Montag27. Oktober 2025

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Hidschab-AffäreSportkletterin Elnaz Rekabi zurück in der Heimat: „Sorgen um ihre Sicherheit bleiben“

Hidschab-Affäre / Sportkletterin Elnaz Rekabi zurück in der Heimat: „Sorgen um ihre Sicherheit bleiben“
Elnaz Rekabi stellte sich dem iranischen Staatsfernsehen bei ihrer Ankunft in Teheran Foto: AFP

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Sportkletterin Elnaz Rekabi wird nach ihrer Rückkehr in ihre Heimat als Heldin gefeiert. Sie selbst gab eine Erklärung im iranischen Staatsfernsehen ab. Doch die Sorgen um ihre Sicherheit bleiben.

Voller Hoffnung auf eine neue Galionsfigur für ihre Proteste gegen das iranische Mullah-Regime waren viele Dutzend Menschen zum Teheraner Flughafen gepilgert. „Elnaz ist eine Heldin“, skandierten in der Menschenmenge auch zahlreiche Frauen ohne Kopfbedeckung. Der Auftritt der Sportkletterin Elnaz Rekabi in der Ankunftshalle beseitigte nach dem Wirbel um ihren ohne Hidschab absolvierten Wettkampf in Seoul indes nur die größten Zweifel an ihrer körperlichen Unversehrtheit.

Die Erklärung der 33-Jährigen vor den Kameras des iranischen Staatsfernsehens und im Blitzlichtgewitter zahlreicher Smartphones bedeutete jedoch keinen spürbaren Rückenwind für die seit Wochen anhaltenden Demonstrationen gegen die Machthaber in Teheran. Denn in der Öffentlichkeit bekräftigte Rekabi lediglich ein Bedauern über die Abläufe in Südkorea und wiederholte damit im Kern die abwiegelnde Mitteilung auf ihrem Instagram-Kanal zum „unabsichtlichen Versehen“ beim Verzicht auf den Hidschab.

Für die Kritiker des Iran aber stand Rekabi, die bei der Begrüßung durch Familienangehörige einen schwarzen Kapuzenpullover und eine Baseball-Kappe trug, bei ihren Aussagen eindeutig unter Druck des Regimes. „Die Sorgen um ihre Sicherheit bleiben“, teilte das New Yorker Zentrum für Menschenrechte in Iran CHRI umgehend mit. 

Nach Ansicht der britischen Amnesty-International-Botschafterin Nazanin Boniadi kann Rekabi, die laut der französischen Nachrichtenagentur AFP das Airport-Gelände in einer Kolonne mit zwei schwarzen Fahrzeugen verließ, ihre Aussagen nicht freiwillig gemacht haben: „Es ist eindeutig gewesen, dass Elnaz Rekabi zu ihrem Statement von den Behörden, die fortlaufend erpresste Bekenntnisse im Fernsehen benutzen, gezwungen worden ist.“

Glaubwürdigkeit ihrer Aussagen leidet

Tatsächlich erschien die Ähnlichkeit von Rekabis TV-Erklärung mit dem konstruiert wirkenden Instagram-Posting vom Dienstag als zu groß für einen Zufall. „Aufgrund der Atmosphäre, die im Finale des Wettbewerbs herrschte, und der unerwarteten Aufforderung, meinen Lauf zu starten, habe ich mich mit meiner technischen Ausrüstung verheddert, und das hat dazu geführt, dass ich den Hidschab nicht wahrgenommen habe, den ich hätte beachten sollen“, sagte Rekabi.

Die Glaubwürdigkeit ihrer Aussagen litt zusätzlich durch eine betont nachdrückliche Entschuldigung „bei den Menschen in Iran für die durch mich verursachten Spannungen. Ich bin friedlich, bei bester Gesundheit und wie vorgesehen nach Hause zurückgekehrt.“

Für das CHRI waren die Vorgänge am Imam-Khomeini-Flughafen zweifellos eine Inszenierung: „Beobachter sollten sich nicht von Staatspropaganda beeinflussen lassen.“

Rekabis Wettkampf in Seoul hatte sich in den vergangenen Tagen nicht zuletzt aufgrund der weiterhin stattfindenden Proteste besonders von Frauen gegen das islamische Regime in Iran zu einer internationalen Affäre ausgeweitet. In den Fall schalteten sich neben dem Sportkletter-Weltverband IFSC auch das Hochkommissariat für Menschenrechte der Vereinten Nationen und die Bundesregierung über ihre Menschenrechtsbeauftragte Luise Amtsberg ein.

Die BBC hatte zunächst berichtet, dass nach dem Wettkampf in Seoul Rekabis Pass und ihr Mobiltelefon konfisziert worden seien. Laut einer ungenannten Quelle sei außerdem kein Kontakt zu ihr seitens ihrer Freunde möglich gewesen. Laut einem Bericht des iranischen Nachrichtenportals IranWire sei sie in die Botschaft „gelockt“ worden mit dem Versprechen, sie direkt zum Flughafen zu bringen. Die iranische Botschaft in Seoul wehrte sich nach Anfrage der AFP gegen „all die falschen Nachrichten und Fehlinformationen“. (SID)