Sonntag19. Oktober 2025

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Formel EOlivier Rowland: „Der Weltmeistertitel wäre die Krönung“

Formel E / Olivier Rowland: „Der Weltmeistertitel wäre die Krönung“
Oliver Rowland mit seinem Nissan e-4ORCE 05 auf Siegesfahrt in Monaco Foto: Norbert und Fernande Nickels

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Um den 32-jährigen Briten Oliver Rowland führt momentan in der Formel E kein Weg vorbei. Nach 11 von 16 Rennen der Formel-E-Saison führt er unangefochten mit 171 Punkten vor dem Zweitplatzierten und amtierenden Formel-E-Weltmeister Pascal Wehrlein mit 103 Punkten.

Bei den Doppelevents in Monaco und Tokio haben Oliver Rowland und sein Nissan Team erneut ihren Kampfgeist und ihre Strategie-Cleverness unter Beweis gestellt. Mit dier von vier möglichen Polepositions und zwei ersten und zwei zweiten Plätzen in den Rennen konnte Rowland seine Führungsposition weiter bedeutend ausbauen. Bei nur noch fünf ausstehenden Rennen wird es wohl schwierig werden, ihm den Titel noch streitig zu machen. Doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass in der Formel E nichts unmöglich ist. Das Tageblatt führte am Vortag des Formel-E-Königsevents in Monaco ein Exklusiv-Interview mit dem zurückhaltenden und oft unterschätzten Briten.

Tageblatt: Sie hatten einen beeindruckenden Saisonstart. Was können Sie uns hierzu sagen?

Oliver Rowland: Ja, mit etwas weniger Pech hätte ich gleich die ersten vier Rennen der Saison gewinnen können. Mit einem gesunden Vorsprung zu diesem Zeitpunkt der Saison zu führen, ist schon ein gutes Gefühl. Dennoch müssen wir konzentriert bleiben und weiter pushen. Das Auto ist gut und ich bin eigentlich sehr zuversichtlich.

Der Kurs hier in Monaco liegt Ihnen. Sie haben hier einige gute Erinnerungen?

Ja, das stimmt. Ich habe hier schon einige Go-Kart-Rennen bestritten. In der Formel 2 habe ich hier gewonnen und in der Formel E bin ich schon mal Zweiter geworden, aber das ist alles schon etwas her und somit wird es Zeit, dass ich hier wieder auf dem Podium stehe. (Dieser Wunsch ging dann an den folgenden beiden Tagen gleich zweimal mit einem ersten und einem zweiten Platz in Erfüllung, Anm. d. Red.)

Was macht Ihren Nissan dieses Jahr so stark? Ist es das Chassis oder der Motor?

Die Antwort ist ganz einfach: Alles zusammen! Wir haben so viele Techniker, die sich um den Antrieb kümmern und all die Ingenieure, die an der Chassis-Abstimmung tüfteln und dann, nicht zu vergessen, die Mechaniker, die alles zusammenbauen, und natürlich die Piloten. Es geht darum, alles perfekt zusammenzubekommen, und ich glaube, wir sind dabei, dies zu erreichen. Seit den anderthalb Jahren, wo ich jetzt bei Nissan (wieder zurück) bin, haben wir die Entwicklung gut vorangetrieben und ich habe es fertiggebracht, das Auto optimal auf mich abzustimmen.

Wie Sie eben sagten, haben Sie den Nissan auf Sie abgestimmt. Bis zum 5. Rennen in Miami haben Sie alle Punkte – und das waren sehr viele – für Nissan geholt. Ihr Teamkollege Norman Nato ging leer aus. Gibt es bei Nissan in der Formel E das genau gleiche Phänomen wie bei Red Bull in der Formel 1, wo nur einer der beiden Fahrer alle Punkte holt?

Mein Teamkollege Norman Nato ist schnell und macht einen sehr guten Job, nur hat bei ihm in den meisten Rennen nicht alles zusammengepasst. Beim Rennen in Miami hat er gezeigt, dass er „bei der Musik dabei ist“ und ich bin überzeugt, dass er für den Rest der Saison weiter abliefern wird.

Dieses Jahr kommt zum ersten Mal der Gen3-Evo-Renner zum Einsatz. Was sind die Hauptunterschiede zum Auto der Generation 3?

Den größten Unterschied machen der Vierradantrieb und die neuen Reifen von Hankook, die viel mehr Grip haben, was vor allem beim Qualifying eine große Verbesserung darstellt. Hier gilt es, in nur einer Runde alles auf den Punkt zu bringen, und genau dies ist die große Challenge.

Wenn über die Formel E berichtet wird, dann spricht man viel von Porsche, DS-Penske und Jaguar und von deren Piloten als Favoriten. Sie werden fälschlicherweise oft vergessen. Dabei hätten Sie schon letztes Jahr sehr wohl Formel-E-Weltmeister werden können.

Das stimmt. Ohne die falsche Energie-Kalkulation unseres Teams in Misano und die Tatsache, dass ich aus gesundheitlichen Gründen die wei Rennen in Portland auslassen musste, haben mich wohl um die Titelchance gebracht, aber das ist nun mal Motorsport. Was die Leute im Vorfeld und im Nachhinein zu den Rennen denken, sagen und schreiben, ist mir eigentlich egal, ich konzentriere mich einfach auf meinen Job!

Dieses Jahr sieht es ja glücklicherweise für Sie bis dato sehr aussichtsreich aus.

Das ist richtig. Momentan können wir uns nichts anderes wünschen als das, was wir zurzeit haben!

Wie sehen Sie Ihre Chancen bei den kommenden Rennen?

In Jakarta bin ich noch nicht mit Nissan gefahren, sodass dies ein Fragezeichen bleibt. Das Flugplatzrennen in Berlin (Doppelevent) hat uns noch nie so richtig gelegen. Die beiden letzten Läufe in der Excel-Halle in London sind mittelgut für uns. Wir haben zwar vergangenes Jahr ein Rennen dort gewonnen, aber wir waren nie wirklich die Schnellsten.

Wen betrachten Sie als Ihren schärfsten Konkurrenten für den diesjährigen Titel?

Die beiden Porsche-Piloten Wehrlein und da Costa werden wohl die schärfsten Gegner sein. Vielleicht auch Jake Dennis, aber der punktet zu unbeständig. Also wenn ich einen Namen nennen soll, dann ist es der amtierende Champion Pascal Wehrlein.

Gibt es irgendeine Motorsport-Serie, in der Sie unbedingt vor Ihrem Karriereende noch einmal starten möchten?

Nicht wirklich in einer Formel-Serie … Wissen Sie, ich wäre ganz gerne ein Moto-GP-Pilot geworden; ich bin ein ganz großer Fan der Moto GP. (grinst) Ich glaube aber, dass es für mich ein bisschen zu spät ist, um noch umzusatteln.

Dann würden Sie ja genau den umgekehrten Weg gehen wie Valentino Rossi, der ja vom Motorrad auf den Rennwagen umgestiegen ist. Aber vielleicht wäre ja der Langstreckensport, in dem Rossi auch fährt, etwas für Sie?

Ja, vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt, denn jetzt sind Formel E und WEC nur schwierig kombinierbar. Sie sehen ja, dass alle Piloten die in der Formel E mit vorne dabei sind, sich voll auf diese Serie konzentrieren.

In Ihrer bisherigen Karriere haben Sie bereits viele Rennen in vielen verschiedenen Serien bestritten. Über welche Erfolge sind Sie ganz besonders stolz?

Mein Titel 2015 in der World Series by Renault 3,5L war schon stark. Dann mein Monaco-Sieg und der dritte Platz in der Gesamtwertung der Formel 2 2017 und natürlich jeder einzelne meiner Siege hier in der Formel E. Der Fahrertitel in der Formel E wäre natürlich die Krönung meiner Karriere!

Gesamtwertung

Formel E: 1. Oliver Rowland  (Nissan) 171 Punkte, 2. Pascal Wehrlein (Porsche) 103, 3. Antonio Felix da Costa (Porsche) 88, 4. Taylor Barnard (Mc-Laren-Nissan) 86, 5. Jean Eric Vergne (DS-Penske) 74

Ein gewohntes Bild dieses Jahr: Oliver Rowland (Nissan) ganz oben auf dem Podium – hier mit Nick De Vries (Mahindra) und Jake Dennis (Andretti)
Ein gewohntes Bild dieses Jahr: Oliver Rowland (Nissan) ganz oben auf dem Podium – hier mit Nick De Vries (Mahindra) und Jake Dennis (Andretti) Foto: Norbert und Fernande Nickels
Tabellenführer Oliver Rowland im Tageblatt-Interview
Tabellenführer Oliver Rowland im Tageblatt-Interview Foto: Norbert und Fernande Nickels