Amy Thompson: Beeindruckende Schwedinnen

Die erfolgreichste Stürmerin der FLF-Geschichte, Amy Thompson, traut den Engländerinnen einen weiteren EM-Titel in der Schweiz zu. „Für mich sind sie Favorit, da sie Titelverteidigerinnen sind – und auch aus einem zweiten Grund … denn ich bin zur Hälfte Engländerin“, sagte sie mit einem Lachen. „Wenn man sich auf die Top-10 der Welt basiert, gehören Spanien, Deutschland, England, Schweden und Frankreich zu den absoluten Spitzenreitern. Von denen traue ich Schweden, die zwar ein paar Plätze in der Weltrangliste gefallen sind, die größte Überraschung zu. Sie könnten der schwere Konkurrent für viele Nationen werden. Ich hoffe, dass wir bei dieser EM viele gute Fußballspiele sehen werden.“
Sie selbst hat im vergangenen Herbst erlebt, welche Qualität eine der bereits erwähnten Nationen derzeit hat: „Was ich gegen Schweden erlebt habe, wie sie den Ball laufen gelassen haben, wie sie ins Eins-gegen-eins gegangen sind, das war große Klasse. Doch Spanien gehört immer noch zu den Mannschaften, die man auf der Rechnung haben muss.“
Wer der Star der EM, Torschützenkönigin oder die beste Torhüterin sein wird, darauf wollte sich Thompson nicht festlegen. „Ich habe im Normalfall eigentlich kaum Zeit, etliche Spiele selbst im Fernsehen zu schauen – sei es bei den Frauen oder den Männern. Ich verfolge Fußball lieber mit eigenen Augen im Stadion.“ Trotzdem hat die Initiative der Ville de Luxembourg, die Begegnungen ab dem Viertelfinale auf dem großen Bildschirm zu übertragen, sie begeistert: „Mehr Visibilität für die Frauen ist wirklich wichtig. Ich werde definitiv mit Freundinnen auf dem Glacis dabei sein. Zudem ist das Interesse in ganz Europa gestiegen: Die meisten Spiele bei der EM sind ausverkauft. Das ist ein Zeichen der Popularität. Diese EM ist ein großer Schritt für den Frauenfußball.“
Lucie Schlimé: Zeit für neue Torhüterinnen

Lucie Schlimé, die Nummer eins zwischen den Pfosten der „Roten Löwinnen“, kennt sich logischerweise gut mit der europäischen Konkurrenz auf diesem Posten aus: „Was die Torhüterinnen angeht, bin ich wirklich gespannt. Mary Earps (FIFA-Welttorhüterin 2022, 2023) hat Ende Mai ihren Rücktritt aus der englischen Nationalmannschaft bekanntgeben. Die Beste könnte also Cata Coll (Spanien) werden. Ich bin definitiv gespannt, da es bei vielen Nationen eigentlich noch keine klare Nummer eins im Tor gibt.“
Als EM-Favorit sieht Schlimé Spanien: „Sie sind echte Titelsammlerinnen. Zudem sehe ich Deutschland und England ebenfalls in einer Favoritenrolle. Und Italien ist in der Gruppe B zusammen mit Spanien (Portugal und Belgien). Ich bin überzeugt davon, dass dieses Team in der Lage ist, positive Resultate zu machen und es ganz weit im Turnier schaffen wird. Sie werden die Überraschungsmannschaft sein.“
Dennoch stechen andere Fußballerinnen aufgrund ihrer individuellen Qualitäten heraus: „Alexia Putellas (31/Spanien, ,Ballon d’Or‘ 2021 und 2022, Champions-League-Gewinnerin 2024) ist nach wie vor in Topform. Sie wird sicherlich ihre Leistung abrufen und der Star der EM werden. Mit ihren Teamkolleginnen spielt sie den schönsten Fußball. Die spanische Mannschaft besteht aus technisch starken und versierten Spielerinnen, die aufeinander eingespielt sind. Claudia Pina (Stürmerin) hat in der Champions League bewiesen, dass sie entscheidend sein kann. Sie kann viel zum spanischen Erfolg beitragen.“
Laura Miller: Fragezeichen um Bonmati bleiben

Die Kapitänin der Nationalelf, Laura Miller, nannte Spanien als Favorit: „Sie spielen den schönsten Fußball. Aitana Bonmati ist zurück im Kader. Sie sind also komplett. Belgien könnte dagegen die Überraschung werden. Sie sind in der Lage dazu, etwas zu erreichen, waren aber bislang nicht konstant genug.“ Für die zukünftige Bundesliga-Spielerin sind Bonmati und Alexia Putellas die Stars der EM. „Da man nicht weiß, wie Bonmati sich von ihrer Krankheit erholt hat, würde ich darauf tippen, dass Putellas die Spielerin des Turniers werden wird.“
Sie nannte auch noch zwei weitere Persönlichkeiten des Damen-Fußballs, auf die man ein Auge haben sollte: die deutsche Torhüterin Ann-Katrin Berger und die französische Stürmerin Marie-Antoinette Katoto.
Marta Estevez: ein Faible für Tiki-Taka

Die Mittelfeldstrategin der FLF-Auswahl ist ein großer Fan des schnellen Kurzpassspiels. „Der Tiki-Taka-Stil sieht bei den Spanierinnen immer so leicht aus. Das gefällt mir richtig gut. Für mich sind sie der große Favorit auf die EM-Krone. Zu den Titelkandidaten zähle ich noch Deutschland und Frankreich hinzu. Wer die Überraschung sein wird, ist schwer zu sagen. Die Niederlande haben ein gutes Team. Über sie wird nicht viel geredet, sie stehen nicht wirklich im Fokus und werden vielleicht unterschätzt. Andererseits könnte auch Italien die Überraschung werden.“
Bei den Spielerinnen, die man auf dem Schirm haben sollte, nannte sie zuerst eine 27-jährige Spanierin, deren Einsatz bis zur letzten Minute auf der Kippe stand: „Wie immer Aitana Bonmati, sofern sie sich von ihrer Hirnhautentzündung erholt hat. Mariona Caldenty (29/Spanien) hat eine mega Saison hinter sich und mit Arsenal die Champions League gewonnen. Wenn ich eine Spielerin nennen müsste, die keine Spanierin ist, dann Alessia Russo (26/England). Bei ihr könnte ich mir auch vorstellen, dass sie am Ende Torschützenkönigin wird.“
Auch Estevez, die aus Griechenland zum Racing zurückgekehrt ist, wird man in der Hauptstadt das eine oder andere Mal über den Weg laufen können. „Der Frauenfußball hat sich entwickelt. Ich habe mit ein paar Freundinnen über die Übertragungen auf dem Glacis gesprochen. Wir sind alle froh darüber und wollen unbedingt dabei sein. Die Stimmung ist einfach anders als zuhause vor dem Fernseher. Außerdem sind fast alle Spiele ausverkauft, das zeigt, dass die Menschen angezogen werden. Diejenigen, die immer nur sagen, dass es niemanden interessiert, sollen sich die Zuschauerzahlen der WM oder EM anschauen: Nicht nur dort, sondern in England werden Spiele immer öfters in der Meisterschaft in großen Stadien ausgetragen.“
Dan Santos: Noch zu oft unter dem Radar

Wenig überraschend nannte auch FLF-Damennationaltrainer Dan Santos „Spanien“ als erste Nation mit den größten Chancen auf den Titel, fügte dann noch „Frankreich als zweite Wahl“ hinzu. „Die Französinnen können Europameisterinnen werden, ohne dass man sie im Vorfeld auf Platz eins gesetzt hätte.“
Das Public Viewing in der Hauptstadt sei eine richtige und lobenswerte Initiative der Gemeinde, allerdings befürchtet der Coach auch, dass das Interesse noch nicht mit dem Hype, den man von einer Männer-EM kennt, zu vergleichen sei. „Ich hoffe einfach, dass die Enttäuschung am Ende nicht zu groß wird, denn ich denke, dass diese Frauen-EM im Moment noch nicht so sehr bei den Zuschauern ankommt, wie man es sich wünschen würde. Die Gefahr ist, dass das Turnier unter dem Radar hindurchgehen wird. Es wird noch nicht genug über den Frauenfußball und die großen Turniere geredet. Aber – und das steht fest: Es ist gut, dass die Spiele gezeigt werden. So soll es ja auch sein.“
Carine Nardecchia: Spanierinnen machen Spaß

Die Präsidentin der FLF-Frauenkommission, Carine Nardecchia, ist wie viele andere von den Spanierinnen überzeugt: „Sie begeistern durch ihre Technik, Ballkontrolle und mit ihren vielen Talenten in den Reihen. Es macht Spaß, den Spanierinnen zuzusehen. Ihr Tempo, die vielen schönen und innovativen Spielzüge – sie zeigen einfach den besten Fußball aller Nationen. Ich würde aber noch Deutschland und Frankreich zu den Turnierfavoriten zählen. Was die Überraschungen angeht, kommen die Schweiz und Österreich infrage. Sie sind gut organisiert und haben einen Teamgeist, der sie weit bringen kann.“
Ein Auge sollte man auf Salma Paralluelo haben. Die 21-jährige Spanierin wird als aufgehender Stern angesehen. „Sie ist eine der schnellsten auf dem Platz, technisch stark und torgefährlich.“ Zu möglichen EM-Torschützenköniginnen zählte Nardecchia ebenfalls Paralluelos Landsfrau Esther Gonzalez sowie die Engländerin Alessia Russo.
„Dass die Spiele im TV übertragen werden, wäre vor Jahren nicht denkbar gewesen. Deshalb freut es mich sehr“, meinte sie. Ob es ihr Traumduell Deutschland gegen Spanien geben wird? „Es wäre eines der Highlights. In der Gruppenphase ist es auf jeden Fall Portugal gegen Spanien.“
		    		
                    De Maart
                
                              
                          
                          
                          
                          
                          
                          
                          
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