Donnerstag20. November 2025

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FußballParty-Alarm im Urlaubsparadies: Curaçao fährt zur WM

Fußball / Party-Alarm im Urlaubsparadies: Curaçao fährt zur WM
Curaçao wird die kleinste Nation sein, die je an einer WM-Endrunde teilgenommen hat Foto: AFP (Ricardo Makyn)

Curaçao schreibt Geschichte und fährt zur WM – im Urlaubsparadies herrscht Party-Stimmung.

Curaçaos Fußball-Helden weinten vor Glück, sie fielen sich jubelnd um den Hals, tanzten wild in der Kabine, die mitgereisten Fans stürmten selig den Platz – und in der Heimat zündeten sie ein Feuerwerk. Dutzende Raketen erhellten den Nachthimmel über der Hauptstadt Willemstad, als 1.000 Kilometer entfernt auf Jamaika der erlösende Schlusspfiff ertönte und klar war: Curaçao fährt zum ersten Mal zur WM. Und im Urlaubsparadies herrschte Party-Alarm.

„Wir haben das Unmögliche möglich gemacht“, sagte Stürmer Kenji Gorré nach dem entscheidenden 0:0 gegen den Verfolger Jamaika in Kingston und brüllte seine Freude in die TV-Kameras: „Mir fehlen die Worte. Ein Traum wird wahr. Ich bin so stolz auf die Jungs.“ Und Sherel Floranus meinte nach der Sensation: „Wir haben Geschichte geschrieben. Die Insel ist glücklich.“

Und wie. In den zahlreichen Bars und Restaurants der kleinen Karibik-Insel machten die Fans die Nacht zum Tage, die „Blaue Welle“ genannte Nationalmannschaft löste Ekstase pur aus, hupende Autokorsos zogen durch Willemstad. Im nächsten Sommer wird Curaçao, das ja vor allem als Urlaubsparadies mit atemberaubenden Stränden, mehr als 3.000 Sonnenstunden pro Jahr und für die vielen bunten Cocktails bekannt ist, die kleinste Nation sein, die je an einer WM-Endrunde teilgenommen hat. Rund 150.000 Menschen leben auf der ehemaligen niederländischen Kolonie Curaçao.

Infantino gratuliert

Selbst FIFA-Präsident Gianni Infantino gratulierte nach dem gelungenen Coup. „Feiert euren unglaublichen Erfolg, und wir freuen uns darauf, euch nächstes Jahr bei uns begrüßen zu dürfen“, schrieb er in den sozialen Medien. Einige unter den 400 mitgereisten Fans hatten sogar schon nachgebildete WM-Pokale dabei und hielten sie nach der Partie stolz in die Luft. Nach der Rückkehr aus Jamaika sollte die Mannschaft noch am Mittwoch mit einer Siegesparade durch Willemstad gefeiert werden, der Curaçao Chronicle schrieb vom „Spiel des Jahrhunderts“.

Die Karibik steht kopf. Dabei fehlte Nationaltrainer Dick Advocaat beim Thriller in Kingston aus familiären Gründen, doch auch ohne den ehemaligen Bondscoach verteidigte sein Team das 0:0 – mit einem Sieg wäre Jamaika zum XXL-Turnier in den USA, Mexiko und Kanada gefahren. So müssen die „Reggae Boys“ den Umweg über ein Play-off-Turnier nehmen.

„Wir sind einfach eine Familie“, sagte Livano Comenencia unlängst über das Erfolgsgeheimnis des Fußball-Zwergs. Und neben dem Zusammenhalt setzt Advocaat, der bereits mit den Niederlanden und Südkorea bei Weltmeisterschaften dabei war, noch auf ein anderes naheliegendes Konzept: Der „kleine General“ bedient sich an der Kolonialgeschichte Curaçaos und setzt auf in den Niederlanden ausgebildete Nationalspieler.

Ein Großteil der Mannschaft wurde in den Niederlanden geboren, die meisten stehen bei Klubs in Europa unter Vertrag. Obwohl die „Blaue Welle“ zusammengewürfelt ist, spricht Advocaat von einer „einzigartigen Truppe“, das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Leidenschaft des Teams seien „beeindruckend“. Und feiern können sie auch.