Wie groß ist der Einfluss von Torhütern in der AXA League? Mit dieser Frage beschäftigt sich Tom Janin intensiv. Seit Beginn der Saison analysiert er in der Wiederholung die Spiele aller Mannschaften und erfasst manuell die Torhüterstatistiken. „Ich mache das nicht im Auftrag des Verbandes oder eines Vereins, sondern rein aus persönlichem Interesse“, so der Torwarttrainer der Red Boys. „Mich interessieren dabei die individuellen Leistungen, aber ich wollte auch einen Überblick auf Mannschaftsebene bekommen.“ Seine Ergebnisse sind vielfältig.

Betrachtet man nur die Anzahl der Paraden, führt Standards Schlussmann Sedin Zuzo die Liga an. In den 14 Spielen der Qualifikationsrunde und in 678 Einsatzminuten wehrte der Franzose insgesamt 146 Bälle ab. Er hatte damit maßgeblichen Anteil am Einzug in die Titelgruppe der Hauptstädter. Hinter ihm folgt der Escher Keeper Hugo Figueira mit 135 Paraden. Die Top fünf komplettieren Matej Mudrinjak (Red Boys/126 Paraden), Thierry Hensen (HBD/121) und Grzegorz Czapiewski (Berchem/98).
Allerdings reicht die reine Anzahl an Paraden nicht aus, um die Leistung eines Torhüters objektiv zu bewerten. So verpasste Mudrinjak beispielsweise verletzungsbedingt einige Spiele und kam mit 497 Einsatzminuten auf 181 Minuten weniger als Zuzo, der bei weitem die meiste Einsatzzeit in der Qualifikationsrunde hatte. „Die Paraden sind die eine Sache, man muss sie in Zusammenhang mit der Effizienz setzen“, erklärt Janin. Auch diese Statistik hat er erfasst.
Die höchste Quote verzeichnet in diesem Bereich Mudrinjak. Die Nummer eins im Differdinger Tor bekam in 497 Spielminuten 311 platzierte Würfe auf sein Tor, 126 hat er pariert (inklusive zehn Siebenmetern). Das ergibt eine Quote von 41 Prozent. Auf Platz zwei folgt sein Teamkollege Chris Auger, der von 230 platzierten Versuchen 88 abwehren konnte und so auf 38 Prozent kommt. Zuzo, der in der Gesamtzahl der Paraden vorne liegt, rangiert in dieser Statistik dagegen „nur“ auf Platz fünf, hat allerdings immer noch eine Quote von 33 Prozent. Auf den Plätzen drei und vier stehen Figueira und Hensen mit jeweils 36 Prozent. In dem Effizienz-Ranking werden derweil nur die Torhüter berücksichtigt, die in den 14 Spielen der Qualifikationsrunde mindestens 50 Schüsse auf ihr Tor bekommen haben.
Erfahrene Torhüter auf den vorderen Plätzen

Auffällig ist, dass mit Mudrinjak (31 Jahre), Auger (41), Figueira (45), Hensen (35) und Zuzo (47) die erfahrensten Torhüter sowohl in der Anzahl der Paraden als auch bei der Effizienz vorne liegen. Doch wie spiegeln sich ihre Leistungen in der Tabellenkonstellation der AXA League wider?
Zum Start der Titelgruppe führt Meister Berchem die Tabelle mit 24 Punkten an, gefolgt von den punktgleichen Red Boys (24 Punkte), Düdelingen (22), Esch (14), Käerjeng (13) und Standard (8). Erstellt man eine Teamwertung mit der Leistung der Effektivität der Torhüter, ergibt sich ein anderes Bild: Die Red Boys würden mit einer Quote von 39 Prozent (549 platzierte Schüsse aufs Tor/215 Paraden) die Führung übernehmen, gefolgt vom HBD (34 Prozent), Esch (34 Prozent) und Standard (32 Prozent). Berchem würde mit einer Quote von 31 Prozent (548 platzierte Schüsse aufs Tor/170 Paraden) hingegen auf den fünften Platz abrutschen – der HB Käerjeng sogar ganz aus der Titelgruppe herausfallen. Die Torhüter des HBK kamen in der Qualifikationsrunde bei 609 Würfen auf ihr Tor nur auf 154 Paraden, was einer Quote von 25 Prozent entspricht. Tabellenschlusslicht Rümelingen würde dagegen von dem letzten Platz mit 27 Prozent in die Titelgruppe reinrutschen.
Janins Fazit: „Man kann also nicht unbedingt sagen, dass sich die Leistung der Torhüter direkt in der Tabelle widerspiegelt. Ein starker Keeper kann Spiele entscheiden, aber in einer ganzen Saison spielen viele weitere Faktoren eine Rolle.“ Kommt es zu den entscheidenden Partien in der Titelgruppe und zu eng umkämpften Duellen, können starke Torhüter in den kommenden Monaten aber zum X-Faktor werden.
Im Überblick
Die Torwart-Statistiken der Qualifikationsrunde 2024/25:
Teamranking:
1. Red Boys (215 Paraden/39 Quote)
2. HBD (212/34)
3. Esch (180/34)
4. Standard (174/32)
5. Berchem (170/31)
6. Rümelingen (169/27)
7. Käerjeng (154/25)
8. Diekirch (138/24)
Individuelle Paraden:
1. Sedin Zuzo (Standard) 146 Paraden
2. Hugo Figueira (Esch) 135
3. Matej Mudrinjak (Red Boys) 126
4. Thierry Hensen (HBD) 121
5. Grzegorz Czapiewski (Berchem) 98
6. Matush Lallemang (Käerjeng) 92
7. Chris Auger (Red Boys) 88
8. Mika Herrmann (HBD) 82
9. Eric Post (Diekirch) 76
10. Alessio Avallone (Rümelingen) 74
Individuelle Quote (Minimum 50 Würfe aufs Tor):
1. Matej Mudrinjak (Red Boys) 41 Prozent
2. Chris Auger (Red Boys) 38
3. Hugo Figueira (Esch) 36
4. Thierry Hensen (HBD) 36
5. Sedin Zuzo (Standard) 33
6. Mika Herrmann (HBD) 33
7. Szilveszter Liszkai (Berchem) 33
8. Grzegorz Czapiewski (Berchem) 32
9. Jérémy Guerder (Rümelingen) 31
10. Matush Lallemang (Käerjeng) 30
Tom Janin
Geboren am 11.12.1980
Stationen als aktiver Torhüter (bis 2011): Fraternelle Esch, HB Esch, Red Boys
Nationalmannschaft: 51 Selektionen
Trainerstationen: Torwart- und Co-Trainer der FLH-Auswahlen U17 bis U20 (seit 2021), Torwarttrainer Red-Boys-Herren (seit 2022)
Ausbildung: Handballtrainer A-Lizenz, Torhütertrainer Zertifikatsausbildung DHB
De Maart

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