Es brodelte in Dennis Schröder. Auch Stunden nach den Vorfällen von Tampere beschäftigten den Kapitän der deutschen Basketballer die rassistischen Beleidigungen, die Affenlaute. Er sah sich an Fußballstar Vinicius Junior erinnert, der Ähnliches erlebt hatte, schrieb Schröder in einem emotionalen Instagram-Post, in dem er seiner Wut Ausdruck verlieh.
„Ich wünschte, die Leute, die die Affenlaute gemacht haben, hätten den Mut, das auch außerhalb der Arena zu tun. Denn ich schwöre auf das Grab meines Vaters: Dann müssten sie die Konsequenzen tragen, denen sie in der Arena entkommen“, so Schröder nach dem tollen 107:88-Sieg im dritten EM-Gruppenspiel gegen Litauen, durch den der Weltmeister vorzeitig das Achtelfinale erreichte. Doch dies rückte nach der Partie am Samstag in den Hintergrund.
Zwei Zuschauer rausgeworfen
Im Interview unmittelbar nach Spielende hatte Schröder bei MagentaSport berichtet, während der Halbzeit von litauischen Fans rassistisch angegriffen worden zu sein. Danach fügte er in der Mixed Zone im Bauch der Arena an: „Man kann mich beleidigen, man kann alles machen. Aber Affengeräusche zu machen, ist eine Sache, die ich nicht akzeptiere und respektiere. Rassismus gehört einfach nicht zu diesem Sport.“
Später prangerte auch Schröders Ehefrau Ellen die Vorkommnisse an – und teilte auf Social Media ihrerseits harsche rassistische Anfeindungen gegen sich. Schröder postete in der Folge selbst und lud später auch ein Foto eines litauischen Anhängers hoch, unter dem er jenen aufforderte, zum Teamhotel der Deutschen nahe der Halle zu kommen: „Frag nach Schröder“, schrieb der 31-Jährige in dem Beitrag, den er später wieder löschte. Tatsächliche Konsequenzen waren derweil schon in der Halle erfolgt.
Wie der Deutsche Basketball-Bund (DBB) mitteilte, seien zwei Zuschauer nach Hinweisen aus dem eigenen Betreuerteam aus der Arena geworfen worden. Die FIBA Europe schrieb von einer Person, die durch die Bilder der Sicherheitskameras identifiziert und mit einem Hallenverbot für alle weiteren EM-Spiele belegt worden sei. Auch habe der Verband sämtliche Aufnahmen und Informationen an die örtlichen Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet, deren Ermittlungen andauerten.
Entschuldigung aus Litauen
Während sich der litauische Verband bei der deutschen Delegation entschuldigte und in einer Mitteilung „aufs Schärfste jegliche Form von Hass, Diskriminierung oder Rassismus im Sport“ verurteilte, stellte sich auch DBB-Präsident Ingo Weiss „voll hinter Dennis“, wie er in einem Statement ausdrückte: „Das ist für uns in keinster Weise akzeptabel. So etwas hat nirgendwo etwas zu suchen und ganz sicher nicht im bunten, vielfältigen und offenen Basketball.“
Am spielfreien Sonntag versuchten die Deutschen, die bei drei Siegen aus drei Partien stehen, die Geschehnisse abzuschütteln und den Fokus für die letzten Vorrundenspiele am Montag gegen Außenseiter Großbritannien und am Mittwoch gegen den finnischen Gastgeber zu richten. Platz eins in der Gruppe B wäre wichtig, um im Achtelfinale den stärksten Mannschaften aus der Gruppe A um Topfavorit Serbien aus dem Weg zu gehen.
„Der Job ist noch nicht vorbei“, mahnte Interimsbundestrainer Alan Ibrahimagic, der in den ersten drei Vorrundenspielen den erkrankten Chefcoach Alex Mumbru vertreten hatte. Der Spanier hat mittlerweile zwar das Krankenhaus verlassen, wird aber gegen die Briten noch nicht wieder an der Seitenlinie stehen. Mumbru war wegen eines akuten Abdomens in eine Klinik gebracht worden.
Auch Franzose Francisco Opfer von Rassismus
Nach dem deutschen Weltmeisterkapitän Dennis Schröder ist bei der Basketball-EM auch der Franzose Sylvain Francisco Opfer rassistischer Angriffe geworden. Francisco wurde nach dem Vorrundenspiel gegen Slowenien (103:95) in den sozialen Medien attackiert. Der französische Verband FFBB kritisierte die „rassistischen Botschaften und Beleidigungen“, man unterstütze Francisco „voll und ganz. Diese unerträglichen Äußerungen widersprechen allen Werten, für die der Basketballverband eintritt“, hieß es in einer Mitteilung bei X. Francisco hatte in Kattowitz/Polen gegen die Slowenen mit 32 Punkten geglänzt und war zum Spieler des Spiels gekürt worden, hatte sich zuvor aber einen Aussetzer erlaubt. Nach einem Handshake mit dem slowenischen Superstar Luka Doncic kurz vor Spielende zog Francisco zum Korb und erzielte die letzten Punkte der Franzosen. Damit brach der Point Guard ein ungeschriebenes Gesetz. Später bereute er seine Aktion.
De Maart
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