleine Details. Wir hoffen auf ein großes Resultat.“
Mit Alaphilippe, der immerhin schon drei Mal die Flèche Wallonne gewonnen hat und sich somit in den Ardennen auskennt, und Marc Hirschi, der letztes Jahr beim Amstel Gold Race Zweiter wurde und die Flèche Wallonne auch schon gewonnen hat, nimmt Tudor eine Favoritenrolle ein. Doch die Konkurrenz ist groß: Der größte Favorit auf den Sieg ist Tadej Pogacar (UAE), der bei Paris-Roubaix vergangenen Sonntag Zweiter wurde. Auch mit Remco Evenepoel, der am Freitag bei der Flèche Brabançonne sein Comeback gab und das Rennen direkt gewann, ist zu rechnen.
Einen Titel zu verteidigen haben derweil Bob Jungels und die Ineos Grenadiers. Vergangenes Jahr gewann Tom Pidcock das Amstel Gold Race und auch in diesem Jahr ist er wieder am Start. Der Brite wird auf die Hilfe von Jungels zählen, der bereits sieben Mal an dem Rennen teilnahm. Als dritter Luxemburger wird Kevin Geniets ins Rennen starten, der 2023 immerhin 16. wurde. Seine französische Mannschaft Groupama-FDJ schickt mit Valentin Madouas ebenfalls ein heißes Eisen ins Feuer, hat aber auch mit Romain Grégoire ein weiteres Ass im Ärmel. Insgesamt sind viele große Namen dabei. Nicht zu vergessen sind dabei sicher auch Wout van Aert, Tiesj Benoot (beide Visma Lease a Bike), Ben Healy (EF Education-Easy Post), Maxim van Gils (Red Bull-Bora hansgrohe) oder Thibau Nys (Lidl-Trek).
De Maart
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