Das belgische Eintagesrennen Brügge-De Panne ist von zahlreichen schweren Stürzen überschattet worden. Nach 195,6 chaotischen Kilometern wurde der Sieg des kolumbianischen Radprofis Sebastián Molano vom Team UAE Emirates-XRG zur Nebensache. „Dieses Finale ist sehr gefährlich, sehr schnell“, sagte der 30-Jährige im Ziel.
Alles hatte auf dem flachen Terrain auf einen Massenspurt hingedeutet, nachdem der letzte verbliebene Ausreißer, der Niederländer Hartthijs de Vries, vom Feld geschluckt worden war. Auf den letzten fünf Kilometern des Rennens kam es auf dem extrem engen, schwierigen Kurs aber zu gleich drei schweren Massenstürzen, wobei neben vielen weiteren Fahrern auch Topfavorit und Titelverteidiger Jasper Philipsen aus Belgien zu Fall kam.
Molano witterte in der letztlich arg dezimierten Spitzengruppe seine Chance und setzte auf dem Schlusskilometer eine vorentscheidende Attacke. Er siegte vor dem italienischen Topsprinter Jonathan Milan und Madis Mihkels aus Estland – Milan fehlten am Ende wenige Zentimeter. Arthur Kluckers (Tudor Pro Cycling) kam derweil mit einem Rückstand von 2:03 Minuten auf Rang 98 ins Ziel. Alex Kirsch (Lidl-Trek) erreichte das Ziel nicht.
„Angesichts des allgemeinen Durcheinanders habe ich mich für einen langen Sprint entschieden. Das war riskant, aber ich habe schnell gemerkt, dass niemand mein Rad genommen hatte, auch wenn (Jonathan) Milan sehr stark zurückkam“, analysierte der 30-jährige Kolumbianer, der seinen ersten Sieg in dieser Saison feierte.
„Man hat gesehen, dass es extrem hektisch war mit so vielen Sprintern im Peloton“, sagte derweil der Niederländer Dylan Groenewegen, während Milan Kritik übte: „Es gab sehr viele Stürze, ich hoffe, dass es niemandem schlecht geht, das war eines der gefährlichsten Finals, die ich je gefahren bin“, so der Italiener: „Die Strecke ist sehr gefährlich mit den Kurven. Wenn am Ende jeder gewinnen will, passiert so etwas.“
Wenzel in Ausreißergruppe
Radstar Primoz Roglic hat auf der Königsetappe der hochkarätig besetzten Katalonien-Rundfahrt unterdessen einen Tagessieg denkbar knapp verpasst. Der slowenische Kapitän des deutschen Rennstalls Red Bull-Bora-hansgrohe musste sich im engen Finale nur dem spanischen Toptalent Juan Ayuso (UAE Emirates-XRG) geschlagen geben. Dritter wurde Ayusos Landsmann Mikel Landa mit zwei Sekunden Rückstand.
Nach 218,6 äußerst anspruchsvollen Kilometern von Viladécans am Stadtrand von Barcelona bis ins noch schneebedeckte Skigebiet La Molina fiel die Entscheidung im Sprint einer größeren Spitzengruppe – aufgrund des selektiven Kurses etwas überraschend. Roglic und Ayuso brachten dabei einige Meter zwischen sich und die anderen Topfahrer, die Entscheidung fiel dann im Fotofinish.
Ayuso, Teamkollege von Topstar Tadej Pogacar, der nicht in Katalonien am Start ist, krallte sich durch den Sieg auch die Gesamtführung. Der 22-Jährige liegt aber nur sechs Sekunden vor Roglic und elf Sekunden vor Landa.
Michel Ries (Arkéa-B&B Hotels) fuhr an Position 38 mit einem Rückstand von 2:20 Minuten über die Ziellinie und verbessert sich in der Gesamtwertung damit um 27 Plätze. Hier belegt er aktuell Rang 41, mit einem Rückstand von 5:25 Minuten auf Ayuso. Mats Wenzel (Equipo Kern Pharma) befand sich lange in einer Ausreißergruppe, landete in La Molina am Ende auf Rang 77, 13:24 Minuten hinter dem Tagessieger. Im Gesamtklassement belegt er derzeit Platz 66, auf 15:56 Minuten.
Die 104. Volta Ciclista a Catalunya führt vom 24. bis 30. März über insgesamt sieben Etappen und 1.188 Kilometer. Die vierte Etappe am Donnerstag über 188,7 km von Sant Vicenç de Castellet nach Montserrat wird erneut schwierig.
Ergebnisse
Radsport, 49. Classic Brugge – De Panne, Eintagesrennen in Belgien von Brügge nach De Panne (198,9 km): 1. Sebastián Molano (Kolumbien/UAE Emirates-XRG) 4:07:23 Stunden, 2. Jonathan Milan (Italien/Lidl-Trek), 3. Madis Mihkels (Estland/EF Education-EasyPost), 4. Phil Bauhaus (Deutschland/Bahrain Victorious), 5. Erlend Blikra (Norwegen/Uno-X Mobility), 6. Max Kanter (Deutschland/XDS Astana), 7. Alexis Renard (Frankreich/Cofidis), 8. Laurenz Rex (Belgien/Intermarché-Wanty), 9. Dylan Groenewegen (Niederlande/Team Jayco AlUla), 10. Sam Welfsford (Australien/Red Bull-Bora-hansgrohe) alle gleiche Zeit … 98. Arthur Kluckers (Luxemburg/Tudor Pro Cycling) auf 2:03 Minuten … DNF Alex Kirsch (Luxemburg/Lidl-Trek)
Nächstes Gigantenduell: Pogacar startet bei Paris-Roubaix
Die meistdiskutierte Frage des Radsport-Frühjahrs ist beantwortet: Superstar Tadej Pogacar hat sich für einen Start bei Paris-Roubaix entschieden und wird in diesem Jahr erstmals in der „Hölle des Nordens“ antreten. Pogacars Team UAE Emirates-XRG gab am Mittwoch die Teilnahme des Slowenen bei dem Radsport-Monument am 13. April bekannt, bei dem er erneut auf seinen niederländischen Rivalen und Titelverteidiger Mathieu van der Poel treffen wird.
Pogacar und van der Poel, der Paris-Roubaix in den vergangenen beiden Jahren gewonnen hat, werden sich zudem bei der traditionellen Flandern-Rundfahrt am 6. April duellieren. Für seinen Traum vom Sieg bei Paris-Roubaix wird Pogacar nicht wie eigentlich geplant an den beiden Rennen E3 Saxo Classic (28. März) und Gent-Wevelgem (30. März) teilnehmen. Der dreimalige Tour-Sieger habe nach Gesprächen mit dem Team seinen Kalender angepasst, „um sich stattdessen auf die Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix zu konzentrieren, wobei er eine Spitzenplatzierung bei diesen ikonischen Rennen anstrebt“, hieß es.
Im Gegensatz zur Flandern-Rundfahrt fehlen Pogacar in seiner beeindruckenden Statistik noch Triumphe bei Paris-Roubaix und Mailand-Sanremo. Beim längsten Radsport-Klassiker war er am vergangenen Samstag von van der Poel knapp geschlagen worden und auf Platz drei gelandet. Mitte Februar hatte Pogacar seinen Roubaix-Start mit einer Trainingsfahrt durch den Wald von Arenberg angedeutet. Seither war über die Pogacar-Premiere bei der „Königin der Klassiker“ spekuliert worden. (SID)
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