Freitag24. Oktober 2025

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RennsportRowland und Barnard: Zwei verblüffen in der Formel E alle

Rennsport / Rowland und Barnard: Zwei verblüffen in der Formel E alle
Oliver Rowland und Nissan vor Cassidy, Evans und Vergne Fotos: Formula E

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Die elfte Saison der Formel E hat nicht erst kürzlich begonnen, sondern bereits im Dezember 2024. Dies ist nicht unüblich, da die Serie schon im kommenden Juli ihr 16. und zugleich letztes Saison-Rennen 2025 abhalten wird. So verliefen die bisherigen Events.

Im Vergleich zum letzten Jahr, das trotz der Jaguar-Dominanz mit dem Titelgewinn von Pascal Wehrlein im Porsche zu Ende ging, gibt es eine Unmenge an Neuerungen. Die „Silly Season“ hat eine ganze Reihe an Verschiebungen in der Fahrerbesetzung der Teams mit sich gebracht (siehe Kasten). Der Gen3-Rennwagen, der von allen Teams eingesetzt wird, wurde zu einem Großteil überarbeitet und gilt jetzt als Gen3Evo. Dieser hat nunmehr 470 PS, eine Höchstgeschwindigkeit von 320 km/h und eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 1,86 Sekunden, was 30 Prozent schneller ist als ein aktueller Formel-1-Bolide. Der beim Attack-Mode zusätzliche Antrieb an den Vorderrädern ergibt einen bedeutenden Traktionsgewinn und ermöglicht somit noch mehr und leichtere Überholmanöver. Schon lange war geplant, Batterie-Auflade-Stopps in der Formel E einzuführen und beim dritten Saisonrennen in Jeddah war es dann endlich so weit. 

São Paulo: Von ganz hinten zum Sieg

Am 7. Dezember 2024 ging es zunächst in São Paulo mit einem Paukenschlag los. Das Qualifying wurde vom amtierenden Champion Pascal Wehrlein im Porsche und vom überraschenden Oliver Rowland im Nissan dominiert. Die favorisierten Jaguar starteten abgeschlagen mit Cassidy auf Platz zehn und mit Mitch Evans, nach technischen Problemen, auf dem allerletzten Platz. Im Rennen ging dann ein regelrechtes Überholspektakel vonstatten. Durch die taktische Aktivierung der Attack-Modes und somit des neuen Vierradantriebs wurde das Feld permanent durcheinandergewirbelt. Hinzu kamen noch zwei Pace-Car-Phasen, ein Neustart und nach völlig chaotischen 50 Minuten Rennzeit überquerte der im Quali letztplatzierte Evans die Ziellinie als Erster: Dies war in der elfjährigen Formel-E-Geschichte noch niemandem gelungen. Die großen Pechvögel des Rennens hießen Rowland, der wegen eines technischen Regelverstoßes seines Teams eine Durchfahrtstrafe bekam und somit eines sicheren Sieges beraubt wurde, sowie Wehrlein und Cassidy, die auf den Positionen drei und vier spektakulär, aber unverletzt verunglückten. Der dritte Platz des erst 19-jährigen Taylor Barnard, bei seinem ersten vollen Einsatz für McLaren, soll hier nicht unerwähnt bleiben. Zweiter wurde Antonio Felix da Costa (Porsche).

Mexiko: Porsche dominiert, Nissan siegt

Das zweite Rennen in Mexiko City verlief etwas geregelter als der Auftakt in Brasilien. Das Qualifying war ganz klar eine Sache für die Porsche-Piloten und auch im Rennen sahen sie über fast die gesamte Distanz wie die sicheren Doppel-Sieger aus. Allerdings hatte Porsche die Rechnung ohne eine späte Safety-Car-Phase und den erneut starken Rowland im Nissan gemacht. Durch einen taktisch klug eingesetzten Attack-Mode konnte er zwei Runden vor Schluss die beiden Porsche noch austricksen und so zu einem etwas glücklichen, aber nicht unverdienten Sieg fahren. Dahinter fuhren Da Costa, Wehrlein, Dennis und die beiden DS-Penske von Vergne und Günter ins Ziel. Jaguar war in Mexiko erstaunlich unsichtbar, mit dem zwölften Platz von Cassidy und einem unverschuldeten Unfall-Ausfall von Evans.

Der junge Taylor Barnard verblüffte mit drei Podestplätzen
Der junge Taylor Barnard verblüffte mit drei Podestplätzen

Jeddah 1: Erste Schnelllade-Boxenstopps

Beim ersten Rennen im saudi-arabischen Jeddah war es endlich so weit: Nach sieben Jahren gab es wieder Boxenstopps in der Formel E. Nunmehr nicht, um das Auto zu wechseln, sondern um mit einem Schnellladekabel 600 kW in einer festgelegten Standzeit von 34 Sekunden ins Auto zu schießen. Dies ist ein Mehrfaches an Auflade-Power im Vergleich zu den Aufladestationen der Straßen-Elektroautos. Obwohl 34 Sekunden Standzeit nicht stressig klingen, müssen die Piloten und drei Männer der Boxencrew extrem genau arbeiten, um keine unnötige Zeit beim obligatorischen Stopp zu verlieren. Dieses neue Prozedere hat nicht nur Befürworter, da es die Rennen, die ohnehin schon nicht leicht zu verfolgen sind, für den Zuschauer noch unübersichtlicher macht. In Sachen Auflade-Technik spielt diese Neuerung aber zweifelsohne eine Vorreiterrolle, die den Elektroautos der Otto Normalverbraucher ganz klar zugutekommen wird. Es sei daran erinnert, dass viele selbstverständliche Techniken der heutigen Straßenautos ihren Ursprung im Motorsport hatten.

Insgesamt hat das Aufladen bei diesem ersten Versuch in der Formel E ganz gut geklappt. Wie erwartet war es extrem schwierig, das Klassement zu verfolgen in der Phase, in der noch nicht alle ihren Pflichtboxenstopp erledigt hatten. Allerdings gab es durch die Stopps keine großen Platzveränderungen. Das Rennen selbst war von drei Piloten bestimmt, die zum Schluss auch auf dem Siegertreppchen standen: Max Günther im DS-Penske, der die Pole-Position innehatte und Rowland in der letzten Kurve der letzten Runde noch den Sieg wegschnappte. Dann Rowland, der mit seinem Nissan erneut über eine große Distanz das Feld anführte. Dritter Mann auf dem Podium war erneut Barnard im McLaren. Die favorisierten Porsche und Jaguar hatten diesmal nicht viel zu bestimmen.

Jeddah 2: Schon wieder Rowland und Nissan

Der zweite Lauf in Jeddah war wieder ein traditionelles Formel-E-Rennen ohne Boxenstopps, bei dem es mehr auf die Energie-Effizienz ankam. Auch diesmal war es Rowland, der alle verblüffte und seinen zweiten Saisonsieg souverän einfuhr. Über die ganze Renndistanz gab es erbitterte Positionskämpfe vor allem zwischen Barnard (zum Schluss 2.), dem Maserati-Piloten Jake Hughes (Dritter), Stoffel Vandoorne (Maserati) und Jean-Eric Vergne (DS-Penske). Der Sieger vom Vortag, Max Günther, genau wie Antonio Felix da Costa fielen diesmal durch Fremdkontakt in den ersten Runden aus.

Das Fazit nach dem ersten Saisonviertel

Nach dem ersten Saisonviertel sind es nicht die Erstplatzierten der letzten Saison, die Teams von Porsche und Jaguar, sondern die von Nissan-Motoren angetriebenen Autos, die den Ton angeben. Sowohl das Nissan-Werksteam mit Rowland wie das Kundenteam von McLaren erwiesen sich als besonders stark. So wäre es nicht unmöglich gewesen, dass Rowland alle vier ersten Saison-Rennen hätte gewinnen können. Die größte Überraschung ist zweifelsohne der 19-jährige Barnard, der mit seinem McLaren gleich dreimal aufs Podium fuhr. Genau das Gegenteil gilt für Cassidy (Jaguar), der Anfang 2024 so dominant war und jetzt mit nur zehn Punkten lediglich auf Platz 14 der Gesamtwertung liegt. Nach einer nunmehr zweimonatigen Pause geht es am Wochenende in Homestead/Miami weiter – wo die Karten wieder ganz neu gemischt werden könnten.

Die Gesamtwertung nach 4 Rennen

1. Oliver Rowland (Nissan) 68 Punkte
2. Taylor Barnard (McLaren) 51
3. Antonio Felix da Costa (Porsche) 39
4. Max Günther (DS-Penske) 37
5. Jake Hughes (Maserati) 27
6. Jean-Eric Vergne (DS-Penske) 26
7. Mitch Evans (Jaguar) 25
8. Pascal Wehrlein (Porsche) 25
9. Jake Dennis (Andretti) 25
10. Nick de Vries (Mahindra) 24

Der weitere Terminkalender

12.4: Miami
3.5: Monaco 1
4.5: Monaco 2
17.5: Tokio 1
18.5: Tokio 2
31.5: Schanghai 1
1.6: Schanghai 2
21.6: Jakarta
12.7: Berlin 1
13.7: Berlin 2
26.7: London 1
27.7: London 2

Die Teams

Andretti: Jake Dennis, Nico Muller
Cupra Kiro: Dan Ticktum, David Beckmann
DS Penske: Jean-Eric Vergne, Max Günther
Envision Racing: Sébastien Buemi, Robin Frijns
Jaguar TCS Racing: Mitch Evans, Nick Cassidy
Lola Yamaha Abt: Lucas di Grassi, Zane Maloney
Mahindra Racing: Nick de Vries, Edo Mortara
Maserati MSG Racing: Stoffel Vandoorne, Jake Hughes
Neom McLaren: Sam Bird, Taylor Barnard
Nissan: Oliver Rowland, Norman Nato
TAG Heuer Porsche: Pascal Wehrlein, Antonio Felix da Costa