Montag10. November 2025

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Europameisterschaft„Mein Herz ist schwer“: Portugals Fußballerinnen trauern um „einen von uns“

Europameisterschaft / „Mein Herz ist schwer“: Portugals Fußballerinnen trauern um „einen von uns“
Das Ergebnis war für die Portugiesinnen am Donnerstagabend irrelevant Foto: AFP/Sebastien Bozon

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Der Unfalltod von Diogo Jota überschattet auch Portugals EM-Start gegen Spanien, die Spielerinnen trauern um einen engen Wegbegleiter.

Als sich die schwer geschlagenen Portugiesinnen hinter dem schwarzen Gedenkbanner für Diogo Jota versammelten, löste sich ihr Schmerz über die höchste EM-Niederlage in tiefer Trauer auf. „Obrigado por tudo, Diogo Jota! Descansa em Paz“, stand auf dem Tuch, das Kapitänin Carole Costa und ihre Mitspielerinnen im Berner Wankdorf-Stadion zeigten, „danke für alles, ruhe in Frieden“. Mit dem tödlich verunglückten Liverpool-Stürmer verloren viele von ihnen einen treuen Begleiter und Freund des Fußballs der Frauen.

„Es war ein harter Tag für uns“, sagte Nationaltrainer Francisco Neto nach dem 0:5 (0:4) gegen Weltmeister Spanien nur wenige Stunden nach der schrecklichen Nachricht vom Unfalltod von Jota und dessen Bruder André Silva. Neto hatte Jota einst als Assistenzcoach der U19 betreut und ist „in Kontakt geblieben“ mit ihm: „Diogo hat unsere Mannschaft und die Spielerinnen verfolgt, weil er das Land liebte. Er kannte immer unsere Ergebnisse, wenn ich mit ihm sprach.“

In Bern kulminierte die Trauer aus der Heimat, aus Liverpool und der ganzen Fußball-Welt. Bei der Nationalhymne und der Schweigeminute vor dem Spiel, als Jotas Porträt in Schwarz-Weiß auf der Anzeigetafel erschien, hatten viele Tränen in den Augen, Fans erinnerten mit Fotos oder Plakaten an ihr Idol. Nach der erwartbaren sportlichen Abreibung berichteten die Spielerinnen, wie schwer es ihnen gefallen war, überhaupt auf dem Platz zu stehen.

Für immer Nummer 20

„Es ist schwer, mein Herz ist schwer“, sagte Stürmerin Jéssica Silva, „da gibt es viel wichtigere Dinge als Fußball.“ Die Niederlage, mit dem 0:5 gegen Schweden bei der EM 2022 Portugals höchste bei einem großen Turnier, sei „irrelevant“. Angreiferin Diana Silva nannte Jota „einen der Guten“, er habe „immer mit uns gefiebert und uns sehr viel bedeutet. Er ist einer von uns, der Fußball ist ohne ihn ärmer – und wir sind es auch.“

Zur selben Zeit, als die Spielerinnen ihre Trauer öffentlich verarbeiteten, fuhr an einer Kirche in Jotas Heimatort Gondomar der Leichenwagen mit den beiden Särgen vor. Die wenigen Augenzeugen begrüßten ihn mit Applaus, auch hier gab es Tränen. Am Samstag (11.00 Uhr) sollen die Brüder in der Stadt nahe Porto beerdigt werden.

Ihr Vermächtnis bleibt. Das Sportblatt A Bola hob am Freitag beide Fußballer auf den Titel, dazu die Zeile: „You’ll never walk alone“. Das Liverpool Echo nannte Jota „für immer unsere Nummer 20“. Vor den Viertelfinals der Klub-WM wird es weitere Gedenkminuten geben.

Portugals langjährige Kapitänin Dolores Silva leistete am Freitagmorgen via Instagram einen Schwur. „Wir versprechen“, schrieb sie, „dass wir für sie, für euch, für uns und für alle, die uns weiterhin unterstützen, auf das Feld zurückkehren werden. Für Portugal!“ (SID)

Frauen-EM: England will „mehr“

Drei wichtige Stützen des vergangenen Erfolgs fehlen, doch das Ziel von Titelverteidiger England bei der Fußball-EM in der Schweiz ist klar. „Wir wissen zu schätzen, was wir bei der EURO in England erreicht haben, aber das ist jetzt drei Jahre her, und wir wollen weitermachen“, stellte Nationaltrainerin Sarina Wiegman im UEFA-Interview vor dem Auftakt gegen Frankreich am Samstag (21.00 Uhr/ZDF) in Zürich klar.
Daran ändern auch die kurzfristigen Rücktritte und Absagen erfahrener Spielerinnen nichts. Die Nachricht, dass Abwehrchefin Millie Bright aus psychischen und körperlichen Gründen nicht zur Verfügung steht, hatte die Lionesses dennoch schwer getroffen. „Ich bin traurig, dass es ihr gerade nicht gut geht“, sagte Wiegman bei Sky. Die Innenverteidigerin des FC Chelsea hatte Anfang Juni in ihrem Podcast mitgeteilt, dass sie „mental und physisch am Limit“ sei. Rund einen Monat vor der EM hatte Torhüterin Mary Earps, langjährige Nummer eins, bereits überraschend ihren Abschied verkündet. Zudem war Mittelfeldspielerin Fran Kirby ihrer Nicht-Nominierung zuvorgekommen.
Nach den Französinnen, die ohne ihre langjährige Kapitänin Wendie Renard antreten, warten in der Gruppe D die Niederlande und Wales auf die Engländerinnen um Bayern-Mittelfeldspielerin Georgia Stanway. „Ich habe das Gefühl, dass wir gleich zu Beginn drei Endspiele bestreiten werden“, sagte Wiegman: „Wir werden alles geben, um zu zeigen, wie gut wir sind und dass wir unser Niveau auf die nächste Stufe heben können.“