Tageblatt: Es sind inzwischen ein paar Stunden vergangen. Wie bewerten Sie das zweite Duell gegen die Slowakei mit etwas Abstand?
Paul Philipp: Nach einer halben Stunde war ich zufrieden, denn die Bilder vom Spiel in Sinsheim hatte ja noch jeder irgendwie im Kopf. Dort gab es, aus Gründen, die man kennt, u.a. aufgrund der Qualität des Gegners, nicht viel Fußball von unserer Seite zu sehen. Gegen die Slowakei haben wir in der ersten halben Stunde schöne Dinge produziert, leider waren wir vor dem Tor nicht effizient. Dabei hatte es in dieser Phase eine Großchance gegeben. Ich spürte allerdings, dass wir uns die Pause herbeisehnten, denn wir haben es in den letzten zehn Minuten vor der Pause nicht mehr geschafft, unseren Fußball zu zeigen. Nach der Pause schafften wir es nicht mehr, das gleiche Spiel aufzutischen. Ich weiß nicht, woran es liegt. Möglicherweise war es die Müdigkeit, fehlende Spielpraxis bei einigen Spielern und ein Gegner, der uns am Anfang des Spiels unterlegen war und dann stärker geworden ist. Wir kassieren wieder einen Gegnertreffer nach Standard und bleiben erneut stumm vor dem Tor. Auf der anderen Seite gibt es positive Punkte: Es gab nach dem Duell gegen Deutschland eine Reaktion, der Gegner war allerdings auch schwächer.
Sind Sie frustriert, wenn Sie sehen, wie schwer sich die Mannschaft vor dem gegnerischen Tor tut?
Definitiv. Wir hatten die sogenannte Hundertprozentige. Es war nicht so leicht, wie es aussah: Der Abschluss von Dardari war also gar nicht mal so schlecht, allerdings weiß man auf diesem Niveau, dass man keine zehn von dieser Sorte bekommt. Was hätte sich nach der Führung geändert? Das weiß man nie … Ich denke, dass wir wenigstens einen Punkt bekommen hätten. In der ersten Hälfte hatten sie einen gefährlichen Kopfball, aber sonst nicht viel.
Fehlt ein Neuner?
Ja.
Wo findet man den?
Vielleicht muss man eine Lösung ohne klassischen Neuner finden. Das kann ein Spieler wie Danel Sinani sein, als falsche Neun beispielsweise.
Wie ist der Stand der Dinge bei Brian Madjo?
Ich war in Metz, um mich mit seiner Mutter und seinem Agenten zu unterhalten. Das war vor den beiden Länderspielen im September. Eine Woche später hat er mit der U17 Englands gespielt. Es ist ein Zeitspiel.
Ist diese Akte also nicht definitiv geschlossen?
Man darf nicht naiv sein. Spieleragenten machen ihren Job. Der Junge ist ja erst 16 Jahre alt. Es gab Kontakte zu englischen Vereinen, die interessiert sind. Sein Marktwert steigt. Mit seiner Entscheidung hat er nichts Illegales getan, moralisch und ethisch ist das eine andere Sache. Wir werden keinen Krieg starten. Seine Mutter hatte ein schlechtes Gewissen, immerhin haben wir als FLF im Vorfeld bei zwei Ministerien alle Hebel in Bewegung gesetzt. Wir müssen uns eine entscheidende Frage stellen, wenn es um die internationalen Regularien der Talente mit doppelter Staatsbürgerschaft geht. Es gab ja schon den Fall mit Gil Neves. Jetzt ist es ein Handicap, dass wir ihn ein Qualifikationsspiel für die U17 haben bestreiten lassen. Man darf nur einmal wechseln. Heißt also, dass man als Verband überlegt, diesen Spielern eine Bühne zu geben. Das betrifft ja nicht nur uns. Es ist ein Problem, das auch andere Nationen betrifft. Es führt dazu, dass man Talente irgendwann nicht mehr spielen lässt, damit sie noch zurückkommen können.
Und Dany Mota?
Vor zehn Tagen gab es ein Gespräch. Der Ball liegt bei ihm. Er sollte nicht noch zwei Jahre warten. Auf jeden Fall wäre er bei uns willkommen.
Bereitet es Ihnen Angst, dass Luxemburg die Kampagne ohne Punkte abschließen könnte?
Ja, denn es ist schon eine Weile her, dass es der Fall war. Allerdings wussten wir bereits nach der Auslosung, dass es eine Gruppe war, in der fünf oder sechs Punkte möglich wären, wir aber ebenso leer ausgehen könnten. Glücklicherweise ist Letzteres keine Gewohnheit mehr. Ich sage nicht, dass es schon besiegelt ist, aber es könnte so sein … Ich möchte aber hinzufügen, dass die Art und Weise, wie wir auftreten und Fußball spielen, aber ebenfalls eine Rolle spielt. Die Leute wollen eine ansehnliche Darbietung. Die Leistung zu Hause gegen die Slowakei hat unheimlich gutgetan. Das ist eigentlich sogar positiver als ein 0:0. Klar, wir hätten den Punkt gerne mitgenommen, weil wir uns gut präsentiert haben.
Würde es Sie mehr stören, punktlos dazustehen, oder nur ein Tor geschossen zu haben?
Sicherlich nur ein Tor geschossen zu haben. Ich werde jetzt nicht träumen oder Blumen ins Gewehr stecken, aber die Manier, wie wir spielen, ist wichtig. Das Publikum will unterhalten werden. Klar brauchen wir in Zukunft auch Ergebnisse. Im März gegen Malta ganz bestimmt.
Man spürte, dass Trainer Jeff Strasser nach Spielende ebenfalls enttäuscht war.
Er wurde ins kalte Wasser geworfen. Es ist ein bisschen das Los eines Nationaltrainers. Die Spieler sind nur wenige Tage vorher da und gleich nach den Spielen wieder weg. Die Vorbereitung ist kurz. Natürlich weiß er, mit wem er es zu tun hat, aber es bleibt nicht unbedingt die Zeit, die er sich wünschen würde, um mit den Jungs zu arbeiten. Ich kenne ihn schon sehr lange. Er ist ein Siegertyp – das war er schon immer. Ich habe ihm nach dem Heimspiel gegen die Slowakei meine Glückwünsche ausgesprochen, aber er dachte an die Niederlage. Das wird allerdings noch öfters vorkommen, da spreche ich aus Erfahrung …
Wie bewerten Sie seine Arbeit der ersten Wochen?
Er ist sehr pragmatisch und professionell. Man sieht, dass er Profitrainer war, bevor sein medizinisches Problem auftauchte. Er hat die gleiche Einstellung, wie er sie als Spieler hatte. Er war nicht der talentierteste, aber er hat hart gearbeitet. Das zeichnet ihn auch als Trainer aus. Nicht viele Menschen kennen ihn wirklich. Er hat nicht das beste Bild auf der Trainerbank in Niederkorn abgegeben, aber er ist hochintelligent und weiß, dass man zu einem bestimmten Moment auch Ergebnisse liefern muss. Er spricht viel mit den Spielern, ist morgens der Erste, der in Monnerich im Büro ist. Ich finde es wichtig, dass er sich so stark für die Fußballschule interessiert. Um zusammenzufassen: Bislang ist es positiv, mit Ausnahme der Punkte.
U21 verliert in Unterzahl
Es ist wie verhext. Nachdem die A-Auswahl vergangene Woche lange zu zehnt auskommen musste, gab es bei der EM-Qualifikation der U21 in Island am Dienstag ebenfalls einen Platzverweis: Djabi Embalo sah in der 90. Gelb-Rot. Die Auswahl von Mario Mutsch lieferte sich einen harten Kampf, schaffte in der ersten Hälfte den Ausgleich durch Videira. Im zweiten Durchgang sicherte sich Island dann die drei Punkte.
De Jeff huet dem Paul Philipp sein Niveau vun deemols
errecht, Niederlagen akasséieren, typesch fir Luxusburg.
Ansonsten dreimol neischt.