Sonntag9. November 2025

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Regen, Kritik und kein Dach

Regen, Kritik und kein Dach

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U.a. Titelverteidiger Rafael Nadal, der Achtelfinal-Gegner von Gilles Muller, hat im Regenchaos von New York die Organisatoren der US Open harsch kritisiert. Das Wetter hat alte Diskussionen über das fehlende Dach in Flushing Meadows ausgelöst.

Kernpunkt der Schelte war die Tatsache, dass Nadal, Muller und vier andere Spieler am Mittwochabend trotz leichten Nieselregens auf die Plätze geschickt wurden. „Das können wir nicht akzeptieren. Wir fühlen uns nicht geschützt. Wir sind Teil einer Show, aber sie arbeiten nicht für uns. Die Gesundheit der Spieler ist das Wichtigste“, sagte der an Nummer zwei gesetzte French-Open-Sieger Nadal und kündigte an: „Wir werden dafür kämpfen, dass sich etwas ändert.“

Chronologie am Mittwoch

17.00 Uhr MESZ: Die Spiele sollen beginnen, es regnet.

18.31: Es geht los; Gilles Muller startet mit eigenem Aufschlag und einem As gegen Nadal.

ca. 18.40: Muller führt 1:0; Nadal begeht bei seinem ersten Aufschlagspiel zwei Doppelfehler; Muller hat bei 40:0 drei Breakbälle; nutzt gleich den ersten zum 2:0.

18.48: Muller macht weiter einen sehr starken Eindruck, Nadal wirkt verunsichert, bewegt sich nicht gut; der Luxemburger führt 3:0; das Spiel wird abgebrochen.

ca. 20.00: Die Organisatoren legen sich fest: „Wir hoffen, ab 21.30 Uhr wieder spielen zu können“.

21.37: Der Satz auf der Internet-Seite hat keine Uhrzeit mehr, lautet nun: „Wir hoffen, wieder spielen zu können“.

Fortsetzung am Donnerstag

Nach 15 Minuten mussten die Matches wegen der erneut stärker werdenden Niederschläge wieder unterbrochen werden. Direkt danach stürmten Nadal, der Brite Andy Murray und Lokalmatador Andy Roddick gemeinsam in das Zimmer von Oberschiedsrichter Brian Earley und beklagten sich.

„Es stand für uns außerhalb der Diskussion, ob die Plätze bespielbar waren oder nicht. Sie waren es nicht. Die Linien waren rutschig“, sagte Roddick, US-Open-Sieger von 2003.

15. Verlängerung?

In Flushing Meadows haben die regenbedingte Absage sämtlicher Matches am Dienstag und die neuerlichen Verschiebungen am Mittwoch zudem die seit Jahren laufende Diskussion über den Bau eines Daches über dem weltgrößten Tennisstadion angeheizt.

Das Männer-Finale hatte in den vergangenen drei Jahren wegen diverser „Washouts“ jeweils erst am Montag ausgetragen werden können. „Wir sind trotzdem noch auf Kurs mit den Finals. Nur wenn wir den Mittwoch und den Donnerstag verlieren, müssen wir uns Sorgen machen“, sagte Earley am Mittwochabend.

Pläne auf Eis

Die Zuschauer und Profis müssen sich in New York langsam vorkommen wie im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Während es bei den Australian Open und in Wimbledon inzwischen Dachkonstruktionen gibt und die French Open bald aufrüsten wollen (das „T“ berichtete), liegen die Pläne in New York auf Eis.

„Wir müssen uns fragen, ob es sinnvoller ist, 150 Millionen Dollar in ein Dach oder weiterhin in Förderprogramme für den Nachwuchs zu investieren“, sagt Chris Widmaier, Sprecher des veranstaltenden US-Verbandes USTA, nun seit drei Jahren.

Der Weltranglistenvierte Murray kritisierte die Tatsache, dass die Courts während der Regenfälle nicht zumindest abgedeckt werden, um den Spielbetrieb nach Ende der nassen Phase schnell wieder aufnehmen zu können. „Ich verstehe nicht, warum sie nicht das zumindest machen“, sagte der Schotte.

Die Veranstalter argumentieren, dass durch die unter einer Folie entstehende Feuchtigkeit die auf dem Hartplatz aufgetragene Farbe verwässern könnte.

Schwarzer Peter

Nach Meinung von John McEnroe liegt der Schwarze Peter beim US-Verband. „Die Leute dort wollten unbedingt das größte Stadion bauen, aber für denselben Preis hätten sie ein etwas kleineres Stadion und ein Dach haben können“, moserte der viermalige US-Open-Gewinner schon nach dem verschobenen Finale von 2010.

Im vergangenen Jahr war das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres zum insgesamt 14. Mal seit 1935 in die Verlängerung gegangen. Laut Wettervorhersage soll es ab Donnerstag besser werden. Es besteht also Hoffnung, dass die diesjährigen US Open nicht in die Geschichte eingehen.

1938 hatte die Veranstaltung wegen der Auswirkungen eines Hurrikans um sechs Tage verlängert werden müssen.