„Das war der schönste Abend meiner Karriere“, sagt Andreas Buch ohne Umschweife. Der 32-Jährige wurde vergangene Woche gegen Levadia Tallinn eingewechselt, drehte mit zwei Toren die Partie und war am Ende einer der Helden des Abends.
Die Zeiten, als Buch die Nummer eins im Differdinger Sturm war, sind jedoch vorbei. Vergangene Saison wurden ihm Jorginho und später André Mendy im Angriffszentrum vorgezogen. Dabei gehörte der Deutsche vor seinem Wechsel zum Racing im Sommer 2022 zu den absoluten Leistungsträgern. 16 Tore standen in seiner letzten Saison bei Differdingen zu Buche, bevor er in die Hauptstadt wechselte und nach zwei Jahren wieder in die „Cité du fer“ zurückkehrte.
Seitdem hat er die Rolle des Edeljokers inne. Er hat sich daran gewöhnt. „Egal ob ich fünf oder zehn Minuten spiele, ich haue alles rein.“ Das war auch so in Tallinn, als er in der 82. Minute eingewechselt wurde. „Als ich sofort einen Pass eines Levadia-Innenverteidigers abfälschen konnte, habe ich gemerkt, dass ich im Spiel drin war“, blickt Buch zurück.
Der Routinier gibt jedoch zu, dass er mit seiner Rolle als Einwechselspieler nicht zufrieden ist: „Ich bin 32 Jahre alt, voll im Saft und habe in Luxemburg bereits bewiesen, dass ich es kann. Das Spiel gegen Tallinn hat dies wieder einmal gezeigt“, sagt Buch.
Während manche Stürmer in dieser Rolle versauern würden, hat der Pfälzer seine ganze eigene Energiequelle: „Ich bin ein sehr positiver Mensch und noch mehr Energie gibt mir meine Frau, die immer eine positive Einstellung hat. Sie sagt mir immer: Mach nichts besonders, bleib einfach so, wie du bist und es wird klappen.“
Hadji und Buch?
Sie hat recht behalten. Buch machte in Estland das, was er am besten kann: in die Lücken stoßen und Tore erzielen. Genau das macht aber auch sein Teamkollege Samir Hadji, der aktuell im 3-4-3-System der gesetzte Mittelstürmer ist. Nicht zu Unrecht, denn im laufenden Europapokalwettbewerb hat der Franko-Marokkaner bereits fünfmal getroffen. Ein 3-5-2-System, so wie es in Tallinn gespielt wurde, eröffnet Buch aber neue Perspektiven: „Hadji und ich haben die letzten 40 Minuten der Partie zusammengespielt. Wir haben Tore gemacht und noch weitere Chancen erarbeitet. Das ist der Beweis, dass wir sehr gut zusammenspielen könnten, obwohl wir ähnliche Fähigkeiten haben.“
Gegen die körperlich starken Kosovaren wäre also ein wuchtiger Doppelsturm mit zwei Türmen (Hadji misst 1,90 m, Buch gar 1,95 m) durchaus vorstellbar. Buch freut sich, dass gegen KF Drita nun eine Revanche genommen werden kann, nachdem dieselbe Mannschaft die Differdinger aus der ersten Qualifikationsrunde der Champions League geworfen hatte: „Wir sind besser vorbereitet als damals und kennen den Gegner jetzt ganz gut. Wir haben aus unseren Fehlern die nötigen Lehren gezogen. Drita ist keine Übermannschaft. Wenn wir die gleiche Leistung wie in Tallinn abrufen, kommen wir eine Runde weiter.“
Buch wünscht sich noch einen langen Europapokalsommer. Die Ligaphase der Conference League wäre für ihn und seine Teamkollegen Neuland. Und obwohl der Deutsche berufstätig ist, würde das altbekannte Problem des „congé sportif“ nicht auf ihn zukommen. Seit seinem Wechsel zum Racing arbeitet der Mann aus Frankenthal für Karine Reuter. Die RFCUL-Präsidentin feuerte ihn nach seiner Rückkehr nach Differdingen nicht und unterhält zudem eine gute Beziehung mit D03-Boss Fabrizio Bei. „Ich denke, ich bekomme das mit Karine Reuter geregelt. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis und ich habe auch die nötige Flexibilität, um die verpassten Tage im Laufe des Jahres aufholen zu können.“
Bis dahin ist es jedoch noch ein langer Weg. In Hin- und Rückspiel muss Drita aus dem Weg geräumt werden. Andy Buch will mit seiner positiven Energie und seinem Torriecher dazu beitragen.
Mit Wohnwagen und Charter in den Kosovo
Am Dienstagmorgen nahm die Differdinger Mannschaft die Reise in Richtung Kosovo in Angriff, wo am Donnerstag das Hinspiel stattfinden wird. Diesmal jedoch per eigens angemietetem Charterflug. Als D03 das erste Mal gegen Drita spielte, reiste das Team per Linienflug und war am Ende ziemlich erschöpft. Dieser Fehler sollte diesmal vermieden. Es ist jedoch einfacher, einen Charterflug zu buchen, wenn man bereits 1,71 Millionen Euro an UEFA-Geldern eingenommen hat. Ganz egal waren die Kosten der Mutter von Andreas Buch. Zusammen mit zwei Freunden setzte sie sich vor ein paar Wochen in ihren Wohnwagen und fuhr vom pfälzischen Frankenthal nach Pristina. Nach dem Spiel ging die Reise sofort wieder zurück. Insgesamt legte das Trio fast 4.000 Kilometer in vier Tagen zurück. „Die haben das spontan gemacht. Es war eine schöne Tour durch Länder, die sie bisher noch nicht kannten. Sie durften den Wohnwagen sogar vor dem Stadion parken. Die Ordner in Pristina waren äußerst freundlich zu ihnen“, sagt der D03-Stürmer über die verrückte Reise seiner Mutter. (del)
De Maart
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