Tageblatt: Sie können auf eine sehr erfolgreiche Leichtathletikkarriere zurückblicken. War die Bronzemedaille in Paris der schönste Moment in Ihrer Karriere?
Tom Habscheid: Es war ein sehr schöner Moment. Bronze bei den Paralympischen Spielen in Paris war zwar das „Top of the top“, aber ich hatte auch andere Momente, die für mich den gleichen Stellenwert haben. Wie zum Beispiel die Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften.
Nachdem Sie nach den Sommerspielen in Tokio das Ende Ihrer aktiven Karriere bekannt gegeben hatten, haben Sie im Mai letzten Jahres Ihr Comeback für die Spiele in Paris bekannt gegeben. Wann war der Moment, bei dem Sie für sich selbst entschieden haben, dass Sie zurückwollen?
Einen ausschlaggebenden Moment gab es nicht. Es war eher eine schleichende Entwicklung, die ich zu dem Zeitpunkt gemacht habe. Ich hatte bereits mit dem Gedanken gespielt, wieder anzufangen. Manche Situationen haben jedoch dazu geführt, dass ich dachte: „Okay, jetzt musst du es machen!“ Verschiedene Leistungen, die ich erbracht habe, haben dies dann bestätigt und mir gezeigt, dass ein Comeback möglich ist. Ich habe gemerkt, dass etwas Größeres dabei herauskommen kann, wenn ich das Trainingspensum von zweimal auf sieben- bis achtmal die Woche steigern würde.
Nachdem Sie so hart gearbeitet hatten, wie groß war die Freude, als Sie mit 38 Jahren endlich Ihre erste olympische Bronzemedaille gewannen?
Es war unbeschreiblich, ein Zusammenspiel verschiedener Gefühle. Ich war einfach froh und erleichtert, dass ich es dann doch noch geschafft hatte, an meinen dritten Paralympischen Spielen eine Medaille zu gewinnen.
Sie sind der erste paralympische Spieler, der zum Sportler des Jahres gewählt wurde. Wie sind die Reaktionen zu Ihrer Ehrung ausgefallen?
Phänomenal. Die Reaktionen waren top. Ich glaube, mein Weg vom Comeback bis zur Auszeichnung zum Sportler des Jahres war eine tolle Werbung für den paralympischen Sport.
Was bedeutet Ihnen dieser Award?
Es bedeutet mir sehr viel. Ich habe immer davon geträumt, war aber immer sehr weit davon entfernt. Ich war öfter nominiert, aber andere Sportler haben die Auszeichnung bekommen. Natürlich habe ich mich für sie gefreut, aber das Gefühl, selbst zum Sportler des Jahres gewählt zu werden, ist unbeschreiblich.
Kehren Sie noch mal zur Leichtathletik zurück oder ziehen Sie jetzt endgültig einen Schlussstrich?
Nein, ich höre endgültig auf. Ich bin jetzt 38. Bei den nächsten Paralympischen Spielen 2028 in Los Angeles wäre ich 42. Ich hab es geschafft, in Paris in die Top 3 zu kommen. Ich bin meinen Ansprüchen gerecht geworden. Es ist zudem sehr fraglich, ob ich diese Leistung noch einmal toppen kann. Ehe ich versage, höre ich lieber auf und konzentriere mich auf meine Arbeit und meine Familie. Meine Kinder machen auch Sport, deshalb stecke ich mein Ego jetzt wieder in die Tasche und genieße mein Leben.
De Maart
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