Donnerstag30. Oktober 2025

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Soumaré sensationell, Lavillenie wie erwartet

Soumaré sensationell, Lavillenie wie erwartet

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20. Leichtathletik-EM, Samstag: Großbritannien und Frankreich läuten den Endspurt ein - dreimal Gold auf die Insel

LEICHTATHLETIK – Von den elf Entscheidungen am Samstag wurden drei von Großbritannien und zwei von Frankreich gewonnen. Dreimal Insel-Gold konnte so erwartet werden, auch Frankreichs Stabhochspringer Lavillenie war der haushohe Favorit, aber 200-m-Siegerin Myriam Soumaré war die Sensation dieser EM.

Aus Barcelona berichtet „T“-Redakteur Claude Clemens

Ihre Landsfrau Véronique Mang, Silber über 100 m, musste mit Fehlstart raus, aber Soumaré – Bronze über 100 m – sprang, ja flog förmlich in die Bresche. Auf Bahn acht vor der gesamten Konkurrenz laufend, gelang ihr wohl das Rennen ihres Lebens. Die 23-Jährige hatte einen guten Start, lief eine perfekte Kurve und hielt die Führung bis ins Ziel. Das erreichte sie nach 22.32 Sekunden; ihre Bestzeit stand bisher bei 23.01!

Kein Wunder, dass sie ihren sensationellen Sieg überschwänglich feierte und auch bei der Medaillenüberreichung das Publikum noch mit einem Tänzchen und purer guter Laune erfreute. „Ich kann es nicht glauben, Wahnsinn! Ich habe alles gegeben, aber so eine Leistung hätte ich nicht von mir erwartet“, sagte die Überraschungssiegerin. Ebenfalls überraschend war Platz zwei der 20-jährigen Ukrainerin Yelizaveta Bryzhina. Russland, das insgeheim wohl wieder auf die drei ersten Plätze gehofft hatte, musste sich mit den Rängen drei, vier und sieben begnügen.

Kurz nach der „Marseillaise“ für Soumaré hatte Renaud Lavillenie das Stabhochsprung-Gold in der Tasche. Der Franzose, noch ungeschlagen diesen Sommer, benötigte für 5,60 und 5,75 m jeweils zwei Versuche, dann war er auf Kurs: „Ab 5,75 m wusste ich, dass ich auf dem richtigen Weg war.“ 5,80 und 5,85 m im ersten Versuch, da kam die Konkurrenz nicht mehr mit. Der 23-Jährige, der 2009 6,01 m gesprungen war, ließ den neuen französischen Rekord von 6,02 m auflegen. Zweimal zeigte er, dass er diese Höhe eindeutig „drin“ hat. Er entschädigte sich mit EM-Gold für Bronze bei der WM 2009, wo er sich verpokert hatte. Dorthin gingen denn auch direkt nach dem Sieg seine Gedanken: „Nun will ich 2011 Weltmeister werden.“

Starker Siebenkampf

Den britischen Goldreigen hatte 400-m-Hürdenläufer David Greene eröffnet. Der haushohe Favorit wurde dieser Rolle in der neuen persönlichen Bestzeit von 48.12 Sekunden mehr als gerecht. 84 Hundertstel später machte Rhys Williams den britischen Doppelsieg vor dem Ukrainer Stanislaw Melnykov perfekt, Titelverteidiger Periklis Iakovakis (Griechenland) wurde Fünfter.

Der Siebenkampf der Damen stand an der Spitze auf einem sehr hohen Niveau, mit drei starken persönlichen Bestleistungen für die drei Ersten. Es siegte schlussendlich Weltmeisterin Jessica Ennis (Großbritannien/6.823 Punkte) vor Olympiasiegerin Nataliya Dobrynska (Ukraine/6.778) und Vize-Weltmeisterin Jennifer Oeser (Deutschland/6.683).

Das dritte Insel-Gold holte Mo Farah, der nach den 10.000 auch die 5.000 m gewann. Mit drei höllisch schnellen letzten Runden entthronte er – ausgerechnet in „España“ – Titelverteidiger Jesús España. Vor vier Jahren in Göteborg hatte der Spanier Farah noch auf Platz zwei verwiesen. Dritter wurde der „äthiopische“ Aserbaidschaner Hayle Ibrahimov, der 2009 für sein Adoptionsland zweifacher Junioren-Europameister auf der Langdistanz wurde. Bei der dritten EM-Teilnahme war dies die erste Medaille für Aserbaidschan.

„Gold-Hamster“

Über 800 m der Herren hielten die Favoriten die Reihenfolge der Jahres-Bestzeiten ein: Der Pole Marcin Lewandowski siegte im Spurt vor dem Briten Michael Rimmer, Dritter wurde mit Adam Kszczot ein weiterer Pole. „Ein unglaublicher Erfolg für die polnische Leichtathletik“, sagte Lewandowski, der vor einem Jahr bei der U23-EM noch hinter Kszczot Silber geholt hatte. Im Speerwerfen „hamsterte“ der Norweger Andreas Thorkildsen eine weitere Goldmedaille (Olympia 2004 und 2008, WM 2009, EM 2006 und 2010). 2007 bei der WM war ihm der Finne Tero Pitkämäki „in die Quere“ gekommen. Der wurde diesmal Dritter, vor dem Bestleistung werfenden jungen Deutschen Matthias De Zordo (22) aus Saarbrücken.

Europameisterin über 100 m Hürden wurde die Türkin Nevin Yanit, während sich im Dreisprung Olha Saladuha (Ukraine) den Titel sicherte. Bronze holte die eingeheiratete Belgierin Swetlana Bolschakowa. Im Kugelstoßen entschied gerade mal ein Zentimeter (21,01 zu 21,00 m) zugunsten vom Weißrussen Andrei Mikhnevich und gegen den untröstlichen polnischen Olympiasieger Tomasz Majewski. Titelverteidiger Ralf Bartels (Deutschland) holte Bronze.

Die heißeste Entscheidung des Tages hatte zur Mittagsstunde die Litauerin Zivile Balciunaite gewonnen. In ihrem 26. Marathon lief die 31-Jährige erst zum zweiten Mal als Siegerin ins Ziel. „Ich liebe dieses Wetter, in Göteborg (EM-Vierte 2006, d.Red.) und in Peking (Olympia-Elfte 2008) war es mir zu kalt“, so Balciunaite nach ihrem ersten großen Titel.