Mittwoch29. Oktober 2025

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BoxenMichel Erpelding erringt historisches IBA-Gold in Litauen

Boxen / Michel Erpelding erringt historisches IBA-Gold in Litauen
Im litauischen Kaunas holte sich Michel Erpelding sein erstes Gold bei einem IBA-Turnier Foto: Lietuvos bokso federacija

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Seit elf Jahren boxt Michel Erpelding, aber 2022 ist ein entscheidendes Jahr für den 27-Jährigen. Denn der Sportsoldat ist aktuell nicht mehr im COSL-Elitekader und würde so nächstes Jahr die Unterstützung der Armee verlieren. 

Dabei boxt er mittlerweile richtig gut. Das sagen jedenfalls alle seine bisherigen Trainer, aber die Ergebnisse zeigten das nicht. Auch weil Kampfrichter wenig Eindruck von und Respekt vor einem Boxer aus dem kleinen Luxemburg haben. Das könnte sich nach diesem Wochenende etwas geändert haben, denn beim 26. Algirdas-Socikas-Turnier in Litauen gab es sogar viel Lob von den Unparteiischen und dem Turniersupervisor.

Ich boxte richtig gut, wurde von Runde zu Runde besser und machte die Fehler aus dem ersten Kampf im Halbfinale kaum noch, im Finale gar nicht mehr

Michel Erpelding

Der Verband EUBC schreibt: „Der Luxemburger Michel Erpelding schrieb Geschichte für seine kleine Nation, denn er gewann eine fantastische Gold-Medaille im Cruisergewicht (bis 86 kg) in Kaunas.“ Er selber meint: „Es war richtig, richtig gut, lief perfekt. In jeder Hinsicht war das Turnier top.“ Oft auf sich alleine gestellt, hatte er dieses Mal seinen Schweizer Trainer Michael Sommer und auch einen deutschen Richter mit im Team. „Das war Luxus, Weltklasse. Ich boxte richtig gut, wurde von Runde zu Runde besser und machte die Fehler aus dem ersten Kampf im Halbfinale kaum noch, im Finale gar nicht mehr. Die Moral und das Selbstvertrauen wurden auch immer besser“, erklärt der umgängliche Kampfsportler.

„Die Überraschung des Tages“

Nach mehreren harten Treffern von Michel Erpelding (in Rot) brach der Ringrichter das Finale gegen den Polen Tomasz Niedzvieck zugunsten des Luxemburgers ab
Nach mehreren harten Treffern von Michel Erpelding (in Rot) brach der Ringrichter das Finale gegen den Polen Tomasz Niedzvieck zugunsten des Luxemburgers ab Foto: Lietuvos bokso federacija

Obwohl er nach eigener Aussage klar überlegen war, gewann er am Donnerstagabend sein Viertelfinale gegen den Armenier Melkon Melkonyan nur knapp 3:2. Im Halbfinale trat er gegen den Litauer Gelmius Adomkevicius an, doch die Entscheidung war ziemlich eindeutig. Nur noch dessen Landsmann wertete den Gegner besser. Dabei hatte Erpelding vorher viele Zweifel, da noch vor wenigen Monaten in Bulgarien eine starke erste Runde, inklusive Niederschlag des Gegners, von allen fünf Richtern gegen ihn gewertet worden war. Im Finale stand ihm dann der Pole Tomasz Niedzvieck gegenüber, der wie der Litauer im Viertelfinale ein Freilos hatte und so fitter in die drei Runden à drei Minuten ging. „Ich war am Anfang auch etwas lockerer, um gut über die Distanz zu kommen. Der Pole hat bereits viele Kämpfe durch K.o. gewonnen und nach einem Treffer in der zweiten Runde hat mich der Richter dann im Stehen angezählt. Ich dachte nur, der kann mir doch jetzt nicht so den Kampf nehmen und habe danach mehr Gas gegeben.“

In der EUBC-Meldung vom Turnier steht hierzu: „Die Überraschung des Tages. Erpelding landete ernsthafte, harte Treffer und nach seinen Aktionen stoppte der Ringarzt den Kampf.“ Mit einem linken Haken hatte er Niedzvieck jedenfalls erst einen Cut über dem Auge zugefügt und ihn gleich anschließend mit einem rechten Haken so hart getroffen, dass der Kampfrichter ihn anzählte und er bis zum Abbruch nur noch im Rückwärtsgang war.

Das Turnier wurde dabei von vielen Nationen als Vorbereitung für die EM vom 21. bis 31. Mai in Armenien genutzt, bei der Michel Erpelding nach einem zweiwöchigen Trainingslager mit den Italienern ein weiteres Mal überzeugen will. Sein nordirischer Trainer Gerry Storey meinte jedenfalls schon vor Jahren, dass bei ihm irgendwann der Groschen falle. Ein optimistischer Michel Erpelding ist sich sicher, das sei in den letzten Kämpfen passiert.