Donnerstag23. Oktober 2025

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RadsportTour de France verläuft parallel zur Tour de Luxembourg – Andy Schleck sieht darin Chancen 

Radsport / Tour de France verläuft parallel zur Tour de Luxembourg – Andy Schleck sieht darin Chancen 
Statt am 19. Juli in Paris anzukommen, wird das Peloton nun am 20. September in der französischen Hauptstadt eintreffen. Archivbild: Pa Wire/PA Wire/dpa

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Die 107. Auflage der Tour de France wird um zwei Monate nach hinten verschoben und am 29. August beginnen. Am 20. September soll das Peloton in Paris ankommen. Nachdem Tour-Boss Christian Prudhomme lange auf Zeit spielte und die Tour weiterhin wie geplant am 27. Juni starten wollte, verkündeten die Organisatoren gestern das neue Datum. Das hat auch Auswirkungen auf die Tour de Luxembourg. 

In ihrer 117-jährigen Geschichte ist die Tour de France erst zweimal ausgefallen: 1915 bis 1918 und 1940 bis 1946 konnte das Rennen aufgrund der beiden Weltkriege nicht ausgetragen werden. Ich möchte, dass die Tour de France im Sommer stattfindet – und zwar nicht im Interesse der Tour. Findet sie nicht statt, bedeutet es, dass das Land in einer katastrophalen Situation ist, hatte Tour-Chef Christian Prudhomme zuletzt mitgeteilt. Lange hielt der 59-Jährige an seinen Plänen fest, die Tour vom 27. Juni bis zum 19. Juli fahren zu lassen – doch die Aussagen von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron machten eine Austragung an diesem Datum unmöglich. Macron verlängerte die Sicherheitsmaßnahmen hinsichtlich der Corona-Pandemie und sagte am Ostermontag außerdem, dass „Veranstaltungen mit großem Publikum frühestens Mitte Juli abgehalten werden“ könnten. 

Am gestrigen Vormittag haben die Veranstalter der Tour dann offiziell bekannt gegeben, die Rundfahrt am 29. August starten zu lassen. „Nach der Ansprache des Präsidenten am Montagabend und im Rahmen des Kampfes gegen die Verbreitung von Covid-19 stimmten die Organisatoren der Tour de France mit dem Radsport-Weltverband überein, die Tour zu verschieben, hieß es in einem Statement der ASO.

Wirrwarr im Rennkalender 

Im Gros würde sich die Streckenführung nicht ändern, die Etappen-Städte würden dieselben bleiben, jedoch könnten Details verändert werden. Was allerdings mächtig durcheinandergewirbelt wird, ist der Rennkalender. Die Spanien-Rundfahrt, die ursprünglich am 14. August in Utrecht starten sollte, muss zwangsweise verlegt werden. Laut einem spanischen Medienbericht soll die eigentlich vom 14. August bis 6. September geplante Vuelta nun vom 3. bis 25. Oktober stattfinden. Dies berichtete die Zeitung El País gestern. Eine zweite Saisonhälfte, die sehr dicht zu werden scheint. Denn auch die verschobenen Monumente (Mailand-Sanremo, die Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix und Liège-Bastogne-Liège) sowie der Giro d’Italia sind auf der Suche nach einem neuen Datum. Die Straßenrad-Weltmeisterschaften, die für den Zeitraum 20. bis 27. September in Aigle/Schweiz angesetzt sind, sollen laut UCI wie geplant stattfinden, trotz der Überschneidung mit dem letzten Tour-Tag am 20. September beim großen Finale in Paris.

Aus luxemburgischer Sicht erscheint das neue Datum der Tour de France im ersten Moment als Risiko. Denn die „Grande boucle“ wird nun parallel zur Tour de Luxembourg ausgetragen. Andy Schleck, der seit 2017 Präsident der Rundfahrt in Luxemburg ist, sieht dies hingegen als Chance. „Wenn die Tour de France starten wird, wird es einen Radsport-Boom geben. Das zieht Leute an den Straßenrand“, sagt Schleck. „Ich stehe dem Szenario positiv gegenüber. Wenn ich mir ein Worldtour-Rennen aussuchen dürfte, das parallel zu unserer Rundfahrt ausgetragen wird, dann wäre es die Tour de France.“ Gut für die Tour de Luxembourg sei außerdem, dass neben der Frankreich-Rundfahrt kein anderes Worldtour-Rennen im selben Zeitraum ausgetragen wird. Neun Tage vor dem Start in Luxemburg wird die BinckBank Tour (2.UWT) beendet.

Jungels hofft auf Renntage

„Wir werden uns anders organisieren müssen“, sagt der Tour-de-France-Sieger von 2010. „Wir werden versuchen, nicht in derselben Stunde wie die Etappe der Tour im Ziel anzukommen. Man könnte es gut kombinieren: Beispielsweise mit einem Public Viewing im Zielbereich, bei dem die Zuschauer nach dem Finale der Etappe in Luxemburg auch das Finale der Tour sehen können.“ Ideen gäbe es, beide Rundfahrten miteinander zu kombinieren, doch noch sei es zu früh, um konkrete Planungen preiszugeben. „Wir haben schon öfter mit dem Gedanken gespielt, unser Rennen parallel zur Tour stattfinden zu lassen. Jetzt ist es unfreiwillig, aber das ändert nichts an der Gesamtsituation. Wir sind sehr gut organisiert und ich bin zuversichtlich, dass wir auch in diesem Jahr ein starkes Fahrerfeld bieten können. Die Radprofis brauchen in diesem Jahr noch Renntage“, sagt Schleck abschließend. 

Bob Jungels, der bei der diesjährigen Tour zum Aufgebot seiner belgischen Mannschaft Deceuninck-Quick Step zählt, hofft, dass er vor der Tour noch die Gelegenheit bekommt, Rennpraxis zu sammeln. „Ich bin erst mal froh für jedes Rennen, das stattfindet“, sagt der 27-Jährige. „Das Rennprogramm wird rund um die Tour gestaltet. Ich denke aber, dass sich die Saison länger ziehen wird, sodass wir im Hinblick auf die ganze Saison unsere Renntage bekommen.“ Nicht einfach würde es für die Fahrer werden, ohne Rennen in die Tour zu gehen. Jungels, der gestern sechs Stunden auf der Straße trainierte, erfuhr erst am Nachmittag von der Verschiebung. „Die Teams werden sich zusammensetzen, um ein Rennprogramm zu erstellen. Wir haben 28 Fahrer in der Mannschaft, nicht nur die acht, die die Tour bestreiten werden. Das Problem ist, dass viele Rennen noch keinen Termin haben und es die Verantwortlichen der Mannschaft schwer haben, ein Rennprogramm für jeden einzelnen Fahrer zu planen. Der Kader, der für die Tour vorgesehen war, wird sich aber nicht ändern.“ 

Jungels: „Mein Vertrag spielt momentan im Vergleich kein große Rolle“

Bob Jungels ist einer der Radprofis, die sich im letzten Vertragsjahr befinden. Die Fahrer stecken in einer unangenehmen Situation, so können sie sich weder mit Leistungen für eine Vertragsverlängerung noch für andere Mannschaften empfehlen. „Die aktuelle Situation macht meine Vertragssituation nicht einfacher“, sagt Jungels. „Im letzten Vertragsjahr setzt man sich sowieso schon mehr unter Druck, deswegen ist es nicht optimal, sich nicht zeigen zu können.“ Der Sieger von Kuurne-Brüssel-Kuurne 2019 gibt aber gleichzeitig zu: „Um ehrlich zu sein, hatte ich während des Monats, den wir uns jetzt zu Hause befinden, andere und wichtigere Gedanken. Meine Saison oder mein Vertrag spielt momentan im Vergleich dazu keine große Rolle.“