Der Jubel kannte nach Abpfiff keine Grenzen. Vor dem Trommelwirbel und den Gesängen ihrer Fans feierten die Red Boys am Samstagabend nach der Schlusssirene ihren so wichtigen Sieg. „Es war für uns ein vorgezogenes Finale. Wir wussten, dass wir kaum noch Chancen auf den Titel haben würden, wenn wir dieses Spiel verlieren“, so Brice Aillaud. Im Fall einer Niederlage hätten die Red Boys nicht mehr aus eigener Hand Meister werden können. So lösen sie nun sogar, gemeinsam mit dem HBD, Berchem an der Tabellenspitze ab. „Ich bin stolz auf die Mannschaft. Wir haben immer daran geglaubt und waren heute zusammen stark. Für solche Matches spiele ich Handball“, sagte Aillaud, der für die Red Boys mit zehn persönlichen Toren am Samstagabend überlebenswichtig war – besonders in der ersten Halbzeit.
Berchem hatte zunächst den besseren Start erwischt und spielte sich in der ersten Hälfte mehrmals eine Drei-Tore-Führung heraus, gab diese durch Eigenfehler aber selbst wieder her. Die Red Boys lebten in dieser Phase von den Toren von Aillaud. Gegen den Franzosen fanden die Roeserbanner keine Mittel. Beim 12:12-Zwischenstand in der 22. Minute waren acht der bis dahin zwölf Differdinger Tore auf sein Konto gegangen. Der HCB nahm schließlich einen knappen 18:17-Vorsprung mit in die Pause.
„Meine Tore waren wichtig. Ich hatte danach aber auch Momente, in denen ich nichts machen konnte. Andere Spieler haben dann übernommen, das macht die Stärke einer Gruppe aus“, blickte Aillaud auf die erste Hälfte zurück.
In der Tat hatte Berchem den 29-Jährigen in der zweiten Halbzeit besser im Griff, dafür übernahmen andere Spieler bei den Red Boys das Torewerfen – allen voran Elledy Semedo (insgesamt 8 Tore). Die Differdinger gingen so kurz nach Wiederanpfiff erstmals in Führung. Doch die Roeserbanner blieben dran. Die Partie wurde dabei insgesamt intensiv und aggressiv geführt – sinnbildlich dafür standen am Ende 16 Zeitstrafen (7 für Red Boys, 9 für Berchem).
Scheid: „Haben uns selbst geschlagen“
Das Match blieb so bis in die Schlussphase spannend. Berchem hatte zwischendurch noch einmal die Möglichkeit, sich leicht abzusetzen – kassierte beim Überzahlspiel aber immer wieder Gegentore in den leeren Kasten oder suchte unvorbereitete Abschlüsse. Die Red Boys nutzten diese Fehler in einer dramatischen Schlussphase aus, um den Sieg unter Dach und Fach zu bringen. Younes Ouzrour erzielte in der 59. Minute den entscheidenden Treffer zum 33:32.
„Wir haben uns heute selbst geschlagen“, sagte HCB-Spieler Daniel Scheid nach dem Spiel. „Wir waren über 60 Minuten eigentlich die bessere Mannschaft, wir haben aber phasenweise viel zu hektisch reagiert und dadurch dumme Bälle verloren. Das waren Bälle, die man nicht verlieren darf. Unser letzter Joker ist jetzt definitiv aufgebraucht.“
Für die Titelgruppen-Rückrunde sind sich Scheid und Aillaud einig: „Jedes Spiel wird jetzt ein Finale.“ Für die Red Boys geht es am kommenden Samstag gegen Co-Tabellenführer Düdelingen weiter.
Statistik
Red Boys: Mudrinjak (1-43, 50-60’, 12 Paraden, 1 Tor), Auger (43-50’) – Becvar 5, Picco, Aillaud 10/1, Afonso, Rahim 1, Ballet 1, Semedo 8, Togno 2, Jean Louis 2, Rac 2, Guerreiro, Leleux, Ouzrour 1
Berchem: Liszkai (1-60’, 10 P.), Garcia (bei 1 7m) – Moyen, Guden 4/1, Weyer 3, Hippert, Wener 1, Stein 5, C. Brittner 2, Mousel, Pereira 2, Ervacanin 2, Scheid 6, B. Brittner 1, Schmale, Biel 6/2
Schiedsrichter: Weber/Weinquin
Zeitstrafen: Red Boys 7 – Berchem 9
Rote Karte: Becvar (60’, dritte Zeitstrafe)
Siebenmeter: Red Boys 1/1 – Berchem 3/3
Zwischenstände: 5’ 13, 10’ 5:5 15’ 7:8, 20’ 11:11, 25’ 13:15, 30’ 17:18, 35’ 20:20, 40’ 24:23, 45’ 26:27, 50’ 28:29, 55’ 30:31
Zuschauer: 450 (geschätzt)
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