Sonntag9. November 2025

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MotorsportSpannende Dramen beim 88. Bol d’Or: Leesch wird wieder Vizemeister

Motorsport / Spannende Dramen beim 88. Bol d’Or: Leesch wird wieder Vizemeister
Chris Leesch beim Bol d’Or Foto: EWC

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Selbst ein überragender vierter Gesamtrang reichte am Ende dem Team Kaedear-Dafy-Rac41 Honda mit Chris Leesch nicht zum Titelgewinn in der Endurance-WM. In einem wieder einmal nervenaufreibenden Bol d’Or als Saisonabschluss war die Entscheidung um die EWC-Weltmeisterschaft sogar noch enger.

„Wir probierten dieses Mal eine etwas andere Strategie“, erklärt Chris Leesch, wieso er dieses Mal nicht als Startfahrer fungierte. Beim klassischen Le-Mans-Start kam Diego Poncet zwar ordentlich von der 15. Position weg, fiel aber nach und nach bis auf Platz 20 der Superstock zurück. Erst kurz vor dem eigenen Pitstop spülte es den jüngsten Fahrer im Team bis auf einen siebten Platz nach vorne. „Wir ließen unsere beiden etwas langsameren Piloten starten, denn die Idee war, Kraft und vor allem Sprit zu sparen. Bei normalem Rennverlauf können wir bis zur ersten Zwischenwertung nach acht Stunden einen Pitstop sparen und dort als wahrscheinliche Leader die volle Punktzahl kassieren. Das frühe Safety Car warf den Plan dann über den Haufen.“

Während dieser Phase probierte Takeshi Ishizuka nach knapp anderthalb Stunden den Trick von Le Mans und kam zu einem hastigen Nachtanken rein. Doch als er kurz vorm Safety Car wieder rausschlüpfen wollte, sprang die Ampel der Boxengasse auf Rot. Somit kassierten sie eine Stop-and-Go-Strafe, mit der sie ihren Platz in den Top Ten und auf Podiumskurs der Superstock verloren. Nach acht Stunden holten sie als Sechste nur fünf Punkte, während sich der Meisterschaftsführende Team Etoile weiter um vier und der amtierende Titelträger National Motos Honda um zwei Punkte absetzten.

„Damit mussten wir unsere Strategie in der Nacht anpassen und die war einfach: Angriff!“, führt der schnelle Luxemburger aus. Zusammen mit dem ähnlich schnellen Kevin Manfredi heizten sie konstant nah an ihrer Bestzeit durch die Nacht und machten tatsächlich auf alle Zeit gut. Bis auf die beiden führenden BMWs, die pro Runde alleine auf der langen Geraden und der Gegengeraden über eine Sekunde gewannen. „Wir hatten unsere Honda auf Zuverlässigkeit und Spritsparen eingestellt, aber mehr Leistung verloren als erwartet. Es ist unmöglich, Runde für Runde über eine Sekunde auf der restlichen Strecke wieder gutzumachen“, erzählt Chris Leesch.

Motorschaden beendet Titelträume

Doch ein Motorschaden des Team Etoile beendete deren Titelträume bereits in der Nacht und nach zähem Kampf hatten sie im Verlaufe des Morgens den zwischendurch um anderthalb Runden enteilten Titelträger National Motos überholt. Vor ihnen war Champion MRP Tecmas mit den konstant schnellsten Rundenzeiten der Superstock zwar um fünf Runden enteilt, doch Probleme an einem Sensor zwangen sie zweieinhalb Stunden vor Rennende rund zehn Minuten in die Box. Mit den Boxenstopps wechselte die Führung wild hin und her, trotz der Müdigkeit pushten die Fahrer der drei Spitzenteams beständig und machten dennoch keine Fehler. Nach rund 22,5 Stunden, respektive über 660 Runden und 3.800 Kilometern, lagen die drei ersten Superstock weniger als zehn Sekunden auseinander und ein wahrer Krimi um den Gewinn des Bol d’Or und für die beiden Hondas um den Titel bahnte sich an.

In der EWC-Weltmeisterschaft schien seit der ersten Zwischenwertung alles klar. Nach anfänglichem Rundenrekord blieb die Honda des Teams F.C.C. TSR France mit Motorschaden früh in der Garage. Die BMW World Endurance war seit der ersten Zwischenwertung souverän auf Kurs zum ersten WM-Titel, während Yoshimura Sert Motul mit ihrer Suzuki durchgehend die Führung behauptete. Als lachende Dritte erbte der zweifache Weltmeister YART Yamalube einen denkbar knappen Punkt vor Yoshimura die WM-Krone, als die BMW M 1000RR 28 Minuten vor Rennende rauchend in die Box kroch. Nach dem Ausfall kämpften die schnellsten seriennahen Superstock sogar um einen Podestplatz in der Gesamtwertung.

40 Minuten vor Schluss fuhr Kevin Manfredi als führende Superstock an die Box und nach einem gewohnt schnellen Boxenstopp heizte Chris Leesch nur acht Sekunden hinter dem Team Champion MRP Tecmas auf die Strecke. Während dahinter National Motos nur noch ihren großen Vorsprung auf die nächsten Superstock verwalteten, konnte der 30-jährige Luxemburger aber nichts mehr gegen die enteilende BMW M 1000RR ausrichten: „Als Team sind wir am Ende ganz zufrieden mit dem zweite Platz im Championnat und im Rennen. Ein vierter Gesamtrang zeigt, dass wir nicht nur konstant waren, sondern auch richtig schnell. Wir lassen das Ganze jetzt etwas sacken und dann werden wir auch schon für nächste Saison planen.“