Sonntag9. November 2025

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„So stark wie seit Jahren nicht“

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Die Freude und die Erleichterung waren groß bei FLF-Präsident Paul Philipp nach dem 2:1-Sieg gegen Albanien. Überraschend kam das Ergebnis für ihn jedoch nicht. Nun warnt der ehemalige Nationalspieler und -trainer vor zu großer Euphorie.

Tageblatt: Herr Philipp, wie haben Sie den Sieg gegen Albanien miterlebt?

Paul Philipp: „Wir müssen jetzt ruhig bleiben. Für mich ist das Resultat keine Riesenüberraschung, da die Mannschaft ihr Potenzial schon in der ersten Hälfte gegen Rumänien gezeigt hat. Gegen Albanien ist die Nationalmannschaft mit Esprit, ‚culot‘ und Ideen aufgetreten. Ich muss gestehen, dass mir im Vorfeld etwas bange war, weil die Erwartungshaltung hoch war.“

Ab wann haben Sie gespürt, dass diesmal ein Sieg möglich ist?

„Bereits nach den ersten zehn Minuten, als wir uns gefestigt hatten. Bereits zu diesem Zeitpunkt war die Abwehr der Albaner nicht sattelfest und ich habe gespürt, dass mit unseren spielerischen Möglichkeiten ein Sieg drin war.“

Ist Ihnen nicht mulmig geworden beim ersten Blick auf die gestrige (Dienstag) Aufstellung? Immerhin hatte Luc Holtz einige Veränderungen vorgenommen?

„Der Trainer hat enormen Mut bewiesen. Ein Monument wie Eric Hoffmann musste auf der Bank Platz nehmen, nicht weil er schlecht war, sondern weil Luc Holtz den Gegner gut studiert hat. Auch die Hereinnahme von Bensi und Joachim war ein gelungener Schachzug. Noch vor Jahren hätte der Ausfall eines Spielers Panik ausgelöst.“

Sie heben immer wieder die positive und neu gewonnene Dreistigkeit der Mannschaft hervor. Woher kommt dieser Mentalitätswandel?

„Der neue Trainerstaff ist dafür verantwortlich. Es hat sich auch einiges geändert, seit Wert auf das Spiel mit dem Ball gelegt wird. Ich nehme Gilles Bettmer als Beispiel. Es ist bemerkenswert, wie schnell bei ihm der Knoten geplatzt ist. Vieles spielt sich im Kopf ab.“

Würden Sie die Aussage unterschreiben, dass das Nationalteam spielerisch so stark wie noch nie ist?

„Das ist schwer zu sagen. Wir sind jedenfalls so stark wie seit Jahren nicht mehr. Vor allem auf kollektiver Ebene. Heute spielen kein Roby Langers, Guy Hellers oder Nico Braun mehr in der Nationalmannschaft, die ein Spiel alleine entscheiden können. Dafür zeigt das aktuelle Team flüssigen Kombinationsfußball.“

Ist die Gefahr da, dass einige Spieler abheben?

„Ich glaube nicht. Wir sind und bleiben Luxemburg. Außerdem erwartet die Spieler in wenigen Wochen ‚die Hölle von Zenica‘ in Bosnien, da bleibt keine Zeit, um abzuheben.“

Hilft in diesem Kontext auch mal eine 0:5-Niederlage gegen Portugal?

„Mit Sicherheit. Natürlich tut ein solches Resultat immer weh. Diese Begegnungen zeigen uns immer wieder, wie hoch der Unterschied zwischen ‚gut spielen‘ und internationaler Klasse ist.“

Trotz der zuletzt guten Leistungen bleiben die Zuschauer aus. Vor allem die Luxemburger bleiben dem Stadion fern.

„Wir hatte dieselbe Situation Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre. Es braucht seine Zeit, bis das Publikum wieder überzeugt ist, sich das Spiel im Stadion anzusehen. Positiv ist, dass anscheinend viele Leute sich die Partie gegen Albanien im Fernsehen angeschaut haben. Wenn wir diese Art und Weise Fußball zu spielen fortsetzen, kommen die Anhänger zurück, davon bin ich felsenfest überzeugt.“

Seit Monaten wurden in der Qualifikation gute Leistungen geboten, ohne Zählbares am Ende. Haben Sie sich kurzzeitig über diese Situation Gedanken gemacht?

„Natürlich, da kommt es dannschon mal vor, einiges in Frage zu stellen. Eigentlich ist es ja schon fast egal, ob man in einer Gruppe zwei oder vier Punkte erreicht. Aber das kann man natürlich leicht behaupten, wenn man vier Punkte geholt hat. Wenn wir die Qualifikation ohne Punkt abgeschlossen hätten, wäre es mit Sicherheit zur Diskussion gekommen.“

Vor dem Doppeltermin gegen Rumänien und Albanien hat Nationaltrainer Luc Holtz seine Spieler besonders früh ins Trainingslager bestellt. Ein Grund für den Sieg?

„Totsicher. Der Lehrgang war eine gesunde Mischung aus Training und Pausen. So dass kein Lagerkoller entstand. Zwölf Tage Vorbereitung und ein Testspiel gegen Sittard waren optimal. Die Spieler hatten die Möglichkeit, sich zu fokussieren und es gab auch mehr Zeit für individuelle Diskussionen. Luc Holtz hat mir nach dem Spiel gesagt, dass dies ein entscheidender Faktor war. Deshalb werden wir dies auch wiederholen, wenn es der Kalender zulässt.“

Wie sieht die nahe Zukunft aus?

„Ohne Euphorie und mit viel Selbstvertrauen an die nächsten Aufgaben herangehen. Wir müssen uns Ziele setzen, aber immer bescheiden bleiben. Es geht darum, die Messlatte immer wieder einen Millimeter höher zu legen.“