Noah Lyles, Femke Bol, Armand Duplantis, Julien Alfred: Wenn am Donnerstagabend in Zürich die großen Stars der Leichtathletik um die Diamond-League-Titel kämpfen, ist auch Patrizia Van der Weken dabei. Die Luxemburger Sprinterin hat es trotz einer schwierigen Saison ins große Finale der 100-Meter-Sprinterinnen (20.02 Uhr) geschafft. Ein Erfolg, der sie nach einem von Rückschlägen geprägten Sommer besonders freut. „Ich hatte 100 Millionen kleine Probleme. Es lief einfach nicht rund“, sagt die 25-Jährige. „Ich bin stolz, dass ich es trotz komplizierter Saison hierhin geschafft habe.“
Dabei hatte das Jahr von Van der Weken erfolgreich begonnen, mit den Bronzemedaillen bei der Hallen-EM und -WM im März. Doch gleich nach der Weltmeisterschaft in China wurde sie krank, und seither reihten sich kleinere gesundheitliche Probleme aneinander. „Ich hatte jede Woche irgendetwas, das nicht passte. Ich war andauernd damit beschäftigt, diese Dinge in den Griff zu bekommen“, blickt sie zurück. „Im Training habe ich dann stagniert, weil ich nicht das nötige Volumen machen und die Geschwindigkeit entwickeln konnte. Es ging einfach nicht. Mein Körper war nicht dazu in der Lage.“
Den Kopf nicht in den Sand gesteckt
Im Mai lief sie zum Saisonauftakt bei der Diamond League in Doha noch starke 11,05 Sekunden. Nach ihrem erfolgreichen Winter war es für sie danach schwer zu akzeptieren, dass der „Fortschritt nicht immer linear verläuft“. „Nicht den Kopf in den Sand zu stecken, war schwierig“, so Van der Weken. „Ich hätte auch den leichten Weg wählen und sagen können: ‚Ok, das war’s. Ich beende meine Saison.’ Das habe ich aber als zu leicht empfunden.“
Stattdessen versuchte sie, die Probleme in den Griff zu bekommen. Aus der Zeit nimmt sie auch Positives mit. In den letzten Jahren war auf den 100 Metern vor allem die zweite Rennhälfte ihre große Stärke, während sie sich beim Start im Vergleich zu den anderen Top-Athletinnen schwerer tat – etwas, das sich inzwischen geändert hat.
Ich bin stolz, dass ich es trotz dieser komplizierten Saison hierhin geschafft habe
„Bei der Diamond League in Brüssel waren meine ersten 30 Meter so gut wie noch nie“, erklärt Van der Weken. „Danach war es, als würde mein Nervensystem sagen: ‚Stopp, was machen wir jetzt gerade?’ Das liegt einfach daran, dass ich im Training nicht genug gelaufen bin. Aber anscheinend kann ich mittlerweile gut starten. Das freut mich, denn daran haben wir hart gearbeitet. Ich muss es jetzt hinbekommen, auch den zweiten Teil wieder gut abzurufen.“
In der Diamond League hat es Van der Weken bei vier Teilnahmen in diesem Jahr trotz allem geschafft, im Ranking Star-Athletinnen wie die amtierende Weltmeisterin Sha’Carri Richardson (USA) oder auch die jamaikanische Sprintlegende Shelly-Ann Fraser-Price hinter sich zu lassen. Beide verpassen das Finale am Donnerstagabend, das unter anderem mit Olympiasiegerin Julien Alfred (St. Lucia) und Europameisterin Dina Asher-Smith (Großbritannien) aber enorm stark besetzt ist.
Katastrophale Wetterbedingungen
Für Van der Weken ist es die zweite Finalteilnahme in Folge. Dass sie in Zürich antreten kann, erfuhr sie erst am Sonntag, zwei Tage nach dem letzten Rennen in Brüssel. Im Anschluss hatte sie als Neunte der Gesamtwertung noch knapp außerhalb der Qualifikationsplätze gelegen (im Finale starten die Top acht der Saison sowie eine Wild Card). „Meine Managerin fragte mich, ob ich einspringen würde, falls kurzfristig ein Platz frei wird. Ich stimmte zu. Dann wurde tatsächlich ein Platz frei, sodass ich in die Startliste nachgerutscht bin.“
In Zürich konzentriert sie sich nun darauf, sich auf die WM in Tokio in knapp zwei Wochen einzustimmen. Ihr Ergebniswunsch? „Einmal ein gutes, technisch sauberes Rennen laufen – auch wenn die Bedingungen katastrophal sein werden.“
Für Donnerstagabend ist in Zürich Starkregen angekündigt. „Es wird sehr unangenehm sein, unter diesen Bedingungen zu laufen. Vielleicht haben deswegen aber einige Läuferinnen weniger Lust – mich kann das nur in eine vorteilhafte Position bringen“, so Van der Weken. „Ich versuche, das Wetter auszublenden. Es wird natürlich schwierig, eine schnelle Zeit zu laufen. Ich will mich einfach so gut wie möglich platzieren.“
Die Startliste 100 m (F)
Julien Alfred (LCA/Season Best: 10,75 Sekunden)
Dina Asher-Smith (GBR/10,93)
Tia Clayton (JAM/10,82)
Zoe Hobbs (NZL/10,94)
Salomé Kora (CH/11,10)
Maia McCoy (USA/10,96)
Jacious Sears (USA/10,85)
Marie-Josée Ta Lou-Smith (CIV/10,87)
Patrizia Van der Weken (L/11,05)
De Maart

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