EM-QualifikationPositives Fazit: Trotz des schwachen letzten Zeitfensters haben die FLBB-Damen auf sich aufmerksam gemacht

EM-Qualifikation / Positives Fazit: Trotz des schwachen letzten Zeitfensters haben die FLBB-Damen auf sich aufmerksam gemacht
Die FLBB-Damen überzeugten, auch wenn sie ersatzgeschwächt waren, stets durch ihren Kampfgeist Foto: FIBA

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Nach einer fünfjährigen Pause, in der eine Silber- und eine Goldmedaille bei der Kleinstaaten-EM heraussprangen, bestritten die FLBB-Damen wieder eine EM-Qualifikation. Beim Comeback auf dem höchsten europäischen Level sprangen am Ende ein Sieg gegen die Schweiz und ein dritter Platz in der vierköpfigen Gruppe H heraus.

Der Höhepunkt: Mit dem 81:43-Sieg am 27. November in der Schweiz setzten die FLBB-Damen ein Ausrufezeichen. Es war der erste Erfolg, den die Damennationalmannschaft in der EM-Qualifikation feiern konnte, seit diese nicht mehr in unterschiedliche Divisionen eingeteilt ist. Zu diesem Zeitpunkt eine kleine Überraschung, nicht nur, weil dieser Sieg so deutlich ausfiel, sondern auch, weil das Team bereits im letzten November nicht mit allen Stammkräften antreten konnte. So fehlten neben den College-Spielerinnen hier mit Magaly Meynadier und Nadia Mossong etwa auch die beiden Topscorerinnen des ersten Qualifikationszeitfensters. Zudem hatte sich Lisa Jablonowski im Vergleich zu den ersten beiden Begegnungen im November 2021 dazu entschieden, ihre Profikarriere in Italien nicht mehr fortzusetzen und stieß als vereinslose Spielerin zum Team. All dies kompensierten die FLBB-Damen jedoch als Kollektiv, das einmal mehr durch seinen Kampfgeist und in diesem Spiel auch durch eine aggressive Defensive überzeugte. Bis zum Schluss verteidigten die Spielerinnen von Coach Mariusz Dziurdzia ihren Vorsprung mit einer großen Intensität. Und dieser Sieg auf 38 Punkte sicherte Luxemburg nicht nur den direkten Vergleich gegen die Schweiz, sondern auch den dritten Rang in der Gruppe H. Mit leeren Händen beendeten die FLBB-Damen ihr Comeback auf der größten europäischen Bühne demnach nicht.

Die Herausforderung: Es war eine Qualifikation der Verletzungssorgen. Ohne die College-Spielerinnen Simon, Nürenberg, Vujakovic, Oly und Fuglsang im November 2021 gestartet, wurde die Liste der Abwesenden in den beiden letzten Zeitfenstern nur noch länger. Von Magaly Meynadier über Cathrine Mreches, Joy Baum – die im letzten Zeitfenster auf der Guard-Position mehr Einsatzzeit erhalten hätte – bis hin zu Michelle Dittgen oder Estelle Muller. In der letzten Woche fehlten Mariusz Dziurdzia mehr als zehn Spielerinnen. Was man im November noch überraschend gut wegstecken konnte, war im letzten Zeitfenster dann einfach zu viel. Gegen die Slowakei kamen fünf Spielerinnen zum Einsatz, die bis zu diesem Zeitpunkt im Nationalteam kaum oder noch gar nicht auf dem Platz gestanden und auch in ihren Vereinen noch nicht unbedingt zu den Stammkräften gehört hatten. Die Steinselerin Laetitia Schumacher stand so etwa 22 Minuten auf dem Parkett, die Escherin Kyra Coulon 18 Minuten. Dass in den beiden letzten Spielen – in denen es hohe Niederlagen gab – die Erfahrung fehlte, scheint demnach nur logisch. Am Ende griff der Nationaltrainer in den sechs Partien der Gurppe H auf insgesamt 19 Spielerinnen zurück. Nur vier Spielerinnen – Etute, Geniets, E. Skrijelj und Bidinger – bestritten übrigens alle sechs Begegnungen.

Der Generationenwechsel geht weiter: Während Nadia Mossong (r.) ihr letztes Spiel im FLBB-Trikot bestritt, schaffte Ehis Etute (l.) den Durchbruch
Der Generationenwechsel geht weiter: Während Nadia Mossong (r.) ihr letztes Spiel im FLBB-Trikot bestritt, schaffte Ehis Etute (l.) den Durchbruch Foto: Gerry Schmit

Der Wermutstropfen: Ein Sieg gegen die Schweiz sprang am Ende heraus, dabei hätten es durchaus auch zwei sein können. In der ersten Partie im November 2021 standen Mossong und Co. bereits knapp vor dem großen Coup, gaben die Partie am Ende aber noch aus der Hand und verloren 54:58. Dabei war es vor allem eine mangelnde Ausbeute – eine Trefferquote von gerade einmal 29 Prozent –, die dem Team das Genick brach. Umso ärgerlicher, da besonders viele Korbleger nicht saßen und man mit dem wohl stärksten Aufgebot der gesamten EM-Qualifikation antreten konnte. Am Ende kauften sich die FLBB-Damen aber ein Jahr später in der Schweiz zurück.

Das Positive: Kampfgeist ist seit jeher eine der großen Stärken der FLBB-Damen, dies unterstrichen sie auch in der nun abgelaufenen EM-Qualifikation. Nicht nur beim Sieg gegen die Schweiz, sondern auch ein paar Tage zuvor zu Hause gegen die Slowakei, als die bereits ersatzgeschwächten Luxemburgerinnen den Favoriten eine Halbzeit lang gewaltig ärgern und schon früh zu einem Time-out zwingen konnten. Auch im Auswärtsspiel in Italien, im November 2021, verkauften sich Geniets und Co. richtig gut und erhielten vom Gegner – derzeit immerhin die Nummer 17 in Europa – reichlich Lob. Ein „Nobody“ waren die Luxemburgerinnen spätestens seit dem Auftaktspiel gegen die Schweiz nicht mehr.

Etute und Skrijelj ragen heraus

Schwachpunkte: Besonders die beiden letzten Partien gegen Italien und die Slowakei – die übrigens beide zur EM fahren – waren am Ende bitter. Die Gegner wussten ihre körperlichen Vorteile gegen ein Team, das gerade einmal auf eine Durchschnittsgröße von 1,77 Metern kam, konsequent auszunutzen. Dem schnellen Spiel konnte das wenig erfahrene luxemburgische Team kaum folgen. Besonders in der Defensive hatten die FLBB-Damen große Mühe, ihre Gegnerinnen unter Kontrolle zu bringen. Egal ob Zone oder Mann-Verteidigung, vor allem die Slowakei traf am Sonntag hervorragend. Immerhin schafften es die Spielerinnen um Ehis Etute noch, 60 Punkte zu erzielen – wenn man bedenkt, dass die Schweiz gegen Italien gerade einmal 29 schaffte, doch ganz ordentlich. Neben der mangelnden Trefferquote, die vor allem im ersten Zeitfenster frustrierend war, waren es zum Abschluss die Ballverluste – 25 gegen Italien, 28 gegen die Slowakei –, die Trainer Dziurdzia besonders geärgert haben dürften.

Die Newcomerin: Zum Beginn der EM-Qualifikation im November 2021 feierte Ehis Etute gerade ihren 16. Geburtstag. Inzwischen ist die 17-jährige Düdelingerin aus der Startfünf kaum noch wegzudenken. Im Schnitt kam sie in den sechs Partien auf 13,3 Punkte und 8,2 Rebounds, stand im Schnitt 24 Minuten auf dem Parkett. Ihre stärkste Leistung lieferte Etute im November zu Hause gegen die Slowakei ab, als sie auf 27 Punkte und 15 Rebounds kam. Eine Leistung, die auch auf internationaler Ebene nicht unbemerkt blieb, denn die 17-Jährige wurde nach der Partie von der FIBA zu einer der besten Spielerinnen des Spieltags gewählt. 

Die Konstante: Esmeralda Skrijelj, die in ihrer Jugend für Bosnien auflief, stieß erst spät, zur letzten Kleinstaaten-EM, zum FLBB-Kader hinzu. Doch die 27-Jährige hat sich zu einer absoluten Konstante im Team von Mariusz Dziurdzia entwickelt. So wundert es kaum, dass die Steinselerin in allen sechs Partien dabei war und von denen, die bei sämtlichen Begegnungen dabei waren, mit einem Schnitt von 27,4 Minuten am längsten auf dem Parkett stand. Vor allem ihre Pässe auf Ehis Etute stachen am Sonntag immer wieder hervor. Mit einem Schnitt von 3,5 war sie dementsprechend in dieser Kampagne auch die beste Passgeberin im Team.

Der Generationenwechsel: Nach den Rücktritten von Cathy Schmit oder Tessy Hetting geht der Generationenwechsel nach dieser EM-Qualifikation nahtlos weiter. Mit Nadia Mossong verabschiedete sich in der Slowakei ein weitere längjährige Stütze der „goldenen JPEE-Generation“. Somit ist nun Magaly Meynadier, deren Rückkehr nach ihrem Kreuzbandriss herbeigesehnt wird, die älteste Spielerin im Team. Doch eine vielversprechende neue Generation rund um Anne Simon, die in den USA immer wieder auf sich aufmerksam macht, Catherine Mreches und Ehis Etute steht bereit, wenn sie denn komplett ist.


Ein Team für die Zukunft

Auch wenn die Enttäuschung nach den beiden hohen Niederlagen gegen Italien und die Slowakei groß war, so kann Mariusz Dziurdzia positiv auf die gerade beendete Kampagne zurückblicken. „Ich habe ihnen gesagt, dass wir zwei Zeitfenster gut gespielt, sogar eine Partie gewonnen haben. Dies gegen die Schweiz, die bereits viel länger auf diesem Level antritt. Im letzten Zeitfenster waren wir eben geschwächt. Doch wir sind in dieser Gruppe nicht Letzter geworden, das darf man nicht vergessen. Auch haben wir nicht, wie zum Beispiel Albanien, auf hundert Punkte verloren. Wir haben gekämpft, ein gutes Gesicht gezeigt. Wenn die Gruppe so zusammenbleibt, kann dieses Team in Zukunft noch sehr viel Spaß machen.“