„Den dritten Titel dieser Saison holen“

Tageblatt: Mit dem Pokalsieg sind Sie im April in die Schlussphase der Saison gestartet. Hat die Deutlichkeit der Siege in den letzten Spielen Ihrer Mannschaft nochmal zusätzliches Selbstvertrauen gegeben?
Marko Stupar (HC Berchem): Der Pokalsieg hat uns einen Push gegeben, für das, was zu dem Zeitpunkt noch vor uns lag. Die Mannschaft weiß aber, dass jedes Match einen anderen Verlauf nimmt. Wir versuchen, uns für Samstag bestmöglich auf jedes Szenario vorzubereiten. Es ist nicht so, dass wir seit dem Pokalsieg in Euphorie leben, es ist aber auch nicht so, dass wir gestresst sein müssen. Es ist ein Spiel und wir werden bereit sein.
In der Titelgruppe hatte Ihre Mannschaft zwischendurch eine Schwächephase, in der sie drei Niederlagen in fünf Spielen einstecken musste. Woran lag das?
Da wir durch die Verletzungen von Yann (Hoffmann), Ben (Majerus) und Scott (Meyers) einen etwas schmaleren Kader haben, hat sich das auch manchmal auf dem Platz gezeigt, wenn dann auch noch bei anderen Spielern Krankheiten, Müdigkeit oder kleinere Verletzungen dazukamen. Wenn aber an einem Tag wie im Pokal mental und physisch alle Kräfte in eine Richtung mobilisiert werden, überzeugen wir auf dem Platz.
Ist Ihre Mannschaft jetzt zum richtigen Zeitpunkt der Saison in Topform?
Ja, das kann man so sagen. Wir sind bereit.
Am letzten Spieltag kommt es nun zum Showdown gegen die Red Boys um den Meistertitel. Wie vergleichen Sie Ihre Saison mit der von den Red Boys?
Ich versuche, mich auf meine Mannschaft zu konzentrieren. Klar habe ich auch die Spiele der Red Boys zu Vorbereitungszwecken verfolgt, aber über den genauen Ablauf ihrer Saison kann ich nichts sagen. Sie hatten, soweit ich mich erinnere, gegen Düdelingen und auswärts gegen uns ein paar Probleme. Zudem gab es zwei überraschende Unentschieden gegen Esch. Zu uns: Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir mit dem Meistertitel in der letzten Saison nicht unser letztes Wort gesprochen haben. Wir wollten in dieser Saison nachlegen und hatten uns einen Plan gemacht, um unser Ziel, drei Titel zu holen, zu erreichen: Supercup, Pokal und Meisterschaft. Mit dem Supercup war die Mannschaft gleich auf der richtigen Strecke. Unterwegs haben uns dann die verletzungsbedingten Ausfälle von Yann Hoffmann, Scott Meyers, Ben Majerus und zwischendurch auch noch Grzegorz Czapiewski richtig wehgetan. Auch andere Spieler waren zwischendurch verletzt, konnten aber weiterspielen. Unser Plan stand aber und daran haben wir festgehalten. Natürlich war es damit schwieriger, ihn umzusetzen. Aber ich persönlich habe zu keinem Zeitpunkt daran gezweifelt, dass die Jungs 200 Prozent geben, um das zu schaffen. Nach dem Supercup und dem Pokal wollen wir jetzt den dritten Titel dieser Saison holen.
Verspüren Sie vor dem entscheidenden Spiel Druck, dieses Triple unbedingt zu schaffen und Ihren Meistertitel zu verteidigen?
Es ist eine gewisse Aufregung da. Das gilt aber nicht nur für dieses Spiel, die Aufregung ist vor jedem anderen Spiel auch da. Ohne dieses Gefühl könnte ich mir auch nicht vorstellen, ein Spiel vorzubereiten. Mich persönlich reizt diese Aufregung, um mein Maximum zu geben und das dann auch in die Mannschaft auszustrahlen. Druck spüre ich aber nicht. Natürlich ist uns der Titel nicht von Gott versprochen – wir müssen kämpfen und es müssen viele Dinge zusammenkommen, damit es am Samstag klappt.
Berchem hat in dieser Saison viermal gegen die Red Boys gespielt – dabei zweimal gewonnen und zweimal verloren. Worauf wird es am Samstag ankommen?
Ich denke, die Mannschaft, die in der Ausführung ihrer Aufgaben disziplinierter ist, wird die größten Chancen haben, ohne Komplikationen durch das Match zu kommen und zu gewinnen.
„Es liegen alle Karten auf dem Tisch“

Tageblatt: Sie haben das letzte Spiel gegen Berchem klar verloren. Spukt die Niederlage im Pokal-Halbfinale vor dem Meisterschafts-Showdown noch in Ihrem Kopf?
Nikola Malesevic (Red Boys): Das Halbfinal-Ergebnis war für uns natürlich entmutigend. Es gibt Spiele, in denen eine Mannschaft die andere innerhalb der ersten 15 Minuten tötet. Das war so ein Spiel. Bei Berchem hatte jeder Spieler einen guten Tag, bei uns jeder einen schlechten. Wir haben zwar in dieser Saison auch andere Spiele verloren, wir waren dabei aber nie so weit weg wie in diesem Pokal-Halbfinale. Wir haben das Spiel analysiert. Solche Tage kommen nur selten vor. Ich bin deswegen guter Dinge, dass sich das am Samstag nicht wiederholen wird.
In Ihrer Mannschaft gab es im vergangenen Sommer viel Bewegung. Fünf neue Spieler, dazu wurden Profis zu Amateuren. Sind Sie mit dem Verlauf der Saison zufrieden?
Wir haben diese Saison damit begonnen, die Mannschaft neu aufzubauen. Zudem haben bis auf Matej Mudrinjak alle Spieler, die vorher Profi waren, angefangen zu arbeiten. Wenn jemand sein ganzes Leben lang Profi war und dann neben dem Handball plötzlich noch arbeiten muss, spiegelt sich das natürlich auch in der individuellen Leistung wider. Das war für die Spieler eine Herausforderung, aber auch für mich als Trainer. Wir mussten Dinge in unserem Spiel und im Training anpassen, um das zu managen und dahin zu kommen, wo wir jetzt sind. Wir haben am Anfang der Saison einfach gespielt und wollten schauen, wohin wir kommen. Die Spieler haben dann gezeigt, welche Qualität sie haben und sind als Team zusammengewachsen.
Wie bewerten Sie Ihre Saison im Vergleich zu der von Berchem?
Unsere Saison war ziemlich korrekt. Wir haben in der ersten Meisterschaftsrunde zwölf Spiele am Stück gewonnen. Die Gruppe hat auf und neben dem Platz nach und nach zusammengefunden und sich spielerisch gesteigert. Bei Berchem brachen natürlich die Verletzung von Yann Hoffmann und Ben Majerus ein bisschen den Rhythmus. Dann sind aber andere qualitativ starke Spieler in ihre Rollen geschlüpft und haben das gut gemacht. Das Gleiche gilt für ihre Torhüter. In der Ligatabelle haben wir jetzt den Vorteil von zwei Punkten. Berchem hat aber nach dem Pokal auch letzte Woche gegen Düdelingen gezeigt, dass sie bereit sind. Wir werden bereit sein, darauf zu antworten.
Sie haben in dieser Saison bereits viermal gegen Berchem gespielt, erwarten Sie am Samstag noch irgendwelche Überraschungen?
Ich denke nicht, dass wir uns am Samstag noch gegenseitig überraschen können. Man kennt sich in- und auswendig, jeder beobachtet die Spieler der anderen Mannschaften während der ganzen Saison. Man spielt zudem vier, fünfmal in der Saison direkt gegeneinander – und es hängt dann oft von der Tagesform ab, wie das Spiel läuft. Ich würde sagen, dass in dem letzten Spiel jetzt keine Mannschaft einen Vor- oder Nachteil hat. Es liegen alle Karten auf dem Tisch – und es wird erneut auf die Tagesform und die Emotionalität der Spieler ankommen.
Die Red Boys warten auf den ersten Meistertitel seit 2016. Gibt es Druck, diesen zu holen?
Da ich nach der Saison in Differdingen aufhöre, würde es mich natürlich sehr freuen, mich mit dem Titel zu verabschieden. Nicht nur für mich, sondern auch für die Spieler, die ihre Karriere beenden. Ich spreche von Chris Auger und Yacine Rahim. Wir würden eine Erinnerung schaffen, die für immer bleibt. Es gibt aber keinen Druck.
Im Überblick
Die Saisonbilanz (AXA League)
Qualifikationsrunde:
Berchem: 1. Tabellenplatz/24 Punkte/11 Siege/2 Unentschieden/1 Niederlage/Torverhältnis 511:377
Red Boys: 2. Tabellenplatz/24 Punkte/12 Siege/1 Niederlage/Torverhältnis 424:340
Die direkten Vergleiche: 33:30-Sieg Red Boys und 28:24-Sieg Berchem
Titelgruppe:
Red Boys: 1. Tabellenplatz/38 Punkte/6 Siege/2 Unentschieden/1 Niederlage/Torverhältnis 254:214
Berchem: 2. Tabellenplatz/36 Punkte/6 Siege/3 Niederlagen/Torverhältnis 320:265
Der direkte Vergleich: 33:32-Sieg Red Boys
So werden die Red Boys Meister: Mit einem Sieg oder einem Unentschieden bleiben die Red Boys in der Tabelle vor Berchem und sind Meister.
So wird Berchem Meister: Mit einem Sieg kann Berchem in der Tabelle die Red Boys überholen. Beide Mannschaften wären dann zwar punktgleich, doch der bessere direkte Vergleich würde Berchem den Meistertitel bescheren.
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