Was wäre Jeunesse in dieser Saison ohne Ibrahimovic? Alleine die Statistik gibt Aufklärung. 13 von 22 Jeunesse-Toren gehen auf das Konto des 25-Jährigen. Keine BGL-Ligue-Mannschaft ist so abhängig von den Toren ihres Topstürmers wie der Rekordmeister. Drei der vier Saisonsiege wurden vor allem durch die gute Tagesform von „Ibra“ ermöglicht. Bei den Erfolgen gegen Wiltz, Hesperingen und Racing Lëtzebuerg traf er gleich dreifach.
Auch am Sonntag traf er gegen Canach doppelt und rettete seinem Verein wieder einmal einen Punkt.
Tageblatt: Sanel, trotz deiner herausragenden Trefferquote tritt Jeunesse auf der Stelle. Wie erklärst du dir den durchwachsenen Saisonstart?
Sanel Ibrahimovic: „Das Problem ist, dass wir einfach kein Glück haben. Gegen Hamm und Canach fällt der Ausgleich in den Schlusssekunden, gegen Niederkorn liefern wir ein tolles Spiel und verlieren. Es fehlt uns an Aggressivität, Intelligenz und Erfahrung. Es tut mir wirklich leid für den Trainer. Dan Theis gibt alles und gibt auch jedem Spieler eine Chance. Er ist genau der Mann, den wir brauchen, aber leider stimmen die Resultate nicht. Wir arbeiten viel, aber es reicht noch nicht.“
„Wir müssen klüger werden“
Ist die Abhängigkeit von deinen Toren nicht beängstigend?
„Ich kann es mir auch nicht erklären, warum ich fast der Einzige bin, der Tore schießt. Aber die Mannschaft arbeitet sehr gut für mich. Ich bekomme bessere Bälle als letzte Saison und habe mehr Platz. Oft muss ich einfach nur den Fuß hinhalten. Zudem vertraut der Trainer mir. Auch wenn ich mal einen schlechteren Tag erwische, baut er im nächsten Spiel auf mich. Er ist genau der Trainer, den ich brauche. Er kennt mich und ich kenne ihn.“
Letzte Saison habt ihr insgesamt nur 25 Treffer kassiert, in dieser Saison musste Marc Oberweis nach zwölf Spieltagen schon 19-mal hinter sich greifen. Wie erklärst du dir das?
„19 Gegentore sind für eine ganze Saison o.k., aber nicht für eine Hinrunde. Alleine gegen den Racing, der insgesamt nur sieben Tore erzielt hat, kassierten wir drei Treffer. Das ist nicht normal. Elf Mann müssen verteidigen, nicht nur die Abwehrspieler. Vor allem bei Standards stehen wir schlecht. Gegen Differdingen haben wir zu Beginn das Spiel gemacht, sie bekommen einen Freistoß, und es steht 1:0. In solchen Situationen müssen wir klüger werden.“
Vor der Saison wurde Platz 3 als Ziel ausgegeben. War das ein bisschen hoch gegriffen?
„Unser Ziel bleibt der dritte Platz. Wir haben nur vier Punkte Rückstand auf Niederkorn. Es ist schon eine komische Meisterschaft. Am letzten Wochenende spielt Düdelingen nur unentschieden gegen Racing. Differdingen, von dem ich vor der Saison so einiges erwartete habe, ging bereits fünfmal als Verlierer vom Platz. Fola und Düdelingen sind nicht viel stärker als wir, aber die können auch mal ein Spiel mit 1:0 gewinnen, wir nicht.“
In der Zwischensaison verließen mit Miceli und Benajiba zwei Stammspieler den Verein. Von den neuen spielt nur Kintziger regelmäßig von Beginn an. Wurde vor dem Saisonstart nicht genug auf dem Transfermarkt getan?
„Es ist richtig, dass wir mehr Spieler verloren haben, als wir verpflichtet haben. Das ist die Politik des Vereins und es nicht meine Aufgabe, dies zu beurteilen. Eins ist sicher, die Mannschaft hat Qualität. Das haben wir in der Europa League bewiesen und auch beim Pokalgewinn, denn in dieser Mannschaft stand mit Damien Miceli nur ein Spieler, der den Verein verlassen hat. Leider sagt die Tabelle nichts über unsere Qualität aus.“
Bei eurem letzten Auswärtsspiel in Canach waren nur 185 Zuschauer anwesend. Ist das nicht erschreckend für einen Verein wie Jeunesse?
„Die Fans sind selbstverständlich unzufrieden, genauso wie wir. Immerhin unterstützen sie uns zuhause noch immer. Auf der anderen Seite kann ich es verstehen, dass keiner nach Canach kommt. Nichts gegen den Verein, aber dieser Platz ist nicht erstligatauglich. Dort kommt einfach keine Stimmung auf. Als Zuschauer würde ich mir dort auch kein Spiel ansehen.“
Nach der Länderspielpause steigt das Derby gegen Fola. Fühlt ihr euch bereit für diese Auseinandersetzung?
„Ein Derby bleibt ein Derby, egal, wo wir stehen. In den kommenden zwei Wochen werden wir uns zu 100% auf dieses Spiel vorbereiten. Wir dürfen gegen Fola nicht verlieren, wenn wir oben mitspielen wollen. Wir haben schon gezeigt, dass wir sie schlagen können. Und bei der letzten 1:5-Niederlage war die Meisterschaft eh schon vorbei.“
De Maart

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