Panic Saturday

Verstopfte Straßen, verstopfte U-Bahn und eine Riesenschlange vor „Victoria’s Secret“ in der Bond Street. Zwei Blocks umfasst die Warteschlange, Prominente sind keine zu sehen, dafür ein Haufen Frauen mit Tätowierungen an Hals, Nacken und Ausschnitt. Wer weiß, wie schwer es ist, in einer Großstadt wie London einen ordentlichen Mann zu finden, kann die Entschlossenheit verstehen, mit der die Damenwelt in dieser Schlange ausharrt, vom Stellungskrieg und den brutalen Umgangsformen in den Umkleidekabinen gar nicht erst zu reden.

Daneben gibt es Menschen, die an einem solchen Samstag auf den Tribünen der Fußballstadien ihr Heil suchen. Immerhin hat man in England den Fußball den gesellschaftlich-sozialen Umständen angepasst und dafür gesorgt, dass man hier sein Geld ebenso schnell los wird wie bei Harrod’s oder sonst wo. Die U-Bahn nach White City, zur Loftus Road, dem Stadion der Queens Park Rangers, oder nach Upton Park, zum Stadion von West Ham, sind ebenso überfüllt wie der Bürgersteig der Regent Street von Piccadilly Circus hinauf zur Oxford Street.

In den Strafräumen herrscht Hochbetrieb und bei Eckbällen wird gehalten, getreten und gezogen, genauso wie bei Victoria’s Secret, nur dass man hier mehr Tätowierungen sieht und Frisuren, die eine Frau von Welt nicht einmal zu einer Ziggy-Stardust-Party tragen würde.

Da in den Strafräumen ohnehin kein Durchkommen mehr ist, verzichten viele Manager darauf, mehr als einen Stürmer einzusetzen. Pellegrini bei City verzichtete ganz auf einen Stürmer, denn alle vier sind verletzt, das hat man davon, wenn man in vier Jahren nur knapp eine Milliarde Pfund (!) für Spieler ausgeben darf. Die nächste Fußballrunde ist Freitag, den 26. Dezember. Boxing-Day, sagen die Engländer. Ein Fußballtag traditionell reserviert für die Männer. So wie Victoria’s Secret für Frauen. Nur dass hier mehr getrunken, aber weniger gezankt und gestritten wird.