Montag20. Oktober 2025

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SchwimmenOlympia 2028: Warum sich Julien Henx „nicht alt“ fühlt

Schwimmen / Olympia 2028: Warum sich Julien Henx „nicht alt“ fühlt
Julien Henx bestätigte noch einmal, wie hoch das Niveau im Becken der JPEE wirklich war Foto: Editpress/Mélanie Maps

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Mitte April dieses Jahres gab es die Bestätigung: Die 50 Meter Schmetterling werden 2028 auf dem Programm der Olympischen Spiele in Los Angeles stehen. Was das für den 29-jährigen Luxemburger Julien Henx bedeutet – der nicht mit dieser Chance gerechnet hatte –, erzählte er im Interview.

Tageblatt: Die JPEE sind vorbei. Welche Bilanz haben Sie von der Wettkampfwoche in Andorra gezogen?

Julien Henx: Es war eine mega Woche. Etwas komisch für mich war, dass ich auf den Einzelstrecken zweimal Vierter und einmal Dritter wurde – auf Strecken, auf denen ich früher immer gewonnen hatte. Das zeigt, wie sehr das Niveau der Wettkämpfe gestiegen ist. Die 50 Meter Schmetterling morgens zu schwimmen, ist auch ungewohnt und schwerer. Insgesamt aber kann ich nur sagen, wie cool die Stimmung war, obschon unsere Tage super lang waren und eigentlich nur aus schwimmen, essen und schlafen bestanden haben. Doch es sind eben die Menschen und das Zusammenleben, was man von so einer Woche zurückbehält. Am Donnerstag der JPEE war ich so froh, über 50 m Freistil Bronze geholt zu haben: Früher wäre ich damit nie zufrieden gewesen. Es war ein schweres Jahr, aber ich bin auf einem guten Weg. Wir haben entschieden, auf die 100 und 200 Freistil überzugehen, weil noch nicht feststand, dass 50 m Schmetterling olympisch werden würde. Jetzt werden wir wohl wieder etwas umstellen …

Was sind die Unterschiede auf den 50er- und 100er-Strecken?

Es ist etwas ganz anderes, eine andere Welt. Einen 100er gehe ich über eine Sekunde langsamer an, das ist enorm. Ein 50er geht nicht in die Reserven, es ist reine Schnellkraft. Ich atme auch gar nicht: Beim Sprint bleibt der Kopf unter Wasser. Das liegt mir auch – vom Start bis zum Gleiten unter Wasser. Für den 100er braucht es ein viel größeres Volumen. Man schöpft 30 Sekunden lang aus der Reserve. Ich sehe es so: Sport muss auch Spaß machen. Ich wurde in meiner Jugend in Richtung Freistil gedrängt, weil es olympische Strecken waren, obschon Schmetterling meine Stärke ist. Jetzt bietet sich die Chance, das bei Olympia einmal auszuleben. Für mich besteht aber noch die Frage: Machen wir es und wie machen wir es?

Wie haben Sie davon erfahren, dass Ihre Paradestrecke zum Programm bei LA2028 gehört?

Instagram. Am Anfnag dachte ich, es wären „Fake News“. Aber dann teilten es andere Schwimmer und erste Artikel dazu erschienen. Ich war gerade mit den Sharks Luxembourg in Neapel bei einem Trainingslager angekommen und muss zugeben, dass ich einen Tag später wirklich niedergeschlagen war. Ich stand vor dem Becken und sagte mir, dass ich noch dreieinhalb Jahre trainieren muss – aber ich hatte schon mit mir selbst abgemacht, dass ich nur noch ein Jahr schwimmen würde. Irgendwann muss ich ja auch arbeiten gehen. Ich wäre froh, wenn alle Partner mitziehen würden. Es wäre ein riesiges Projekt über drei Jahre, bei dem ich mich selbst übertreffen müsste. Die provisorische Norm liegt bei 23,34 Sekunden. Das ist 21 Hundertstel von meiner Bestzeit von vor zwei Jahren entfernt. In den letzten beiden Jahren lag der Fokus wegen Olympia auf den 50 m Freistil. Ich habe vielleicht etwas eingebüßt: Es wird nicht in zwei Monaten wieder alles beim Alten sein. Ich fühle mich nicht alt. Andererseits mache das mittlerweile seit 14 Jahren – mein halbes Leben lang. Jetzt wären es noch einmal drei Jahre. Die Entscheidung liegt nicht nur bei mir. Ich brauche Hilfe, wenn ich es durchziehen will. Das wird nicht in einem einzigen Gespräch gehen. Ohne das COSL und die Armee wäre ich nicht hier – und bin ihnen extrem dankbar. 

Die Entscheidung ist also noch nicht gefallen. Sie haben allerdings angesprochen, irgendwann arbeiten zu wollen. Was können Sie sich für die Zukunft vorstellen?

Ich habe das Staatsexamen bereits geschafft. Der Plan war eigentlich, zur Polizei zu gehen. Die Information, dass 50 Meter Schmetterling olympisch sein wird, kam dazwischen. Jetzt müssen wir das alles überdenken.